NAHOST


The Ambassador of Hell
Originaltitel: Safeer gohannam  (سفير جهنم)
Produktion: Ägypten, 1945 (Schwarzweiss)
Nahas Films
Regie: Youssef Wahby.
Cast: Leila Fawzi, Ferdoos Mohammed, Youssef Wahby, Fouad Shafik, Fakher Fakher, Mahmoud El Meliguy.
121 Minuten (NTSC)
Faust goes Kairo: Der diabolisch grinsende Mephistophelesalias "Safeer gohannam", "Der Botschafter der Hölle", sucht sich den ärmlichen Lehrer Samir Habibi aus, um mit ihm seine teuflischen Spiele zu treiben. Er schenkt ihm und seiner Frau Jugend und Reichtum, damit sie sich in der Kairoer "High Society" bewegen können. Doch am Ende bleiben ihnen nur Schrecken und Leid sowie die Erkenntnis, dass die Familie viel wichtiger ist als alle Schätze der Welt. 
Aus Ägypten, dem "Hollywood" Arabiens, kam dieser frühe Horrorfilm — tatsächlich eine ägyptische "Faust"-Variation — von Youssef Wahby, der neben Adel Imam, Farid Al Atrache und Ismail Yassin einer der ganz grossen Namen im arabischen Kino war. Hier inszenierte er, sichtlich inspiriert von Friedrich Wilhem Murnaus Stummfilm-Klassiker "Faust — Eine deutsche Volkssage." von 1926, seine eigene Version der Geschichte, in der er daselbst in bester "Béla-Lugosi"-Manier teuflisch grinsend und mit herrlichem "Overacting" seine üblen Spässe treibt. Wahby stiehlt dabei allen die Schau, wirkt stellenweise so "Lugosi-esk", dass er selbst Martin Landaus "Performance" in Tim Burtons "Ed Wood" in den Schatten stellt und den echten Lugosi wohl den blanken Neid überkommen hätte. Desweiteren gibt es die ägyptische Film-Diva Leila Fawzi ("Ali Baba wa al arbain harame", 1942) und eine Reihe erstaunlich gewagter erotischer Bauchtanz-Nummern zu sehen. Der Film erfuhr bei seinem geplanten Kinostart Zensurprobleme, es drohte gar ein Aufführungsverbot, doch nach einer angedrohten Intervention Youssef Wahbys beim ägyptischen König Farouk, mit dem er befreundet war, konnte der Film schliesslich in den Kinos anlaufen. Im Gegensatz zu Ismail Yassins "Comedy"-Filmen etwa vom Schlage eines "Ismail Yassin Meets Frankenstein" war "Safeer gohannam" mehr auf richtigen Horror fokussiert. Genre-Filme waren (und sind) denn auch dünn gesäät im ägyptischen (und damit auch im pan-arabischen) Raum — erst in den 1980er Jahren kamen sie durch die Werke des jungen Regisseurs Mohammed Shebl ("Fangs"/"Anyab", 1981; "The Amulet"/"The Talisman"/"Al-ta'wîdhah", 1987; "Nightmare"/"Kaboos", 1989; "Love and Revenge... with a Meat Cleaver"/"Gharam wa-intiqam... bis-satur", 1992) sowie Yassin Ismail Yassins ("Prints on the Sea"/"Basamat fawk al maa", 1985; Ismail Yassins Sohn), etwas auf. Die beiden gehörten damit zu den wenigen richtigen Horrorfilm-Spezialisten des arabischen Kinos.



The Red Plume — Genghis Khan
Originaltitel: Kizil tug — "Cengiz Han"
Produktion: Türkei, 1952 (Schwarzweiss)
Atlas-Film
Regie: Aydin G. Arakon.
Cast: Turan Seyfioglu, Mesiha Yelda, Atif Kaptan, Cahit Irgat, Rauf Ulukut, Nebile Teker, Mücap Ofluoglu, Nubar Terziyan, Esref Vural, Müfit Kiper, Vedat Örfi Bengü, Ahmet Üstel, Ferhan Tanseli, Abdurrahman Conkbayir.
75 Minuten (PAL)
Ein Krieger, der allenthalben nur als "Otsukarci", der Namenlose, bekannt ist, freundet sich mit dem jungen Dschingis Khan (türkisch: Cengiz Han) und seinen Schergen an. Als sich ihre Wege trennen und Otsukarci dem Khan eine Gefälligkeit erweist, indem er bei einem lokalen Herrscher monetäre Schulden eintreiben will, springt er aufgrund seiner Ähnlichkeit mit dem furchtsamen Sohn besagten Herrschers bei einem Zweikampf ein, dessen Bestehen eine Voraussetzung für die Heirat des Herrschersohnes mit der Tochter eines verfeindeten Lokalfürsten ist. Otsukarci gewinnt den Kampf und verliebt sich in die Schwester des echten Sohnes. Doch der Khan will diese töten — in einer grossen Schlacht stehen sich Dschingis Khan und der türkischstämmige Otsukarci schliesslich als Feinde gegenüber.
Ein vollkommen vergessener türkischer "Peplum"-("Schwert-und-Sandalen"-)-Film mit Fantasy-Touch von 1952, dessen Finale mit einer erstaunlich aufwendigen (vorausgesetzt, die Szenen wurden nicht aus einem anderen Film gestohlen) Schlacht aufwartet, die auch einige nicht minder erstaunliche blutige Szenen bereithält. Wiederentdeckt hat diesen Film der im Oktober 2011 leider viel zu früh verstorbene griechische Filmsammler und Betreiber des Labels "Onar Films", Vassilis "Bill" Barounis, dessen Einsatz für altes türkisches Genre-Kino schmerzlich vermisst werden wird. "The Red Plume — Genghis Khan" entstand weit vor der Blütezeit der vornehmlich italienischen "Schwert-und-Sandalen"-Filme und ist wohl einer der ältesten noch erhaltenen türkischen Filme. Vor Barounis' DVD-Auflage in Griechenland (von der nur 500 Stück gefertigt wurden) galt der auch als "The Red Banner" oder "The Red Banner of Genghis Khan" bezeichnete Film als verschollen. Entsprechend zerkratzt und sprunghaft (Filmrisse) ist das Bild der verbliebenen Kopie, bei der auch Teile der Tonspur fehlen.



Dracula in Istanbul
Originaltitel: Drakula Istanbul'da
Produktion: Türkei, 1953 
(Schwarzweiss)
And Film
Regie: Mehmet Muhtar.
Cast: Atif Kaptan, Annie Ball, Bülent Oran, Ayfer Feray, Cahit Irgat, Münir Ceyhan, Kemal Emin Bara, Osman Alyanak, Eser Tezcan, Kadri Ögelman, Ahmet Danyal Topatan.
103 Minuten (PAL)
Graf Dracula kommt in dieser frühen türkischen Roman-Verfilmung nach Istanbul, um sich eine holde Maid in der Gestalt der Cabaret-Tänzerin Güzin (stellvertretend für Mina aus Bram Stokers Roman) zu angeln. Die üblichen Verdächtigen haben etwas dagegen.
So erstaunlich es auf den ersten Blick vielleicht anmuten mag, auf eine Dracula-Verfilmung aus der Türkei zu treffen, bei näherer Betrachtung entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, war doch Vlad Tepes, das reale Vorbild für Bram Stokers Romanfigur "Dracula", ein Feldherr, der gegen das Osmanische Reich kämpfte (und seine Gegner zu pfählen pflegte). Diese Verfilmung war tatsächlich zum Zeitpunkt ihrer Entstehung zwischen den amerikanischen Universal- und den späteren britischen Hammer-Filmen die romangetreuste Leinwandadaption des Stoffs. Der Film nimmt sich sehr viel mehr Zeit für die Geschichte als sein berühmtes Vorbild, die Universal-Verfilmung mit Béla Lugosi, weswegen ein Vergleich mit dem George-Melford-Dracula (Universals spanisch-sprachige "Dracula"-Adaption von 1931) wohl interessanter wäre. Atif Kaptan, der Graf Dracula verkörpert, spielte in über 250 Filmen. Auf den Renfield-Charakter und auf Kruzifixe verzichtet diese Version. Schön, dass der Film erhalten geblieben ist, denn nicht wenige türkische Filme dieses Alters (sowie auch der nachfolgenden drei Jahrzehnte) dürften verschollen sein. Restauration wäre allerdings bitter notwendig, da sich das Material in sichtlich schlechtem Zustand befindet.




Ismail Yassin Meets Frankenstein
Originaltitel: Haram alek  (حرام عليك)
Produktion: Ägypten, 1954 (Schwarzweiss)
Studio Elgiza
Regie: Essa Karama.
Cast: Ismail Yassin (Ismail Yasseen), Abdel Fatah Al Kasri, Lola Sedki, Abdel Al Hamed Zaki, Mohamad Sabeh, Estefan Rosti.
93 Minuten (NTSC)
Ismail und Abdul sind zwei tölpelhafte Kairoer Antiquitätenhändler, die sich konstant in den Haaren liegen. Ersterer verguckt sich in die mysteriöse Schönheit Samya, die ab und zu (scheinbar) zufällig im Laden auftaucht. Als Ismail dort gerade ein Chaos anrichtet, eilt sie ihm zu Hilfe. Ismails Chef, der Ladenbesitzer, hat derweil andere Sorgen, weil er eine wichtige Lieferung erwartet. Tatsächlich kommt eine Holzkiste an, in der sich die Mumie des Wissenschaftlers Farfour befindet, der das Geheimnis des ewigen Lebens ergründet haben soll. Besagte Mumie sieht aus wie Frankensteins Monster, und auf sie hat auch der verrückte Wissenschaftler Professor Aasim, in dessen Diensten Samya steht, ein Auge geworfen. Er will die Mumie stehlen und ihr Ismails Gehirn einpflanzen, auf dass sie leichter zu kontrollieren sei. Aasims Gehilfe Dr. Mourad steht ebenfalls unter dem Einfluss des verrückten Wissenschaftlers und verwandelt sich jedesmal, wenn er Wolfsgeheul hört, in einen Werwolf.
Klingt chaotisch? Dies ist ein ägyptisches Remake der Hollywood-Horror-Komödie "Abbott und Costello treffen Frankenstein" ("Bud Abbott, Lou Costello Meet Frankenstein"; Charles T. Barton, 1948), welches den Sehgewohnheiten eines arabischen Publikums von anno 1954 angepasst wurde, sich insgesamt jedoch erstaunlich weit an das Original hält. Die Rollen von Abbott respektive Costello nahmen die beiden ägyptischen Komiker Ismail Yassin und Abdel Fatah Al Kasri ein. Ismail Yassin war einer der berühmtesten Komiker und Schauspieler Ägyptens und spielte zu dieser Zeit in zahlreichen Filmen, von denen auch einige phantastische Komponenten enthielten ("The Haunted House", 1952; "Ismail Yassin and the Ghost", 1954; "Ismail Yassin at the Waxworks", 1957; etc.). Ismail Yassin ist etwa so lustig wie Dänemarks Dirch Passer, und wem das nicht Warnung genug ist, der möge sich unverdrossen dem Genuss seiner "Klassiker" hingeben. "Haram alek" ist eine Kuriosität, ein vorweggenommener "Dracula jagt Frankenstein" inklusive Monsterkampf zwischen "Frankenstein"-Mumie und Werwolf, aber es schwingt auch leises Bedauern mit, dass man mit diesem Aufwand und diesen Kulissen nichts Ernsthafteres zu drehen gewollt war.



Dracula in Athens
Originaltitel: Drakoulas & sia  (Δρακουλας & σια)
Produktion: Griechenland, 1959 (Schwarzweiss)
Hrisma Films
Regie: Errikos Iatrou.
Cast: Kostas Hajihristos, Ketty Diridaoua, Kostas Doukas, Linda Alma, Nitza Avantagelou, Nikos Fermas, Giannis Flery, Nana Gatsi, Kaiti Gogou (Katerina Gogou), Despoina Gounaropoulou.
75 Minuten (PAL)
Der junge Thanasis Karatribouras kommt mit dem Zug in die Gegend von Draculas Schloss, welches hier anscheinend irgendwo in Griechenland steht. In einer Taverne gabelt er einen Buckligen auf, der als einziger bereit ist, seinen Koffer bis zum Schloss zu tragen. Er versucht Karatribouras vor dem darin versteckten Unheil zu warnen, doch da er nicht sprechen kann, gestaltet sich dieses Unterfangen schwierig. Als Karatribouras schliesslich dem Vampir begegnet (er setzt sich aus Versehen auf dessen Sarg), fällt er erst einmal in Ohnmacht. Später tauchen noch ein falscher Dracula sowie eine Amerikanerin, die unseren Helden um eine Kopfhöhe überragt (weshalb es ihm unmöglich ist, auf derselben Treppenstufe wie sie zu stehen!), auf.
Nach dem türkischen Dracula kommt hier noch der griechische — eine allerdings nicht ganz ernst gemeinte, in schwarz-weiss gedrehte Horror-Komödie aus dem wohl obskursten Filmland Europas. Der Film hat wahrscheinlich Seltenheitswert und nimmt sogar einige Aspekte von Bram Stokers Roman auf (junger Mann kommt zu Draculas Schloss, Bevölkerung weigert sich, ihm zu helfen, da die Angst vor dem Vampir umgeht), hat jedoch schlussendlich natürlich kaum noch damit zu tun. Einige Einstellungen, Sets und Kulissen sowie die Musik tragen durchaus zu etwas Atmosphäre bei. "Dracula & ich", so die Übersetzung des Originaltitels, ist ein nettes, harmloses Vergnügen mit einem eher überraschenden Ausgang. Da der Film nur in griechischer Sprache zu sehen ist, erschliesst sich einem leider vieles nicht. Der berühmte Vampir-Graf machte später eine erneute Aufwartung in einem griechischen Film, dem ähnlich obskuren "Dracula of Exarcheia" ("O Drakoulas ton Exarheion", 1983).




The Death Shall Return
Originaltitel: O thanatos tha xanarthi  (Ο θάνατος θα ξανάρθει)
Produktion: Griechenland, 1961 (Schwarzweiss)
Finos Film
Regie: Errikos Thalassinos.
Cast: Dimitris Papamichael, Despo Diamantidou, Melpo Zarokosta, Nelly Angelidou, Thanasis Mylonas, Anna Tari, Vasilis Andronidis (Vasos Andronidis), Hristos Tsaganeas, Lavrentis Dianellos.
87 Minuten (PAL)
Der Besitzer eines abgelegenen Anwesens wird ermordet durch einen Pfeil, der scheinbar aus dem Nichts in seinen Hals geschossen wird. Diverse Figuren, mutmasslich Verwandte, welche zu dieser Zeit im Haus anwesend sind, geraten in Tatverdacht. Doch die Polizei ist auf der falschen Fährte.
Dies wurde als griechischer "Giallo" angepriesen, tatsächlich ist der Schwarzweiss-Film eher ein "Whodunit"-Mystery im Stil englischer Grusel-Krimis dieser Entstehungszeit. Ein enorm obskurer Film, den wohl sehr wenige Leute ausserhalb Griechenlands gesehen haben, solide budgetiert und inszeniert von Regisseur Errikos Thalassinos, aber erwartungsgemäss schwer durchzusitzen, wenn man der griechischen Sprache nicht mächtig ist.







The Nymph of Mani
Originaltitel: Neraida tis Manis  (Nεράιδα της Μάνης)
Produktion: Griechenland, 1961 (Schwarzweiss)
Regie: Ilias Mahairas.
Cast: Daphne Skoura, Andreas Zisimatos, Marlen Papoulia, Theodoros Arabatzis, Hristakis Artsitakos, Liakos Christoyannopoulos, Georgios Galatis, Takis Kilakos, Pavlos Konstadinidis, Savvas Savvas, Hristos Skordalelis.
86 Minuten (PAL)
Elen, die Tochter eines venetischen Dogen, soll nach dem Tod ihres Vaters mit einem Verwandten zwangsverheiratet werden. Als sie sich weigert, lässt man sie von Piraten auf hohe See entführen. Nach einem verheerenden Sturm jedoch wird sie als einzige Überlebende an den Ufern der gebirgigen, unzugänglichen Halbinsel Mani auf dem Peloponnes (Griechenland) angeschwemmt. Sie lebt am Meerufer zwischen den Steinen und in Höhlen und versteckt sich vor den Einwohnern. Zudem hat sie ihre Stimme verloren. Die Manioten, ein verschrobenes und abgeschottet lebendes Volk, haben Angst vor ihr und halten sie für eine böse Fee. Um nicht unter einen Fluch von ihr zu fallen, wollen sie sie anzünden. Der Plan misslingt. Als der Schafshirte Giorgos Elen in ein Dorf führt, besetzen die Einwohner die Wehrtürme, wie es zu Zeiten maniotischer Blutrachen Brauch ist. Doch als Elen das heilige Kreuz küsst, versöhnen sie sich mit ihr.
Hauptdarstellerin Daphne Skoura glänzt in diesem griechischen Mystery-Drama mit (leichten) Horror-Elementen, das von Regisseur und Produzent Ilias Mahairas mit stimmungsvollen und schönen Landschaftsaufnahmen in kontrastreichen Schwarz-Weiss-Bildern, untermalt von einlullender Musik, eingefangen wurde. Ein melancholischer Filmklassiker aus Griechenland, der augenscheinlich nur vom "Stavros Video Center" für ausgewanderte Griechen in Melbourne, Australien, auf Video veröffentlicht wurde. Als Vorlage wurde offensichtlich ein ziemlich mitgenommener Kino-Print verwendet, der aber noch gut ansehbar ist.





Flash Gordon's Battle in Space
Originaltitel: Baytekin — Fezada çarpisanlar
Produktion: Türkei, 1967 
(Schwarzweiss)
Onuk Film
Regie: Sinasi Özonuk.

Cast: Hasan Demirtas (Hasan Demirtag), Derya Tanyeli, Sevgi Can, Güner Çelme, Nuhbe Isil, Muzaffer Mozayik, Meltem Mete, Ilhan Hemseri, Fatin Sakarya, Tandogan, Tuncer Sevi, Muzaffer Yener, Asim Nipton, Erbil Celme, Ceyhan Arat.

75 Minuten (NTSC)

Baytekin steckt aus nicht näher bezifferbaren Gründen (eventuell gehört seine mangelnde Beherrschung dazu?) im Gefängnis. Er wird von einem sinistren, glatzköpfigen Gesellen namens Taranta aufgesucht, der mit seiner Strahlenwaffe die Zellentür öffnet, einen Polizisten tötet und Baytekin willenlos macht. Dieser wird nun per Auto zu einer fliegenden Untertasse gebracht. Als er wieder zu sich kommt, ist er bereits im Weltraum — und mitten in einem Raumschiffgefecht! Das Raumschiff wird getroffen, und sie stürzen über einem Wüstenplaneten ab. Dort wird die Besatzung bald von aus dem Sand auftauchenden Sandmenschen (nein, keinen "clay people", tönernen Menschen... Sandmenschen!) aufgerieben, Baytekin und Taranta werden vorübergehend gefangengenommen. Der Held kann die höhlenbewohnenden Sandmenschen überlisten und mit dem schwer verletzten Taranta fliehen. Er zieht einen neuen Anzug über — Baytekin ist Flash Gordon! Bald wird sein Raumschiff von anderen Schiffen abgefangen und er einem mächtigen Herrscher (Ming?) vorgeführt. Nach einem Techtelmechtel mit dessen Tochter (Aura?) und einer waghalsigen Flucht mit weiblicher Hilfe (Dale?) bruchlandet man auf dem nächsten Wüstenplaneten, der von Menschen mit Hundeköpfen (?) und fleischfressenden Monstern mit drei Augen bewohnt wird. Nach erfolgter Rettung durch ein Rebellenschiff stürmen Flash & Co. die Residenz des Imperators, und es kommt zur grossen Weltraumschlacht mit dessen Flotte.
Dies ist er — der türkische "Flash-Gordon"-Film. Lange Jahre vor Sam J. Jones, der im starbesetzten "Big-Budget"-Flash-Gordon-Remake von 1980 den Weltraum eroberte, stieg, von der internationalen Kinolandschaft unbeachtet, der Türke Hasan Demirtag ("Fantoma Istanbul'da bulusalim", 1967) in die Fussstapfen von Larry "Buster" Crabbe, der ersten Kino-Verkörperung des amerikanischen Comic-Strip-Helden. Und man muss dem TV-Sender "MTV Turkey" auf ewig dankbar sein, dass er diesen verschollen geglaubten Film 2012 unversehens und unverhofft ausstrahlte — genauso wie "Uçan daireler Istanbulda" ("Flying Saucers Over Istanbul", 1955), einen anderen für verschollen gehaltenen türkischen Science-fiction-Film. Und ja... Verglichen mit dem, was Regisseur Çetin Inanç 1982 mit "Dünyayi kurtaran adam" ("The Man Who Saves the World"), besser bekannt als "Turkish Star Wars" (mit "Yesilçam"-Superstar Cüneyt Arkin), als "türkischen Science-fiction-Film" auf die Kinos dieses Landes losliess, besteht "Baytekin — Fezada çarpisanlar" ("Flash Gordon's Battle in Space") ehrenvoll. Natürlich entstand er mit der Fraktion eines messbaren Budgets und präsentiert hysterische "Low-Tech"-Spezialeffekte, doch es sind eigene Spezialeffekte — und kreativ umgesetzte dazu: Laserstrahlen wurden in den Film gekratzt, es wurde animiert (Flammen), gemalt (Matte-Paintings) und sogar ein wenig "Stop-Motion" (fliegende Untertasse) eingesetzt. Wenn "MTV Turkey" jetzt noch "Görünmeyen adam Istanbul'da" ("The Invisible Man in Istanbul", 1955) und "Kilink Frankestayn ve Dr. No'ya karsi" ("Kilink Vs Frankenstein", 1967) findet, wird alles gut.



Woman Despiser
Originaltitel: Kadin düsmani  /  Kadın düşmanı
Produktion: Türkei, 1967 
(Schwarzweiss)
Engin Film
Regie: Ilhan Engin.
Cast: Ekrem Bora, Sema Özcan, Gulgun Erdem, Engin Inal, Tanju Korel, Meltem Mete, Nevin Nuray, Nurhan Nur, Zafer Önen, Güzin Özipek, Yüksel Papatya, Sevim Sevil, Buket Sokollu, Reha Yurdakul.
89 Minuten (PAL)
Ein Frauenmörder, der seine Opfer erst tötet und danach vergewaltigt, geht um. Bald gerät die junge Witwe Oya, die sich drei Jahre nach dem Tod ihres Mannes in einen der untersuchenden Polizeiinspektoren verliebt hat, ins Visier des Killers. Während sich die Schlinge um Oya immer enger zieht, verhaftet die Polizei fünf Verdächtige. Trotzdem geht das Morden weiter.
Dem winzigen griechischen DVD-Label "Onar Films" (tatsächlich ein Ein-Mann-Betrieb) allein ist es zu verdanken, dass dieser gottvergessene türkische Grusel-Thriller des Regisseurs, Produzenten und Drehbuchautors Ilhan Engin noch einmal ans Tageslicht befördert wurde. Mit Anleihen bei den frühesten italienischen Giallo-Horrorthrillern, waberndem Nebel, stimmungsvoller Schwarz-Weiss-Fotografie und der gebotenen Portion Sleaze, die in diesen einschlägigen "Yesilçam"-Produktionen gerne noch eine Ecke unsubtiler gehandhabt wurde als in ihren italienischen Äquivalenten. In den Hauptrollen spielten Ekrem Bora und Sema Özcan.





Cursed Inheritance
Originaltitel: Epistrofi tis Mideias  (Επιστροφή της Μήδειας)  /  Katarameni klironomia  (Καταραμενη κληρονομια)
Produktion: Griechenland, 1968 (Farbe)
Orwo Hellas
Regie: John Christian (Giannis Hristodoulou).
Cast: Aleka Katselli, Mariana Kourakou, Vassili Lambrinos, Anna Fonsou, Tasso Kavadia, Takis Miliadis, Yorgos Moutsios, Nikos Neogenis, Giorgos Nezos, Antonis Papadopoulos, Pamfili Sadorinaiou.
80 Minuten (PAL)
Die reiche Witwe Artemis lebt zusammen mit einem deutlich jüngeren Geliebten, Lambros, auf einem grossen Anwesen. Doch Lambros macht heimlich der schönen jungen Filio den Hof und schwängert sie. Als Artemis krank wird und schliesslich stirbt, erbt Lambros Haus und Wertsachen. Und bald wird er auch Filio und ihres gemeinsamen Kindes überdrüssig, denn er macht der Gattin eines Bekannten (Kaufinteressenten?) Avancen, die diese erwidert. Als Filio realisiert, was vorgeht, dreht sie durch. Wie einst die Medea der griechischen Mythologie rächt sie sich an ihrem untreuen Mann, der sie verstossen hat — sie kettet ihn in einem Stall fest, um ihn zu kastrieren.
"Epistrofi tis Mideias" ("Rückkehr der Medea") mit seinem metaphorischen Titel nach einem Schauspiel von Alexis Parnis, der auch das Drehbuch schrieb, ist ein (in jedem Fall ausserhalb Griechenlands) äusserst obskurer Mystery-Thriller mit viel Drama und einigen Horror-Elementen, schön gefilmt in stimmigen Landschaften und Kulissen, mit vielen Aussenaufnahmen und griechischen Tänzen. Wohl nicht zuletzt aufgrund der Sprach- und Schriftbarriere bleibt Griechenland das unbeschriebene Blatt unter den Nationen Europas mit signifikanten Film-Industrien; auch dieser Film, der ausserhalb seines Herkunftslandes bestimmt nie nennenswert vermarktet oder veröffentlicht wurde, legt davon Zeugnis ab. In der Rolle der "Artemis" ist Aleka Katselli (1917-1994), eine der grossen Theater- und Kino-Schauspielerinnen Griechenlands und qualifizierte Tänzerin, zu sehen. Auf der alten griechischen Videofassung für den Videothekenverleih trägt der Film den Titel "Katarameni klironomia" ("verfluchte Erbschaft").




Die zwei Gesichter
Originaltitel: Pio thermi kai apo'ton ilio  (Πιο θερμή και από τον ήλιο)
Produktion: Griechenland, 1972 (Farbe)
G. D. Films
Regie: Omiros Efstratiadis.
Cast: Anna Fonsou, Andreas Barkoulis, Hristos Nomikos, Faidon Georgitsis, Nina Sgouridou, Eleni Roda, Marc Elliot, Nikos Tsachiridis, Katerina Bobou, Elias Kapetanides, Kostas Darras, Maria Asariotou.
102 Minuten (PAL)
Eleana ist mit dem erfolgreichen Geschäftsmann und Manager Giorgos Stavrou verheiratet. Der interessiert sich hauptsächlich für seine Geschäfte sowie für Fussball. Deshalb hat Eleana sich eine zweite Identität, ein "zweites Gesicht", zugelegt. Mit viel Make-Up geht sie am Hafen als Prostituierte anschaffen. Dabei schleppt sie unter anderem einen amerikanischen Touristen sowie den Bauarbeiter Hristos ("Chris" in manchen Fassungen) ab. Doch eines Tages droht Eleana an ihrem Doppelleben zu zerbrechen und beginnt, unnatürliche Dinge zu sehen. Die Menschen aus ihrem Leben begegnen ihr als vorwurfsvolle (Un-)Tote. Wird sie wahnsinnig?
Dieser obskure griechische Softsex-Film mit einem übernatürlichen Ende lief 1973 als "Totale Lust" gar in deutschen Kinos. Sowohl diese Kinofassung als auch die spätere deutsche VHS-Veröffentlichung ("Die zwei Gesichter") waren nur gut 82 Minuten lang. Der auch als "Heisser als die Sonne" vermarktete Streifen des heute (2013) noch aktiven Regisseurs Omiros Efstratiadis (er drehte bislang um die 100 Filme) reiht in der griechischen Fassung in typisch griechischer 1970er-Jahre-Manier fast während seiner gesamten Laufzeit mehr oder minder uninspiriert vorgetragene Softsex-Szenen aneinander, wobei die dünne Handlung lediglich als Aufhänger dazu dient. Dass es auch anders geht, wird in einer überraschenden, surrealen Endsequenz deutlich, als es urplötzlich und unverhofft sogar ein wenig spannend wird und durchaus Talent von Seiten der Macher durchschimmert, wenn die Protagonistin Untote sieht (und mit einer Schere ersticht). International wurde der Film mit Anna Fonsou ("Epistrofi tis Mideias", 1968) in der Hauptrolle als "The Two Faces of Love", "Her Private Life" (Kanada), "The Lady Is a Whore" und "Naughty Nights" vertrieben.




Rabies
Originaltitel: Iblis  /  Kuduz
Produktion: Türkei, 1972 (Farbe)
Irfan Film
Regie: Yilmaz Duru.
Cast: Irfan Atasoy, Bilâl Inci, Hamiyet Yanki, Kenan Özcan, Yavuz Selekman, Faruk Panter, Sirri Elitas, Mehmet Yagmur, Ihsan Gedik, Süleyman Turan, Nejat Özcan, Remziye Aslan, Muammer Yanki, Aga Hün.
76 Minuten (PAL)
Anatolien, südtürkische Provinz Sanliurfa, bei den Ruinen der antiken Stadt Harran: Hier geht die Tollwut um. Ein Mann lässt einen zuvor mühsam eingefangenen tollwütigen Hund von der Leine, der prompt auf einen kleinen Jungen losgeht und diesen beisst. Gleichzeitig belagern der Bandit Zühtü Aga und seine Handlanger das Haus von Mustafa und Senem, den Eltern des Jungen. Mustafa versucht mit seinem Kind im Schlepptau, den Wegelagerern zu entkommen und in der abgelegenen Landschaft rechtzeitig Medizin zu finden, bevor die tödliche Seuche bei seinem infizierten Sohn ausbricht. Ehefrau Senem begeht unterdessen Selbstmord. Nachdem sie von Zühtü Agas Mannen gefangen wurden, gelingt Mustafa erneut die Flucht, doch alsbald wird er von seinem eigenen Sohn angegriffen und muss ihn schliesslich erschiessen. Es schlägt die Stunde der blutigen Vergeltung.
Dieser rare türkische Film von 1972 mit Tierhorror-Elementen und einem Hauch von George A. Romeros Seuchen-Klassiker "Crazies" (der allerdings erst im darauffolgenden Jahr, 1973, entstand) kann erheblich von seiner grossartigen Wüsten-Szenerie mit den Ruinen der antiken Stadt Harran und eindrücklichen Landschaftsaufnahmen profitieren. Der dem Originaltitel ("Iblis" bedeutet "Dämon", "Bestie" oder auch "Satan") sinngemäss auch als "The Demon" bzw. "The Beast" benannte, für die vorliegende, obskure VHS-Veröffentlichung in "Kuduz" ("Tollwut") umbetitelte Film wird manchmal auch den türkischen "anatolischen Western" zugerechnet und zeigt die "Yesilçam"-Filmstars Irfan Atasoy ("Kilink in Istanbul", 1967; "Masked Satan", 1970) und Hamiyet Yanki in den Hauptrollen. Bösewicht Zühtü Aga wird gespielt von Bilâl Inci ("Tarkan Versus the Vikings", 1971). "Iblis" beginnt recht verheissungsvoll mit gut gemachten Aufnahmen von Reitern und einem tollwütigen Hund, leider verliert sich der interessant startende Plot schon bald in eine banale Menschenhatz mit den üblichen Schiessereien, Messerstechereien und Folter-Szenen, die in für türkische Filme typischer Art unzimperlich bis rabiat und blutig in Szene gesetzt wurden. Das Cover-Motiv der türkischen Verleih-Videokassette (Bild) wurde dem australischen Film "Wolfmen" ("Howling III", 1987) "entliehen".



Captain America and Santo Vs Spider-Man
Originaltitel: 3 dev adam
Produktion: Türkei, 1973 (Farbe)
Renkli
Regie: T. Fikret Uçak.
Cast: 
Aytekin Akkaya, Deniz Erkanat, Yavuz Selekman, Teyfik Sen, Dogan Tamer, Mine Sun, Altan Günbay, Ersun Kazançel, Hasan Ceylan, Osman Han, Aysen Taskin.

79 Minuten (PAL)
Der bekannte amerikanische Superheld Captain America und sein Freund, der legendäre mexikanische Wrestling-Star Santo, finden sich in der Türkei ein, um der lokalen Polizei dabei zu helfen, dem weltweit gesuchten Super-Schurken "Spider" ("Örümcek") das Handwerk zu legen, der gerade in Istanbul sein Unwesen treibt und dessen Bande wertvolle Antiquitäten aus "Fernost" als Schmuggelgut an reiche Interessenten verscherbelt. "Spider" geht dabei äusserst rücksichtslos zu Werke — wer sich ihm in den Weg stellt, ihn enttäuscht oder gar verrät, dem lässt er schon mal die Schraube eines Schiffsaussenbordmotors durch den Schädel pflügen oder von seinen Meerschweinchen (die er — genauso wie der Drehbuchautor — für Ratten hält) die Augen ausbeissen. Nach einigen Fehlversuchen können Captain America und Santo den Psychopathen stellen, doch der ist trickreich und scheint unfassbar zu sein, da immer neue "Klone" von ihm auftauchen.
"3 dev adam", zu deutsch "drei mächtige Männer", auch bekannt unter anderem als "3 Mighty Men", "The Three Mighty Men", "Three Giant Men", "Turkish Spider Man" und "Captain America and Santo Vs Spider-Man", ist einer jener vielen je nach Lesart und Herangehensweise cleveren, mutigen oder dreisten türkischen Filme, welche die in Istanbul heimische türkische "Yesilçam"-Filmindustrie auf ein lokales Publikum losliess und welche unter fröhlicher Missachtung internationaler "Copyright"-Regeln bekannte (westliche) Vorbilder imitierten (andere Beispiele wären etwa "Satan"/"Seytan", 1973; "The Turkish Batman"/"Yarasa adam — Bedmen", 1973; "Es begann um Mitternacht"/"Çirkin dünya", 1974; "Cellât (Der Henker)"/"Cellât", 1975; "The River"/"Nehir", 1977; oder "Spasms"/"Çirpinis", 1980). Hier tritt "Yesilçam"-Star Aytekin Akkaya als unautorisierte türkische Version des "Marvel"-Comic-Helden Captain America auf, flankiert von Yavuz Selekman, der den mexikanischen Nationalhelden und Wrestler "Santo, die Silbermaske" verkörpert (der selbst in 52 mexikanischen Filmen mitspielte; ganz im Gegensatz zum echten Santo ist die türkische Version hier auch mehrmals ohne Maske zu sehen), derweil Teyfik Sen als boshafter "Spider-Man"-Verschnitt mit mehr oder minder improvisiertem Kostüm, sadistischer Attitüde und Hang zu hysterischem Gelächter seinen beiden Kontrahenten die Schau stiehlt. Vassilis "Bill" Barounis, griechischer Filmfan und Betreiber des Ein-Mann-DVD-Labels "Onar Film", der leider im Jahr 2011 im Alter von nur 48 Jahren verstorben ist, restaurierte "3 dev adam" und spendierte ihm eine ordentliche DVD-Veröffentlichung, limitiert auf 1200 Exemplare und vom letzten verfügbaren Material — der Produzent des Films soll dabei aus allen Wolken gefallen sein, als Barounis mit einem Master bei ihm vorstellig wurde, da das Kameranegativ bei einem Brand zerstört worden sein soll und der Film für verschollen gehalten wurde. Eine Zelluloid-Kuriosität, wie nur das türkische Kino der 1960er/1970er Jahre sie hervorbringen konnte, für Fans von "Yesilçam" und bekannten Superhelden auf Abwegen.



Satan
Originaltitel: Seytan  /  Şeytan
Produktion: Türkei, 1973 (Farbe)
Saner Film
Regie: Metin Erksan.
Cast: Canan Perver, Cihan Ünal, Meral Taygun, Agah Hün, Erol Amaç, Ekrem Gökkaya, Sabahat Isik, Ahmet Kostarika, Ferdi Merter, Ergun Rona, Ismail Hakki Sen.
97 Minuten (PAL)
Mit der jungen Gül geht eine unheimliche Entwicklung vonstatten. Fällt sie erst durch freche und obszöne Bemerkungen auf, wird sie bald bleich und bleicher und schliesslich durch Narben im Gesicht vollkommen entstellt. Sie spuckt Schleim und muss an ihrem Bett festgebunden werden, da sie zur Gefahr wird für ihre Mutter und alle, die ihr nahekommen. Die von der Mutter hinzugezogenen Ärzte sind ratlos, ebenso wie ein junger Psychiater — der konsultiert schliesslich einen erfahrenen Exorzisten. Ist Gül von einem Dämon aus dem Jenseits besessen? 
Die Geschichte dürfte hinreichend bekannt sein, zumindest allen, die sich näher mit dem Genre des Horrorfilms befassten: Es ist jene des amerikanischen Filmklassikers "Der Exorzist" von 1973, der noch im selben Jahr in der Türkei (wo das Original damals angeblich verboten worden war) beinahe Szene für Szene neu verfilmt wurde. Anstelle von William Friedkin (Regisseur) und William Peter Blatty (Drehbuchautor und Autor der Geschichte) waren hier der (durchaus rennommierte und 1964 auch mit dem "Goldenen Bären" ausgezeichnete) türkische Regisseur Metin Erksan und sein Drehbuchautor Yilmaz Tümtürk am Werk; anstatt Jason Miller und Max von Sydow gibt es Cihan Ünal und Agah Hün als Exorzisten und Canan Perver (Gül) in der Rolle Linda Blairs (Regan) zu sehen. Ein Vergleich mit dem weltberühmten Original ist müssig; wie dreist es ist, ein bekanntes Vorbild in solcher Manier zu kopieren, könnte als Gegenstand ausführlicher Debatten zum Thema herhalten. Fest steht, dass die türkische Filmindustrie ("Yesilçam") eine lange "Tradition" hat(te), bekannte Vorbilder aus Hollywood zu imitieren. So entstand beispielsweise 1971 mit "Aysecik ve sihirli cüceler rüyalar ülkesinde" auch eine türkische Version von "Der Zauberer von Oz" (1939), um die Spezialeffekte von George Lucas' "Krieg der Sterne" (1977) wurde 1982 von Regisseur Çetin Inanç der türkische Science-fiction-Streifen "Dünyayi kurtaran adam" ("Turkish Star Wars") gestrickt und Steven Spielbergs Welterfolg "E.T. — Der Ausserirdische" (1982) fand in "Badi" (1983; Regie: Zafer Par) seine Entsprechung. Natürlich ist "Şeytan" im Vergleich zum US-Original ein in jeder Hinsicht limitierter Film; für eine türkische Produktion der frühen 1970er Jahre jedoch ist er durchaus überdurchschnittlich aufwendig und auch handwerklich und inszenatorisch auf einem tolerablen Niveau. In Zeiten, wo sich unzählige Profilierungsneurotiker im Internet gegenseitig mit infantilen Sprüchen zu solchen Filmen zu übertrumpfen suchen, sollte so viel Raum zur Anerkennung von Fakten noch sein. Auf der türkischen V-CD des Films fehlen sowohl zu Beginn als auch ganz am Ende einige Szenen (auf der US-DVD sind diese enthalten).



Es begann um Mitternacht
Originaltitel: Çirkin dünya  /  La gang dell'arancia meccanica
Produktion: Türkei/Italien, 1974 (Farbe)
Akün Film/E. A. Parker
Regie: Rowland Kremer (Osman F. Seden).
Cast: Stefania Basile (Hülya Koçyigit), Gianfranco Fabiani (Savas Basar), Alfred Sullivan (Dogan Bavli), Paul Tisch (Oktar Durukan), Bülent Kayabas, Osman Alyanak, Müserref Çapin, Günfer Feray, Renan Fosforoglu, Ismail Hakki Sen, Teyfik Sen.
76 Minuten (PAL)
Der Verbrecher "Skorpion" und seine "Gang", die zwei unflätigen und geistlosen Deppen "Dave" und "Teddy" (so genannt zumindest in etwelchen Synchronfassungen), nisten sich im Haus des Arztes Oliver und seiner Frau ein, denen damit ein Wochenende des Schreckens bevorsteht. Oliver muss die Besuche eines Polizeiinspektors sowie eines aufdringlichen Freundes abwimmeln, während seine Frau und ihr kleiner Sohn von den Gangstern als Geiseln festgehalten werden. Schliesslich fährt er mit dem Anführer der Bande zur Bank, um ihm dort eine versprochene Geldsumme abzuheben, während seine Familie in der Gewalt der anderen beiden Finsterlinge zurückbleibt. 
Tarnten die damaligen Produzenten kommerzieller italienischer (Genre-)Filme ihren "Output" gerne als amerikanische oder zumindest "internationale" Produktionen, so versuchte man bei diesem Film in gewissen Märkten, ihn dem Publikum als italienisches Fabrikat zu verkaufen (italienische Co-Produzenten waren zwar tatsächlich involviert; wahrscheinlich konnte, da in der Türkei Filme dieser Entstehungszeit selten angemessen aufbewahrt wurden, gerade und genau deshalb für die vorliegende DVD auf bemerkenswert gut erhaltenes Ausgangsmaterial zurückgegriffen werden). Tatsächlich handelt es sich hierbei weitgehend um eine türkische Produktion und sind die Schauspielernamen "Stefania Basile", "Gianfranco Fabiani", "Alfred Sullivan" oder "Paul Tisch" frei erfundene Pseudonyme, hinter denen sich ihrerzeit in ihrem Heimatland durchaus populäre, international jedoch völlig unbekannte türkische Schauspieler/-innen wie Hülya Koçyigit, Savas Basar, Dogan Bavli, Oktar Durukan oder Bülent Kayabas verbargen. Der Film verliert keine Zeit mit langen Charakter-Einführungen, sondern kommt gleich zur Sache, wobei man bekannte westliche "Vorbilder" wie Wes Cravens "Das letzte Haus links" (auch: "Mondo brutale"; Originaltitel: "The Last House on the Left", 1972) oder Stanley Kubricks "Uhrwerk Orange" ("A Clockwork Orange", 1971) kopierte und auch bei der internationalen Vermarktung versuchte, in deren Fahrwasser Kasse zu machen. Hiess der türkische Originaltitel noch "Çirkin dünya" (übersetzt: "Hässliche Welt"), so gab man die italienische Fassung unter dem Titel "La gang dell'arancia meccanica" ("The Clockwork Orange Gang") als "Fortsetzung" des Kubrick-Films aus, derweil englischsprachige "Bootlegs" (Raubkopien), betitelt als "Last House in Istanbul", den Film als "Remake" (was er immerhin ein Stück weit auch ist) bzw. die deutsche DVD-Veröffentlichung ("Mondo brutale II") ihn als "Sequel" (was er nicht ist) des Craven-Films bewarben. Erreichen tut das kurze, doch handwerklich immerhin erstaunlich passable, von Regisseur Osman F. Seden in bewährter Manier türkischer Fliessband-"Exploitation"-Filme der 1970er Jahre ("Yeşilçam"-Filmindustrie der Türkei) mit der Subtilität einer ausser Kontrolle geratenen Dampfwalze in einem Porzellanladen inszenierte Machwerk natürlich keines seiner Vorbilder. Immerhin sind die Schauspieler (besonders die Finsterlinge) doch recht glaubwürdig; auch bleibt der Film ingesamt trotz seiner Thematik doch relativ (und die Betonung liegt hier auf "relativ") zahm verglichen mit dem Craven-Film oder späteren Nachahmern wie dem (tatsächlich) italienischen, schwer zu ertragenden "Der Schlitzer" ("La casa sperduta nel parco", 1980). Beim masslos übertriebenen und fröhlich dem Analphabetismus frönenden Rückentext der deutschen "X-Rated"-DVD (Bild) könnte man meinen, es sei einer der beiden Deppen aus dem Film dafür engagiert worden.




Lesbian Love
Originaltitel: Lesviakos avgoustos  (λεσβιακος αυγουστος)
Produktion: Griechenland, 1974 (Farbe)
Art Films
Regie: Errikos Andreou.
Cast: Katia Dandoulaki, Giorgos Hristodoulou, Rena Kosmidou, Joanna Papa (Tzoana Pappa), Yannis Papathanassis, Stavros Farmakis, Babis Alatzas, Stavros Hatzilabros, Kleanthis Pitsiladis.
88 Minuten (PAL)
Der Maler Alexis und seine junge Frau Elena verbringen ihren Urlaub zusammen mit Alexis' Tochter aus erster Ehe, der bildhübschen Hristina, auf einer griechischen Insel. Kaum angekommen, verführt Hristina den verheirateten jungen Fischer Kostas, der dafür seine Frau Angeliki fallenlässt. Hristina jedoch zeigt ihm nun die kalte Schulter und geht dafür eine lesbische Beziehung mit ihrer Stiefmutter Elena ein. Als Alexis hinter diese Affäre kommt, wird er vergiftet — und Kostas kurz darauf am Strand erstochen. 
"Lesbian Love", auch bekannt als "Lesbian August" ("Lesviakos avgoustos") und "The She-Wolves", ist ein griechischer Erotik-Thriller und "Murder-Mystery"-Film im "Whodunit"-Stil mit einigen (wenigen) "giallo"-typischen Elementen. Das Drehbuch schrieb Petros Anagnostopoulos nach einer Geschichte von Antonis Metaxas. Handwerklich routiniert inszeniert, mit einigen schönen Landschaftsaufnahmen und typische mediterrane 1970er-Jahre-Atmosphäre versprühend, liegt das Hauptaugenmerk des Films auf den (mehrheitlich lesbischen) Erotikszenen der ausgesucht hübschen Darstellerinnen Rena Kosmidou (Hristina) und Tzoana Pappa (Elena). Als Angeliki ist zudem die in Griechenland bekannte Schauspielerin Katia Dandoulaki zu sehen, die im gleichen Jahr auch die weibliche Hauptrolle des Horror-Thrillers "Mannequin Murder" ("My Son, Stephanos"/"O gios mou o Stefanos") bekleidete. Regisseur Errikos Andreou drehte 1961 den griechischen Horrorfilm-Klassiker "Nightmare" ("Efialtis"). Der vorliegende Film wurde in Griechenland auch als "Katakravgi" ("Κατακραυγή"), "Lesviakos erotas" ("Λεσβιακός έρωτας"), "Oi lykaines" ("Οι λυκαυγές") und "I lykenes" ("Η λυκενές"; "The She-Wolves") beworben.




Mannequin Murder
Originaltitel: O gios mou o Stefanos  (Ο γιος μου ο Στέφανος)
Produktion: Griechenland, 1974 (Farbe)
Paris-Bochis Films
Regie: Marios Retsilas.
Cast: Katia Dandoulaki, Hristos Politis, Tasso Kavadia, Stavros Farmakis, Giorgos Hristodoulou, Yiorgos Loukakis, Aris Mihopoulos, Joanna Papa (Tzoana Pappa), Tasos Ramsis.
81 Minuten (PAL)
Stefanos ist in den 30ern, leicht schizophren und lebt zurückgezogen in einem abgeschiedenen Haus unter der Fuchtel seiner dominanten und neurotischen Mutter Zoi, die einen grossen Pianisten aus ihm machen will (eine Karriere, die ihr versagt blieb). In seinem Zimmer hat er sich eine Art "Traumwelt" erschaffen, die nur in seinem Kopf existiert und die frei von Druck und Zwängen ist; anstelle einer richtigen Freundin liebt er eine Schaufensterpuppe (Mannequin). Als bei Film-Dreharbeiten die schöne Schauspielerin Hristina in das Haus kommt, gerät seine Welt aus den Fugen. Die beiden fühlen sich zueinander hingezogen, doch Stefanos' Komplexe machen ihn beziehungsunfähig. Seine Mutter derweil ist rasend eifersüchtig und manipuliert Stefanos schliesslich dazu, Hristina zu ermorden. 
Horror-Thriller aus Griechenland von 1974 mit Katia Dandoulaki, der augenscheinlich eine gewisse Inspiration aus Werken wie Robert Aldrichs "Was geschah wirklich mit Baby Jane?" ("What Ever Happened to Baby Jane?", 1962) bezog. Die Geschichte ist als Film im Film aufgebaut und Regisseur Marios Retsilas zeigt einige ziemlich raffinierte Einstellungen und Bild-Montagen, unter anderem mit Schattenspielen. Leider ist der äusserst obskure Film gerade in Anbetracht seines Entstehungsjahres insgesamt doch recht zahm ausgefallen; wären der "Sleaze"-Faktor und der Blutgehalt höher, hätte er das Zeug zu einem echten Geheimtipp und Kultstreifen gehabt. Trotzdem einer der interessanteren griechischen Genre-Filme. Auch bekannt als "My Son, Stephanos"; in Griechenland auf Video (VHS) als "Enohes skhessis" ("Ενοχές σχέσης"; "Guilty Relations") vertrieben.



The Rape Killer
Originaltitel: Eglima sto Kavouri  (Eγκλημα στο καβούρι)
Produktion: Griechenland, 1974 (Farbe)
Karagiannis-Karatzopoulos
Regie: Kostas Karagiannis.
Cast: Larry Daniels (Lakis Komninos), Dorothy Moore, Vagelis Seilinos, Dimitris Bislanis, Fragoulis Fragoulis, Jane Paterson, Giorgos Bartis, Leslie Bowman, Efi Cosma, Haris Nezos, Giorgos Oikonomou, Napoleon Ruditis.
81 Minuten (PAL)
Dimitris hat die reiche Eleni geheiratet, doch nebenbei trifft er sich mit seiner Geliebten Laoura. Um Eleni aus dem Weg zu räumen und ihr Vermögen zusammen mit Laoura zu verprassen (die Jacht, welche Eleni ihm geschenkt hat, reicht ihm offenbar noch nicht), bedient er sich eines gerade die Schlagzeilen beherrschenden Vergewaltigers und Frauenmörders, den er praktischerweise von früher kennt. Dieser Verbrecher, Maïk mit Namen und drogensüchtig, soll Eleni töten und verschwinden lassen, damit die Polizei an eine weitere "gewöhnliche" Untat des Triebtäters glaubt — im Gegenzug soll er eine grössere Menge Heroin erhalten. Da Maïk bereits ahnt, dass Dimitris nicht vorhat, sich an ihre Abmachung zu halten, kidnappt er vorsorglich eine unbeteiligte Frau, die Eleni zum Verwechseln ähnlich sieht, und tötet diese anstelle der echten Eleni in dem dunklen Waldstück, das Dimitris und er sich für ihren inszenierten Mord ausgesucht haben. 
Einer der am deutlichsten dem Horror-Genre zuzuordnenden Filme aus Griechenland, ist "Eglima sto Kavouri" ("The Rape Killer"; auch bekannt als "Death Kiss", "Murder in Kavouri", "The Wife Killer" und "He Murdered His Wife") des vielbeschäftigten Regisseurs Kostas Karagiannis ("Land of the Minotaur"/"Oi diavolanthropoi", 1976), der in seiner Karriere gut 150 Filme drehte, ein Horror-Thriller ganz in der Manier italienischer Genre-Filme dieser Entstehungszeit, geprägt von einer hässlich-ekelhaften Geschichte, einem hohen "Sleaze"-Gehalt, "Giallo"-Anleihen, verworrener und konstruierter Geschichte und bevölkert mit unsympathischen Charakteren. Schauspieler (insbesondere Vagelis Seilinos als schmieriger "Mike"/"Maïk"), Drehbuch und Szenerie wissen zu überzeugen (wenigstens in der griechischen Originalfassung), der Soundtrack von Yannis Spanos ist recht gelungen, weniger gut sind die teils mangelhafte Beleuchtung und die Vertonung intensiverer Szenen. Als Mini-Klassiker mit einem nicht von der Hand zu weisenden Kultpotential dennoch ein Muss für Fans griechischer "Exploitation"- und Genre-Filme, wobei gerade letztere bekanntermassen nicht in grosser Anzahl existieren.



Cellât (Der Henker)
Originaltitel: Cellât
Produktion: Türkei, 1975 (Farbe)
Ugur Film
Regie: Memduh Ün.
Cast: Serdar Gökhan, Emel Özden, Reha Yurdakul, Melek Ayberk, Oktar Durukan, Tarik Simsek, Ibrahim Kurt, Anuska, Yesim Yükselen, Senar Seven, Nesrin Yesilyurt, Ihsan Gedik, Ahmet Kostarika, Hüseyin Zan, Erdogan Seren.
83 Minuten (PAL)
Orhan Polat ist ein aufstrebender Architekt und lebt mit seiner Frau Filiz in Istanbul. Er hat eine jüngere Schwester, Sevgi, die mit seinem Freund Jahit verheiratet ist. Während er in seinem Büro von Arbeitskollegen zu hören bekommt, dass während seiner Abwesenheit diverse Verbrechen verübt wurden und die Verbrechensrate in der Stadt generell stark im Ansteigen begriffen ist, steigen drei Schläger und Diebe, die Filiz und Sevgi gefolgt sind, in seine Wohnung ein, stehlen Wertsachen und vergewaltigen die beiden Frauen. Filiz stirbt kurz darauf an ihren Verletzungen; Sevgi ist trotz intensiver Betreuung nicht mehr ansprechbar. Polizeikommissar Nejati zeigt mangels Anhaltspunkten wenig Motivation, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Aus dem freundlichen Orhan wird langsam, aber stetig ein anderer: Er lernt den Gebrauch von Schusswaffen und beginnt damit, des Nachts in den dunklen Gassen und Winkeln der Stadt Verbrecher kaltblütig hinzurichten. Während das Volk ihn bald als "Held" feiert, jagt die Polizei mit grossem Aufwand hinter ihm (anstatt anderen Verbrechern) her. Ein gestohlenes Medaillon seiner Schwester bringt den "Henker" ("cellât") schliesslich auf die Spur der drei gesuchten Kriminellen. 
Die in Istanbul beheimatete türkische "Yesilçam"-Filmindustrie brachte neben zahlreichen Eigenkreationen auch mit einiger Regelmässigkeit mitunter dreiste Kopien international bekannter "Hollywood"-Hits zum Vorschein, wie Filme wie "3 dev adam" ("Captain America and Santo Vs Spider-Man", 1973), "Seytan" ("Satan", 1973), "Yarasa adam — Bedmen" ("The Turkish Batman", 1973), "Çirkin dünya" ("Es begann um Mitternacht", 1974), "Supermen dönüyor" ("The Turkish Superman", 1979), "Dünyayi kurtaran adam" ("Turkish Star Wars", 1982), "Badi" ("Badi: The Turkish E.T.", 1983) und viele andere belegen. Diesmal "erwischte" es Michael Winners US-Rache-Thriller "Ein Mann sieht rot" ("Death Wish") von 1974 mit Charles Bronson, der es seinerseits auf vier Fortsetzungen brachte und dem nun also mit dem "Yesilçam"-Vehikel "Cellât" ein "inoffizielles", obskures türkisches Remake angedieh. Sieht man über die natürlich vorhandenen, offensichtlichen Limitierungen türkischer Filme dieser Entstehungszeit sowie die Tatsache, dass man ein Original zur "Verfügung" hatte, welches man in vielen Szenen einfach 1:1 kopieren konnte, hinweg, so ist "Cellât" ein durchaus ansehnlicher, seine (zweifelhafte) Reputation ein Stück weit Lügen strafender Film, dessen "Held" (Serdar Gökhan in Bronsons Fussstapfen) erstaunlich glaubhaft daherkommt und der sogar Anflüge von Spannung aufweist. Was natürlich nicht heissen soll, dass man es nicht mit einem rustikal gefilmten, rabiat geschnittenen, Selbstjustiz verherrlichenden, in gewohnter Manier misogynistischen und sein bereits unzimperliches Vorbild in Sachen Sadismus und sich türmender Leichenberge deutlich übertreffenden Streifen zu tun hätte, der bestenfalls mit einer Fraktion von dessen Produktionskosten realisiert wurde. Wie von vielen älteren türkischen Filmen wurde von "Cellât" nur Ausgangsmaterial minderwertiger Qualität aufbewahrt, was sich in mangelhafter, sehr bescheidener Bildqualität äussert. In Deutschland erlangte das Werk einen "Berühmt-Berüchtigt"-Status aufgrund der Tatsache, dass die alte Videotheken-Verleihfassung (nur in türkischer Sprache veröffentlicht) im Zuge der dort in den 1980er Jahren veranstalteten Quasi-"Hexenjagd" auf Horrorfilme beschlagnahmt wurde.




Anxiety
Originaltitel: Ezterab  (اضطراب)
Produktion: Iran, 1976 (Schwarzweiss)
Azhir Film
Regie: Samouel Khachikian.
Cast: Behzad Javanbakhsh, Sepideh, Leila Forouhar, Iren, Abdollah Butimar, Mansoor Khaki, Khashayar, Abbas Nazeri, Changiz, Mashallah Kafayi, Edwin Khachikian, Zhanet Viskanian.
117 Minuten (PAL)
Amir sieht nach langer Zeit seine Frau Sima und seinen kleinen Sohn wieder. Zuvor hatte er im Affekt einen Mann getötet. Doch sein neugefundenes Glück währt nur kurz, als er beim Besuch eines Vergnügungsparks auf die mysteriöse und verführerische Leila trifft, die ihn zu einem zwielichtigen Geschäft überredet: Zusammen inszenieren sie eine Pseudo-Entführung von Leilas Tochter in eine eingezäunte baufällige Villa, um anschliessend Leilas Ehemann um eine grosse Geldsumme zu erpressen. Der Plan geht jedoch gründlich schief, als die (vollständig eingeweihte) Tochter plötzlich tot auf dem Sofa liegt. Nun hat Amir eine Leiche am Hals, die er nicht mehr loswerden kann, und gerät völlig von der Rolle, als er auch Leila tot auffindet. 
Vorweg: Dieser Film lag nur in seiner Farsi-Originalsprachfassung auf einer wirklich sehr schlechten VHS-Kassette vor. Aber auch in dieser suboptimalen Präsentation liessen Inszenierung und Kameraführung durchschimmern, weshalb der armenischstämmige Regisseur Samouel Khachikian ("The Crossroad of Events"/"Chahar-rahe havades", 1955; "Eine Nacht in der Hölle"/"Shab-neshini dar jahannam", 1956; "The Midnight Terror"/"Faryade nimeshab", 1961) als der "Alfred Hitchcock Irans" bekannt war. "Ezterab" ist ein spannend und packend inszenierter Horror-Thriller, der unpassende komödiantische Szenen weitgehend aussen vor lässt, auch deutlich tiefer blicken lässt (d. h. freizügiger ist) als heutige iranische Produktionen, und der selbst in dieser Form zu unterhalten wusste. Gleichzeitig ruft die Sichtung dieses Films (und der Zustand seiner Präsentation) in Erinnerung, wie wichtig es doch wäre, die heutzutage praktisch vollständig negierten iranischen Filme aus der Zeit vor der islamischen Revolution (1979) zu erhalten und restaurieren. Schade, dass in dieser Hinsicht offenbar kaum Bestrebungen im Gang sind.




Die Todesaugen
Originaltitel: To koritsi vomva  (το κορίτσι βόμβα)
Produktion: Griechenland, 1976 (Farbe)
Taurus Film
Regie: Nico Mastorakis (Nikos Mastorakis).
Cast: Jessica Dublin, Maria Aliferi, Peter Winter, Chris Nomikos (Hristos Nomikos), Thom Arahovas, Maria Elise Eugene, Gerard Gonalons, Clay Huff (Clay Half), Andrew Johnson, Louise Melinda, Jean-Claude Petit.
76 Minuten (PAL)
Ches Gilford holt seinen Kumpel Robert "Bob" Kowalski am Flughafen von Athen ab. Die beiden Nichtsnutze planen, zusammen das zu tun, was sie am besten können: Alkohol konsumieren, Unruhe stiften und mit möglichst vielen Frauen schlafen. Stattdessen werden sie jedoch mehr oder weniger unfreiwillig von einer älteren Lady namens Geraldine Steinwetz "angeheuert", um auf sie und ihre Tochter Christine (Hristina) aufzupassen. Die beiden Frauen wurden kurz zuvor im Libanon Zeugen eines politischen Mordes, und seither sind Killer hinter ihnen her, um sie auszuschalten. Nach einigen vereitelten Mordversuchen landen Bob und Ches beim Geheimdienst und erfahren dort, dass Christine übersinnliche Fähigkeiten besitzt. So kann sie unter anderem mittels ihrer Gedanken den Willen von Menschen beeinflussen oder Gegenstände in Flammen aufgehen lassen. Und bei Geraldine Steinwetz handelt es sich in Wahrheit um eine sowjetrussische Agentin namens Olga Olaf, die ein Attentat auf ein Flugzeug (unter Zuhilfenahme von Christines Fähigkeiten) plant. 
Obwohl Regisseur Nico Mastorakis (Nikos Mastorakis, "Die Teuflischen der Insel"/"Ta pedhia tou dhiavolou", 1975) es in diesem Frühwerk fertigbringt, aus einer eigentlich interessanten Geschichte mit mannigfaltigen Möglichkeiten so ziemlich das Minimum herauszuholen, so erfuhr sein Streifen trotzdem, was den meisten anderen griechischen Filmen dieser Entstehungszeit versagt blieb: Ein internationaler Vertrieb. Leider kommen die übersinnlichen Aspekte (Christines Fähigkeiten) viel zu wenig zum Einsatz; was bleibt, ist eine ziemlich öde Mischung aus Agenten-Thriller, Horror und Science-fiction ohne viel Horror oder Science-fiction, dafür garniert mit der bei griechischen Filmen schon beinahe obligatorischen Tanz-Einlage und etwas Softsex. Auch bekannt als "Death Has Blue Eyes", "The Para Psychics", "The Blue Eyes of Death" und "The Girl with the Blue Eyes", zudem in Griechenland als "To koritsi vomva" (im Kino; Originaltitel), "To koritsi me ta galana matia" (TV) und "Horis... logia" (Video). Ein Muss für Fans von verschnellert ablaufenden Auto- und Motorrad-Verfolgungsjagden, 1970er-Jahre-Mode und -Frisuren, uninspiriert vorgetragenen Sexszenen, griechischen Tänzen, verschenkten Ideen und schlechter Beleuchtung.



The Devil's Men
Originaltitel: Oi diavolanthropoi  (Οι διαβολανθρωποι)  /  The Devil's Men  /  Land of the Minotaur
Produktion: Griechenland/England/USA, 1976 (Farbe)
Poseidon Films/Poseidon Productions/Getty Pictures Corp.
Regie: Costa Carayiannis (Kostas Karagiannis).
Cast: Peter Cushing, Donald Pleasence, Costas Skouras (Kostas Karagiorgis), Luan Peters, Fernando Bislani (Dimitris Bislanis), Christina, George Veulis, Gelsomina (Vanna Reville), Nikos Verlel Verlekis, Anestis Vlahos, Anna Matzourani, Jessica Dublin.
90 Minuten (PAL/englische Fassung)/86 Minuten (NTSC/US-Fassung)
Der Pfarrer Vater Roche holt seinen Freund, den Privatdetektiv Milo Kaye, aus den USA in ein abgelegenes griechisches Dorf, in dem immer wieder junge Studenten und Touristen spurlos verschwinden. Die örtliche Polizei in der Gestalt des Polizisten Sgt. Vendris schenkt Roche kein Gehör, und auch Kaye ist von dessen übernatürlichen Theorien (der "Teufel" sei schuld) wenig überzeugt. Zusammen kommen die beiden jedoch nach und nach einem Kult von Teufelsanbetern auf die Schliche, der in einer versteckten Höhle einer steinernen Götzenfigur des Minotaurus huldigt und dieser Menschenopfer darbringt. Ihr Anführer ist der Adlige Baron Corofax, ein Ausländer, der von den Karpaten stammt. 
Die beiden britischen Giganten des Horror-Genres Donald Pleasence (1919-1995; "Die Tür ins Jenseits"/"From Beyond the Grave", 1973; "Halloween — Die Nacht des Grauens"/"Halloween", 1978) und Peter Cushing (1913-1994; "Dracula", "Der Hund von Baskerville"/"The Hound of the Baskervilles", beide 1958) kamen nach Griechenland für diesen Okkult-Horrorstreifen des griechischen Regisseurs Kostas Karagiannis ("The Rape Killer"/"Eglima sto Kavouri", 1974), den dieser mit seiner neu gegründeten Produktionsfirma Poseidon Films sowie Unterstützung aus Übersee für US-$ 650'000 realisierte. Pleasence sorgt für etwas Humor als stoischer, jedoch nervöser Geistlicher, Cushing spielt mit eiserner Mine und starrem Blick den Anführer der Teufelsanbeter. In einer brillanten Casting-Entscheidung wird der amerikanische Detektiv ausgerechnet vom griechischen Darsteller Costas Skouras (1938-1989) verkörpert, dem man seine mediterrane Herkunft keinesfalls auf den ersten Blick ansieht. Der Film kann mit einigen grandiosen "On-Location"-Aufnahmen (unter anderem eine Höhle bei Sparta, Schlossmauern in Korinth), den bizarren, farbenfrohen Kostümen sowie den "Hot-Pants"-Auftritten seiner Darstellerinnen einiges an "Eye-Candy" vorweisen, die Geschichte bleibt jedoch blutleer, an den Haaren herbeigezogen, verworren und ziemlich langatmig inszeniert. Die Auftritte von Donald Pleasence und vor allem von Peter Cushing machen den in Deutsch nicht gezeigten "The Devil's Men" dennoch sehenswert. Die amerikanische Kinofassung wurde in "Land of the Minotaur" umgetauft, gekürzt (um fast alle Nacktszenen erleichtert) und bei einigen Opferungsszenen mit einem Grünstich unterlegt. Auch der ulkige "Devil's-Men"-Themensong des Abspanns fehlt bei der US-Version.



The River
Originaltitel: Nehir
Produktion: Türkei, 1977 (Farbe)
Arzu Film
Regie: Serif Gören.
Cast: Tarik Akan, Müjde Ar, Sevda Aktolga, Korkut Altin, Civan Canova, Selin Sel, Cem Sendil.
67 Minuten (PAL)
Vier junge Paare aus Istanbul begeben sich auf einen Rafting-Trip in der Wildnis Kappadokiens. Zu ihrem Glück werden sie von dem ortskundigen Sinan begleitet, der ihnen zu Hilfe kommt, nachdem eines ihrer Flosse kentert und vor allem, als lokale Banditen die Gruppe überfallen und sich über die Mädchen hermachen wollen. Als ein Heckenschütze einen aus der Gruppe anschiesst und lebensgefährlich verletzt, beginnt für die anderen ein Wettlauf gegen die Zeit. 
"Nehir" ("The River") ist ein türkisches Remake des amerikanischen "Backwoods"- und "Survival"-Horror-Thrillers "Beim Sterben ist jeder der Erste" ("Deliverance"), den John Boorman ("Zardoz — Der Bote des Todes"/"Zardoz", 1973; "Exorzist II: Der Ketzer"/"Exorcist II: The Heretic", 1977) 1972 mit einem Staraufgebot (unter anderem Burt Reynolds, Jon Voight, Ned Beatty und Ronny Cox) gedreht hatte. Im Unterschied zum Hollywood-Vorbild, bei dem die Stadtmenschen in der Wildnis von vier Männern verkörpert werden, sind es bei dieser "Yesilçam"-Variante vier Paare. Ohne den Streifen mit dem Original vergleichen zu wollen, ist "Nehir" im Rahmen der Möglichkeiten der türkischen Filmindustrie der 1970er Jahre abgesehen vom diesen Filmen eigenen ruppigen Schnitt, der repetitiven Musik und den anderswo "entliehenen", teils im Breitleinwandformat gefilmten und für diesen im 4:3-Format gedrehten Film entsprechend zusammengestauchten Archivaufnahmen (Luftaufnahmen von Istanbul, Schiffen und Flugzeugen sowie kappadokische Szenerie) einigermassen kompetent inszeniert und handwerklich ordentlich gemacht. Regisseur war der in Griechenland geborene Serif Gören ("Yilani öldürseler"/"To Crush the Serpent", 1981), die Hauptrollen spielten die türkischen Kino-Stars Tarik Akan und Müjde Ar ("Göl"/"The Lake", 1982).



Struggle Without End
Originaltitel: Agonas horis telos  (Αγώνας χωρίς τέλος)
Produktion: Griechenland, 1978 (Farbe)
Art Films/Paris-Bochis Films
Regie: Pantelis Skroubelos.
Cast: Theodoros Katsadramis, Ketty Papanika, Makis Revmatas, Costas Bakalis, Mario Brega, Al Capri (Eolo Capritti), Orso Maria Guerrini, Stelios Halkiadakis, Vasilis Karras, Dimitris Liagas, Yiorgos Mylonas.
87 Minuten (PAL)
Am 20. Juli 1974 marschiert die türkische Armee nach dem Putsch einer griechisch-zypriotischen Militärjunta in den Norden Zyperns ein. Bis im August des Jahres erobert sie etwa 36% der Landfläche der Mittelmeerinsel. Während der Kampfhandlungen gefangene griechisch-zypriotische Soldaten werden in Konzentrationslager gebracht, wo sie von sadistischen Offizieren und Kommandanten gequält und gefoltert werden. Eine Bäuerin verhilft drei Insassen zur Flucht. Verfolgt von türkischen Soldaten, gelingt es einem von ihnen, sich in den griechischen Teil der Hauptstadt Nikosia durchzuschlagen, wo er vor einem internationalen Gremium über seine Erlebnisse aussagt. 
Eine filmische Aufarbeitung des griechisch-türkischen ethnischen Konflikts um die Insel Zypern im Stil der chinesischen "Men-Behind-the-Sun"-Filmreihe (1987/1992/1994), wenn auch nicht annähernd so drastisch in Szene gesetzt wie diese. Auch dieser griechische Film wandelt auf dem bisweilen schmalen Grat zwischen "Exploitation"-Kino, politischer Propaganda und ernsthaftem Hintergrund und bietet einen durchaus spannenden, obgleich natürlich sehr schwarz-weiss-malerischen Einblick in einen im Westen heutzutage nurmehr selten thematisierten und beleuchteten, bis heute (Januar 2016) anhaltenden Konflikt. 1983 wurde im türkisch besetzten nördlichen Teil Zyperns die "Türkische Republik Nordzypern" ausgerufen, bis heute bleibt die Insel zweigeteilt. Um Propagandafilme zu diesem Thema war wenig überraschend auch die türkische Seite nicht verlegen — dort entstand etwa 1993 der erst kürzlich wiederentdeckte und dieser Tage vor seiner Heimkino-Weltpremiere stehende "Operation Code Name: Long Live the Fatherland!" unter der Regie von Kunt Tulgar.



Spasms
Originaltitel: Çirpinis  /  Çırpınış
Produktion: Türkei, 1980 (Farbe)
Tufan Film
Regie: Samim Utku.
Cast: 
Zerrin Dogan, Erdinç Akbas, Orhan Alkan, Yüksel Gözen, Hakan Özer, Lîza, Ercan Yosun.

62 Minuten (NTSC)
Die junge Mine erhält immer wieder obszöne Anrufe und Briefe mit unheimlichen Nachrichten. Kurz darauf wird sie auf der Strasse von einem mysteriösen, schwarzgewandeten Mann gestalkt. Sie sucht Hilfe bei ihrem Freund Murat und der Polizei, die in der Gestalt des leicht schusseligen Inspektors Ilhan auf den Plan tritt. Könnte der Anrufer aus Mines Umfeld stammen? Tatsächlich machen Murat und der vermeintliche Perverse, Salim, gar gemeinsame Sache. 
Aus dem Untergrund der Istanbuler "Yesilçam"-Filmindustrie stammendes Quasi-Remake des italienischen "Giallo"-Klassikers "Der Killer von Wien"/"Lo strano vizio della signora Wardh" ("The Strange Vice of Mrs. Wardh"/"Blade of the Ripper", 1970) von Regisseur Sergio Martino. Von der Raffinesse und Komplexität seiner filmischen Blaupause, mithin einem der besten "Gialli" überhaupt, ist dieser türkische Film mit bewährt rabiatem Schnitt und kurzer Laufzeit natürlich meilenweit entfernt; die Vorzüge des Originals werden hier vielmehr durch ausgewalzte Hardcore-Sexszenen (drei an der Zahl, die im vorliegenden Print sichtlich aus einer anderen Quelle wieder in den Film hineingeschnitten wurden) und einige Anflüge infantilen Humors "kompensiert". Hauptdarstellerin Zerrin Dogan spielte in diversen erotischen Filmen mit und war unter anderem auch in "Intikam kadini" ("Turkish I Spit on Your Grave", 1979), Naki Yurters türkischem Quasi-Remake von Meir Zarchis berüchtigtem Horror-Mini-Klassiker "Ich spuck auf Dein Grab" ("I Spit on Your Grave", 1978), zugegen. Wenn dieser Titel der Nachwelt erhalten bleiben sollte, wäre eine baldige Restauration vermutlich dringend vonnöten.




Fangs
Originaltitel: Anyab  (انياب)
Produktion: Ägypten, 1981 (Farbe)
City Art & City Pop/Misr International Films (Aflam Misr El-Alamia)
Regie: Mohammed Shebl.
Cast: Ahmed Adawiyya, Hassan Al Imam, Ali El Haggar, Mona Gabr (Mounna Gabbr), Haddey Saddekk, Taalat Zean, Tamer El Masry, Mai Abdel Menim.
100 Minuten (NTSC)
Ein junges Liebespaar ist mit dem Auto auf dem Weg zu einer Neujahrsfeier, als in stürmischer Nacht ihr Wagen liegenbleibt. Die beiden schlagen sich zu einem mysteriösen Schloss durch, wo sie ein buckliger Diener erwartet. Im Schloss machen sie Bekanntschaft mit dem Grafen Dracula und dessen seltsamer, singender und tanzender Gefolgschaft, die allesamt aus blutsaugenden Vampiren besteht. Dracula möchte die Frau für sich haben; zudem merken die beiden, dass sie die Gestalt von Dracula in Ägypten auch im Alltagsleben schon zahlreiche Male angetroffen haben — dort tritt er allerdings nicht als Blutsauger, sondern als knallharter moderner Kapitalist auf, der den Leuten das Geld "aussaugt". Als Dracula sich mit einem aufmüpfigen Anhänger streitet und der bucklige Diener ihnen zu Hilfe kommt, sehen die beiden Lover ihre Chance für eine Flucht aus dem verwunschenen Schloss für gekommen. Dracula und seine Vampire machen derweil Bekanntschaft mit der gleissenden Tagessonne Ägyptens.
"Fangs" ("Fangzähne") oder "Anyab" ist ein Musical-Horrorfilm und ägyptisches Quasi-Remake des legendären englischen Kult-Musicals "The Rocky Horror Picture Show" von Jim Sharman aus dem Jahr 1974. Der Film war das Regiedebüt von Mohammed Shebl, dessen Traum es war, in Ägypten Horrorfilme zu realisieren. Er drehte insgesamt deren vier vor seinem Tod im Jahr 1996 (im Alter von nur 47 Jahren): "Fangs"/"Anyab", 1981; "The Talisman"/"The Amulet"/"Al-ta'wîdhah", 1987; "Nightmare"/"Kaboos", 1989; und "Love and Revenge... with a Meat Cleaver"/"Gharam wa-intiqam... bis-satur", 1992). "Anyab" steht seinem berühmten Vorbild zumindest in Sachen filmischer Skurrilität und zelebrierter Seltsamkeiten in Nichts nach. Shebl ersetzte den ausserirdischen Transvestiten Frank N. Furter aus dem Originalfilm mit einer ägyptischen Version des Grafen Dracula und nahm die Geschichte zum Anlass, die politische und wirtschaftliche Situation in Ägypten im Jahr 1981 zu karikieren, die im Zeichen der in der Folgezeit des "Jom-Kippur"-Krieges (1973) von Ägyptens damaligem Präsident Anwar Sadat proklamierten "Infitah"-Politik stand. Mit seinen verhältnismässig aufwendigen und grotesken Masken und Make-Up-Effekten stellte er 1981 trotz lacklusterer Umsetzung einen gewagten und in der ägyptischen Kinolandschaft einzigartigen Film dar, wie er im arabischen Kino in solcher Form bis anhin noch nie zu sehen war. Die (teilweise) überraschend gelungenen (wenn auch bizarren) Musical-Einlagen werden auch von gestohlener Filmmusik aus international bekannten westlichen Produktionen wie "The Munsters", "James Bond", "Pink Panther" oder "Der Weisse Hai" unterstützt. "Dracula"-Darsteller Ahmed Adawiyya war im gleichen Jahr auch im ägyptischen Horrorfilm "A Trip of Terror" ("رحلة الرعب"/"Rehlat al-roab") zu sehen; Mona Gabr war zu der Zeit eine TV-Nachrichtensprecherin; als "Erzähler" der Geschichte fungierte der in Ägypten bekannte Filmregisseur Hassan Al Imam.


Message from the Future 
Originaltitel: Sheder min ha'atid  (שדר מן העתיד)
Produktion: Israel, 1981 
(Farbe)
Thirteenth Century Films/Jacob Kotzky Productions
Regie: David Avidan.
Cast: Joseph Bee, Zygmont Frankel, Irit Meiri, Rafi Taylor, Avi Yakir, Jerry Hyman, Leonard Graves, Kiichi Sasayami, Leonard Gabs, David Avidan.
82 Minuten (PAL)
Im "Zukunftsjahr" 1985 gerät die Welt in helle Aufruhr, als ein Zeitreisender aus dem Jahr 3005 ankommt, der sich selbst als "FM" — "Future Man" vorstellt. Seine Mission: Die Weltmächte davon zu überzeugen, innerhalb von 3 Tagen den 3. Weltkrieg zu beginnen — denn je schneller dieser ausbreche, desto besser sei es längerfristig für die Menschheit.
Der Dichter, Poet, Maler und Filmemacher David Avidan kratzte 1981 in Israel das Geld für einen der seltsameren Science-fiction-Filme der Filmgeschichte zusammen. Tricktechnisch definitiv angestaubt, politisch nur teilweise, eröffnet der Film dem Zuschauer einige sehr interessante Gedankengänge.
Unkonventionell inszeniert, mit Schauplätzen von Tel Aviv über Tokio bis zu New York, Moskau, Peking, Paris und London, mit entsprechendem Sprachen-Wirrwarr (meist wird jedoch englisch gesprochen), erstaunlich erotisch, leider ist die Auflösung enorm banal.







To Crush the Serpent
Originaltitel: Yilani öldürseler  /  Yılanı öldürseler
Produktion: Türkei, 1981 (Farbe)
Umut Sanat
Regie: Türkan Soray (& Serif Gören).
Cast: Türkan Soray, Talat Bulut, Mahmut Cevher, Ahmet Mekin, Aliye Rona, Yaman Okay, Erol Demiröz, Hüseyin Peyda, Pars Sezer, Sabahat Isik.
82 Minuten (PAL)
In einem mausarmen türkischen Bergdorf lebt die schöne Esme, die in Ali verliebt ist, jedoch mit einem Auswärtigen Mann namens Halim zwangsverheiratet wird, mit dem sie auch einen Sohn, Hasan, hat. Als der Kriminelle Abbas, der ebenfalls Esme nachstellte, nach einem Jahr aus dem Gefängnis freikommt, macht er sich auf, Halim zu erschiessen und Esme zu kidnappen. Die Dorfbewohner werden sich derweil einig, dass Esme verschwinden muss, da sie sonst allen Männern im Ort den Kopf verdrehen würde — die "Schlange", die den Unfrieden ins Dorf bringt, sei verflucht und solle deshalb getötet werden. Da jedoch keiner der Männer im Dorf den Mut dazu hat, etwas zu unternehmen, drückt man dem jungen und beeinflussbaren Hasan das Gewehr in die Hand, durch das Esme sterben soll — und redet ihm ein, dass es seine ehrenvolle Aufgabe wäre, seine eigene Mutter zu töten. In einem blutgetränkten Alptraum sieht Hasan daraufhin sich selbst den Schuss abgeben und seine Mutter durch seine eigene Hand sterben.
Faszinierende Landschaften und einen augenöffnenden Einblick in eine fremde Kultur erlebt man in diesem relativ aufwendig und handwerklich sauber gemachten türkischen Drama von 1981 mit Sozialkritik, aber auch surrealen Elementen und Horror-Touch. Zwar begegnet Hasan in einer Schlüsselszene auch einer ganzen Menge echter Schlangen, doch diejenige des Titels ist eindeutig eine metaphorische — verkörpert durch die türkische Kino-Ikone Türkan Soray, die auch den Regieposten innehatte und am Drehbuch (nach einem Roman von 1976 des türkischen Autors Yasar Kemal) mitschrieb. "Yilani öldürseler" ist bislang (September 2016) nur auf alten VHS-Kassetten zu finden — das vorliegende Exemplar ist eine griechische Veröffentlichung und stammt noch aus der Sammlung des mittlerweile leider verstorbenen DVD-Label-Begründers Vassilis "Bill" Barounis (1963-2011), der mit seinen "Onar-Film"-DVD-Veröffentlichungen viele rare türkische Filme wieder offiziell zugänglich gemacht hatte.




The Lake
Originaltitel: Göl
Produktion: Türkei, 1982 (Farbe)
Atlas Film
Regie: Ömer Kavur.
Cast: 
Müjde Ar, Hakan Balamir, Talat Bulut, Orhan Çagman, Mehmet Esen, Ferda Ferdag, Reha Kiral, Kazim Eryüksel, Yilmaz Kurt, Aydan Burhan, Orhan Aykanat, Hikmet Gül.

85 Minuten (PAL)
Die Sängerin Nalan kommt in eine türkische Kleinstadt am Rande eines grossen Sees, um dort vor Publikum zu singen. Unter den Zuschauern ist der Jäger Murat, der mit seiner blinden Mutter in einem abgelegenen Haus lebt. Nalan sticht ihm sofort ins Auge, denn sie gleicht seiner einstigen Frau Sabiha, welche im See ertrunken ist, bis aufs Haar. Der psychotisch veranlagte Murat wollte Sabihas Selbstmord nicht wahrhaben und ist davon überzeugt, dass sie eines Tages zu ihm zurückkehren werde — mit der Ankunft Nalans sieht er sich bestätigt. Nachdem er ihr in ihrem Hotelzimmer auflauert, willigt sie in ein Treffen mit ihm ein, bei dem er jedoch kurzzeitig die Kontrolle verliert und sie beinahe erwürgt. Besessen von der Idee, Nalan sei Sabiha, entführt er sie nach einer weiteren Vorstellung und sperrt sie in Sabihas einstigem Zimmer ein, doch gelingt ihr bald die Flucht. Sie findet schliesslich bei dem Fischer Hasan Zuflucht. Als die beiden später gemeinsam auf einer Hochzeit tanzen, taucht Murat mit geladenem Gewehr auf. 
"Göl" (übersetzt: "See") ist ein Beweis dafür, dass in der Türkei auch zu dieser Entstehungszeit (1982) durchaus qualitativ ansprechende Filme produziert werden konnten. Die Mischung aus Mystery, Horror, Psycho-Thriller und Drama überzeugt durch atmosphärische Fotografie und guten Schnitt (für Genre-Filme aus dieser Ecke der Welt und aus dieser Entstehungszeit doch eine Überraschung, die ein Ausrufezeichen verdient!) ebenso wie auch durch das Spiel ihrer Hauptdarsteller — Müjde Ar ("Nehir"/"The River", 1977) als Nalan und (in Rückblenden) Sabiha sowie Hakan Balamir als Murat, dem man schon von weitem ansieht, dass er eine "tickende Zeitbombe" darstellt. Der Film lag nur in türkischer Sprache mit griechischen Untertiteln vor, der Handlung ist jedoch so weit verhältnismässig leicht zu folgen.


Girl's Dormitory
Originaltitel: Khabgah-e dokhtaran  (خوابگاه دختران)
Produktion: Iran, 2005 
(Farbe)
Sahra Films Production
Regie: Mohammad Hossein Latifi.
Cast: Negar Jawaharian, Baran Kosari, Khoshayar Rad, Sadeq Safaei, Majeed Salehi.
96 Minuten (NTSC)
Eine junge Frau möchte in einem Internat in der Nähe von Teheran studieren und setzt sich mit dieser Idee gegen die Bedenken ihres Vaters durch. Die Studentinnen sind fasziniert von einem alten, unheimlichen Gemäuer, welches sich neben ihren Unterkünften befindet. Bald häufen sich seltsame Ereignisse, und es verdichten sich die Hinweise darauf, dass sich in den Katakomben der Ruine ein blutrünstiger Mörder verbirgt.
Ein moderner, ernst gemeinter Horrorfilm aus dem Iran, inszeniert von Mohammad Hossein Latifi, der auf den Spuren des iranischen Horror-Altmeisters Samouel Khachikian ("Shab-neshini dar jahannam"/"Eine Nacht in der Hölle", 1956; "Faryade nimeshab"/"The Midnight Terror", 1961) wandelt. Trotz ungewohntem kulturellem Umfeld und vermeintlich strenger Zensur folgt der Film etablierten Genre-Konventionen und enthält auch einige Szenen, die in ihrer Heftigkeit durchaus zu überraschen vermögen. Zusammen mit der atmosphärischen Fotografie und Charakteren, mit denen man mitfühlen kann (zunehmend seltener zu beobachten im modernen Horror-Kino), ergibt das einen absolut sehenswerten Genrefilm.




The Congress
Originaltitel: Kennes ha'atidanim  (כנס העתידנים)  /  Le congrès  /  The Congress  /  Kongres
Produktion: Israel/Frankreich/Belgien/Luxemburg/Deutschland/Polen/USA, 2013 (Farbe)
Bridgit Folman Film Gang/Entre Chien et Loup/Paul Thiltges Distributions/Pandora Filmproduktion/Opus Film/Liverpool
Regie: Ari Folman.
Cast: Robin Wright, Harvey Keitel, Paul Giamatti, Jon Hamm, Kodi Smit-McPhee, Danny Huston, Sami Gayle, Michael Stahl-David, Michael Landes, Sarah Shahi, Ed Corbin, Christopher B. Duncan, Frances Fisher, Michal Kahan, Jill Maddrell.
118 Minuten (NTSC)
Die alternde Schauspielerin Robin Wright sieht sich mit diversen Problemen konfrontiert: Ihr Sohn Aaron leidet an einer seltenen Krankheit, die sein Hör- und Sehvermögen beeinträchtigt; die Familie lebt in einem heruntergekommenen, umgebauten Flughafen-Hangar und Robins Filme der letzten 15 Jahre waren allesamt Kassenflops. Da unterbreitet ihr ihr Agent Al ein "letztes" Angebot des Filmstudios "Miramount" (ein Amalgam aus den bekannten Hollywood-Studios "Miramax" und "Paramount"), dessen Boss Jeff Green eine neue Technik nutzen und sämtliche Rechte an der Leinwandfigur "Robin Wright" erwerben möchte. Dazu muss sie einwilligen, sich selbst — ihr Aussehen, ihre Persönlichkeit, ihre Bewegungen — "scannen", d. h. digitalisieren und Miramount zur "freien Verfügung" zu (über-)lassen, auf dass sie auf der Leinwand "ewig" jung und erfolgreich bleibe. 20 Jahre dauert der Kontrakt, und nach Ablauf dieser Zeit wird die gealterte Robin eingeladen, in der Wüstenstadt "Abrahama City" auf Miramounts "Futurologischem Kongress" zu sprechen. Die Stadt existiert exklusiv als animierte Illusion, die nur erreicht werden kann, wenn man sich einen dafür vorgesehenen chemischen Cocktail verabreicht und sich so in das Reich animierter Avatare begibt. Dort gerät Robins Welt vollends aus den Fugen, was schliesslich dazu führt, dass sie sich für weitere 20 Jahre einfrieren lässt, bis eine Technik gefunden wird, die ihrem Sohn helfen kann. Als sie aufwacht, muss Robin feststellen, dass sich das menschliche Leben mittlerweile weitestgehend nur noch digitalisiert abspielt — in einer bunten Fantasiewelt, in der sich jeder und jede als den, die oder das manifestieren kann, wonach ihm in seinem Herzen ist. Robins Ziel bleibt es, ihren Sohn zu finden — dafür wagt sie sich sogar in die (erschreckende) reale Welt zurück. 
Der israelische Filmemacher Ari Folman, der 1996 bereits den sehr ungewöhnlichen Fantasyfilm "Saint Clara" ("Clara hakedosha") inszeniert hatte, liess sich für diese ebenfalls äusserst unkonventionelle bis exzentrische Mischung aus Real- und Animationsfilm von der 1970/1971 entstandenen dystopischen Kurzgeschichte "Der futurologische Kongress" ("Kongres futurologiczny") des polnischen Science-fiction-Autors Stanisław Lem (1921-2006) inspirieren. Die Schauspielerin Robin Wright spielt dabei quasi sich selbst in einem alternativen Film-Universum, in dem ihre Filme erfolglos blieben. Heraus kam ein zweifellos sehr ambitionierter und mutiger Film, der eine düstere Zukunft des Schauspieler-Berufs, der Filmindustrie und des Kinos an sich malt (dies im wahrsten Sinn des Wortes), der viele Fragen zu brisanten Themen wie dem Altern (insbesondere in der Glitzerwelt der Prominenten), dem Recht am menschlichen Körper und seinen Emotionen, zu Schein und Realität aufwirft; der eine dezidierte Anti-"Hollywood"-Haltung einnimmt und sich in einem Seitenhieb zudem gegen die politische und kommerzielle Ausschlachtung des Holocaust wehrt. Allerdings ist der zunehmend verschachtelten und verworrenen Handlung ca. ab der Filmmitte (mit dem Beginn des animierten Teils) immer schwieriger zu folgen; das Ende lässt dann wohl Raum für mannigfaltige Interpretationen, liefert aber kaum richtige Antworten. Der Animations-Stil wirkte auf diesen Seher wie eine eigenwillige, doch durchaus sehenswerte Mischung aus einem Disney-"Cartoon" der Vorkriegszeit und Einflüssen japanischer Manga- und Anime-Kultur. Wem die Idee der "Matrix" (1999) gefiel, der resultierende Film jedoch zu action-lastig war und wer sich nicht scheut, lange und intensiv über Gesehenes nachzudenken, ohne sich im Nachhinein dabei zwingend besser zu fühlen, sollte sich auf "The Congress" einlassen. Regisseur und Autor Ari Folman setzt damit zumindest seine Tradition, ungewöhnliche und in ihrer Art einmalige Filme zu drehen, erfolgreich fort.



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