SUBKONTINENT


Hatimtai's Daughter
Originaltitel: Hatimtai ki beti  (हातिमताई की बेटी  /  هاتمتاي کی بیٹی)
Produktion: Indien, 1955 (Schwarzweiss)
Vakil Productions (VP)
Regie: Nanubhai Vakil.
Cast: Chitra, Mahipal, Daljeet, Kamal, Kammo, Kum Kum (Kumkum), Helen (Helen Richardson/Helen Khan), Heera Sawant, Tun Tun, Roohi, Kumari Naaz, Maruti Rao, Sunder, Kesari, Niranjan Sharma.
134 Minuten (PAL)
Dies ist die Geschichte von Roshanara, der jüngeren Tochter von Hatimtai, deren ältere Schwester Jahanara die Herrscherin von Shahbad ist. Roshanara ist eine warmherzige Frau voller Wohltätigkeit und Nächstenliebe, die den Armen Essen und Kleidung gibt. Dies erzürnt Shaitan (Satan) und seine Gehilfin Badi, welche sich auf die Erde begibt, um Roshanaras Leben ins Chaos zu stürzen. Sie vergiftet das Essen der Armen und bringt Jahanara gegen ihre Schwester auf. Nach vielen Verwirrungen und Abenteuern, bei denen Neki, die Dienerin Allahs (Gottes), durch Roshanaras Gesang und Gebete Badis und Shaitans Pläne durchkreuzt, heiratet Roshanara den Prinzen Salim, den älteren Sohn des Königs von Turan, während Jahanara den jüngeren Sohn, den Prinzen Aslam, ehelicht. Badi zieht ihr letztes Ass aus dem Ärmel, um — in eine Kobra verwandelt — Salim bei der Hochzeit mit ihrem Giftbiss zu töten.
Opulentes, offenbar ein Stück weit von Goethes "Faust" inspiriertes, diesen jedoch nicht näher befolgendes Fantasy-/Horror-Spektakel und Kostüm-Drama mit einer ganzen Reihe von indischen Filmstars in jungen Jahren. Ein Hinweis zu Beginn des Films macht darauf aufmerksam, dass die Geschichte auf keinem historischen Hintergrund basiert. Die Heldin wird verkörpert von der jungen Chitra, die in den 1960er Jahren auch in einigen indischen "Tarzan"-Filmen und im Fantasyfilm "Khufia mahal" (1964) mitwirkte. Daneben gibt es einige — für indische Filme — exotische Tanznummern mit ungewöhnlicher musikalischer Begleitung, in denen zukünftige Stars wie die junge Helen ("Nache nagin baje been", 1960; "Gumnaam", 1965; "Ek nannhi munni ladki thi", 1970) oder Kumkum ("Nache nagin baje been", 1960; "Shreeman Funtoosh", 1965) auftreten. Regisseur Nanubhai Vakil verfilmte seinen eigenen, gleichnamigen Film von 1940 neu. Dem Original folgte 1945 ausserdem "Hatimtai ka beta" ("Son of Hatimtai"). Eine mögliche Inspiration für diese Neuversion von 1955 könnte auch die von einem indischen Regisseur (K. R. S. Sastry) inszenierte malaiische "Faust"-Adaption "Iman" von 1954 gewesen sein, die ihrerseits stark von Friedrich Wilhem Murnaus "Faust — Eine deutsche Volkssage." von 1926 beeinflusst war und die den Inhalt der Geschichte in einen islamischen Kontext bettete. Ohne Hindi-Kenntnisse verliert man hier schnell den Faden, weswegen Untertitel sehr wünschenswert gewesen wären.



Twenty Years Later
Originaltitel: Bees saal baad  (बीस साल बाद)
Produktion: Indien, 1962 (Schwarzweiss)
Geetanjali Pictures
Regie: Biren Nag.
Cast: Biswajeet Chatterjee, Waheeda Rehman, Manmohan Krishna, Madan Puri, Sajjan, Asit Kumar Sen, Lata Sinha, Dev Kishan, Mira Mukherjee, Ranu, Manohar Gir, Maqbool, Singh, Prakash, Prem Kumar.
144 Minuten (NTSC)
Kumar Vijay Singh, der letzte Überlebende einer berühmt-berüchtigten Familie, kehrt auf das Anwesen seiner Familie zurück, nachdem sein letzter lebender Verwandter dort eines rätselhaften Todes starb. Wurde er ermordet, oder steckt gar ein Geist dahinter? Kumars Grossvater, ein berüchtigter Thakur (feudaler Herrschertitel), brachte einst Schande über die Familie, als er ein Mädchen vergewaltigte, das sich danach das Leben nahm. Der Thakur starb ebenfalls eines unnatürlichen Todes. Seither lastet ein Fluch über der Familie, dem nun auch Kumar zum Opfer zu fallen droht. Als Kumar sich verliebt in die schöne Radha, Tochter des ansässigen Doktors Ramlal Vaid, und der tölpelige Detektiv Gopichand Jasoos auftaucht, verkompliziert sich die Situation zusehends. Und welche Rollen spielen Kumars seltsamer Diener Laxman, der nachts vom Dach des Herrenhauses Lichtsignale in den nahen Sumpf sendet, und der undurchsichtige Mohan, der um Ramlals Haus schleicht?
"Bees saal baad" des bekannten Sängers und Filmproduzenten Hemant Kumar war bei einem Einspielergebnis von 30 Millionen Rupien der erfolgreichste indische Film des Jahres 1962. Der Plot des Films basiert lose, doch deutlich erkennbar auf Sir Arthur Conan Doyles Roman "Der Hund von Baskerville", wobei alle wichtigen Charaktere des Romans im Film ihre indische Entsprechung finden. Das wichtige Handlungselement um den Höllenhund ersetzt "Bees saal baad" (Übersetzung: "Zwanzig Jahre später") allerdings mit einer (aufgesetzten) Geistergeschichte. Zur grossen Popularität des Films trug nicht zuletzt seine Musik viel bei, vor allem das Stück "Kahin deep jale", welches von Lata Mangeshkar, einer der bekanntesten und populärsten Playback-Sängerinnen Indiens, gesungen wurde. Die weibliche Hauptrolle spielte Waheeda Rehman, die in ihrer Karriere in vielen beliebten und preisgekrönten indischen Filmen auftrat, ihr männliches Gegenstück verkörperte Biswajeet Deb Chatterjee, der in zahlreichen Hindi- und Bengali-Filmen (siehe "Kuheli", 1971) mitspielte.



Queen of Arts
Originaltitel: Kalai arasi  (கலை அரசி)
Produktion: Indien, 1963 
(Schwarzweiss)
Sarodi Brothers
Regie: A. Kasilingam.

Cast: Paluvayi Bhanumathi Ramakrishna, M. G. Ramachandran (Maruthur Gopalan Ramachandran), M. N. Nambiar (Manjeri Narayanan Nambiar), Rajashree, P. S. Veerappa, Kumari Sachu, C. T. Rajakantham, S. M. Thirupathisami.

122 Minuten (NTSC)
Indien, Bundesstaat Tamil Nadu: Der arme, hart arbeitende Farmer Mohan liebt die schöne Vani, Tochter eines reichen Landherren sowie ausgezeichnete Tänzerin und Sängerin. Leider ist Vani bereits ihrem Cousin, dem arroganten Kannan, versprochen. Da landet eine fliegende Untertasse, gesteuert von den Aliens Thinna und Mallu. Ihre Mission ist es, jemanden zu kidnappen, der etwas von Kunst und Kultur versteht, eine "Königin der Künste". Denn ihr Heimatplanet ist zwar technisch weit fortgeschritten, doch kulturell und künstlerisch rückständig. Die Aliens entführen Vani in den Weltraum, damit sie in ihrer Heimatwelt am Königshof das Tanzen und Singen lehrt. Kannan heiratet derweil die verrückte Valli, die er für Vani hält, weil sie genau gleich aussieht. Als die fliegende Untertasse zurückkehrt, um den auf der Erde zurückgebliebenen Mallu aufzusammeln, wird dieser von Mohan überwältigt, der so in den Weltraum und auf den Alien-Planeten gelangt. Dort gibt er sich als Komali aus, der ihm zufällig aufs Haar gleicht, und gelangt an den Königshof, wo er Vani zu retten gedenkt, die unterdessen der Prinzessin Rajini Tanzunterricht gegeben hatte. Dazu müssen aber noch der fiese Thinna und seine Handlager ausgeschaltet werden.
"Kalai arasi" ("Queen of Arts") war wohl der erste tamilische Science-fiction-Film mit Raumschiffen und Aliens. Er ist ungleich fantastischer als andere indische Science-fiction-Filme dieses Jahrzehnts wie etwa "Chand par chadayee" ("Trip to Moon") oder "Wahan ke log" ("The People of That Land"; beide in Hindi und von 1967), hatte auch mehr und bessere Spezialeffekte (eine UFO-Landung ist allerdings "Stock Footage" aus William Cameron Menzies' "Invasion vom Mars" von 1953). Die Tamil-Filmindustrie ("Kollywood", die zweitgrösste Indiens) residiert in Kodambakkam, einem Aussenquartier der Millionenstadt Chennai (Madras). Hier entstand auch "Kalai arasi", dessen Produktion durch die Sarodi Brothers, die danach offenbar nie mehr einen Film machten, mehrere Jahre in Anspruch genommen haben soll. Der Film wirkt, wie wenn Georges Méliès' "Die Reise zum Mond" (1902), "Aelita" (1924), der "Flash Gordon" der 1930er Jahre (bei diesem wurde hier viel abgeschaut) und "Metaluna 4 antwortet nicht" (1955) mit einem indischen/tamilischen Liebesfilm vermengt worden wären. Das Produktionsdesign der Alien-Kostüme erinnert an eine Mischung aus Römer- und Ritterrüstung mit Anleihen bei einem Taucheranzug. Die Hauptrolle spielte der legendäre Tamil-Filmschauspieler Maruthur Gopalan Ramachandran, meist schlicht "MGR" genannt, der später Politiker wurde. Sein Tod 1987 soll zu Gewaltausbrüchen und Selbstmorden unter seinen Anhängern geführt haben, bei seiner Beerdigung sollen 29 Menschen ums Leben gekommen sein. P. Bhanumathi Ramakrishna (Vani/Valli) spielte in um die 200 Filmen mit, Bösewicht Manjeri Narayanan Nambiar wahrscheinlich in mehr als deren 1'000 (!). Leider ist der Film in einem schrecklichen Zustand; voller Filmrisse, Sprünge und Störungen.



The Unknown
Originaltitel: Gumnaam  (गुमनाम)
Produktion: Indien, 1965 (Farbe)
Prithvi Pictures
Regie: Raja Nawathe.
Cast: Nanda, Manoj Kumar, Pran (Pran Kewal Sikand), Helen (Helen Richardson/Helen Khan), Mehmood Ali, Dhumal, Madan Puri, Tarun Bose, Manmohan, Naina, Laxmi Chhaya, Hiralal (Heeralal).
146 Minuten (NTSC)
Vor einem Nachtclub wird Mr. Sohanlal auf ein Signal hin von einem Auto überfahren. Der Zeichengeber wendet sich von seinem Balkon ab und tätigt einige Anrufe an Schlüsselpersonen. In der Folge gewinnen sieben junge Leute, die in einem Nachtclub tanzten, einen Flug zu einem Traumurlaub im Ausland. Jedoch macht man ihnen eine Notlandung mit dem Flugzeug vor und setzt sie zusammen mit dem mysteriösen Co-Piloten Anand auf einer einsamen, unbekannten Insel ab. Nach kurzer Zeit finden sie ein luxuriöses Anwesen, das von einem seltsamen Butler betreut wird, der ihre Ankunft bereits erwartete. Des Nachts singt eine unheimliche Frauenstimme unheilvolle Lieder. Und dann beginnen die "Preisgewinner" nach und nach, auf unnatürliche Weise das Zeitliche zu segnen. Wer ist der Mörder? 
"Gumnaam" ist ein Hindi-Filmklassiker und ein Klassiker des indischen Suspense-Films (wenn auch natürlich keineswegs der erste dieser Art, wie gewisses "Advertisement" es glauben machen möchte). Produziert vom legendären Hindi-Filmproduzenten N. N. Sippy, der über mindestens vier Dekaden Filme drehte und auch den Mystery-Horror-Thriller "Woh kaun thi?" ("Who Was She?", 1964 und ebenfalls mit Manoj Kumar in einer Hauptrolle) in seiner Filmographie führt, wurde "Gumnaam" seinerzeit zu einem Kassenschlager. Nach heutigen Verhältnissen zahm, ist der Film in bester "Agatha-Christie"-Manier in einigen Szenen durchaus blutig und gegen Ende hin auch richtig spannend. Zu Klassikern wurden auch diverse Stücke der Filmmusik des Komponisten-Duos "Shanker-Jaikishan" (Shankarsingh Raghuwanshi und Jaikishan Dayabhai Pankal), etwa "Jan pehchan ho" (auch durch seinen Gebrauch im US-Film "Ghost World" von 2001), "Pike ham tum jo chale", "Is duniya me jeena ho to sunlo meri baat" oder die schaurig-schöne Themenmusik "Gumnaam hai koi". Für erotische Tanzeinlagen sorgt Schauspielerin Helen im hautengen Badekleid, als Playback-Sängerinnen agierten unter anderem die bekannten Asha Bhosle und Usha Mangeshkar. Ein — und für einmal sei das Wort gebraucht — Bollywood-Horrorklassiker.



Love and Murder
Originaltitel: Love and Murder  (लव एंड मर्डर)
Produktion: Indien, 1966 (Schwarzweiss)
Adarshlok Pictures
Regie: Raja Paranjpe.
Cast: Prithviraj Kapoor, Ramesh Deo, Jaymala, Hiralal (Heeralal), P. Kailash, Chandrakant, Helen (Helen Richardson/Helen Khan), Kammo, Ishwar.
124 Minuten (PAL)
Von Delhi bis Bombay jagen diverse Parteien, unter anderem vier Bösewichte, die Befehle von einem auf eine Wand aufgepinselten, sprechenden Auge empfangen, sowie eine junge Frau, die offenbar unter Hypnoseeinfluss steht, einem kostbaren Edelstein hinterher, der im Rücken eines Buches versteckt ist. Dabei schreckt man auch vor Meuchelmord und Folter nicht zurück. Den zahlreichen Vorgängen ist leider mangels Verständlichkeit nur schwer zu folgen.
Ein schwarz-weisser Hindi-Thriller von 1966 mit Horror-Anleihen. Zwischen den (passablen) Song-Nummern, die nicht mit "Close-Ups" der weiblichen Darsteller-Riege geizen, kommt auch schon mal Musik zum Zug, die von "James Bond" bis zu "Pink Panther" geklaut wurde. Ziemlich obskurer Film, und eigentlich nur erwähnenswert, weil er sechs Jahre vor "Do gaz zameen ke neeche" gedreht wurde, jenem Film, dem das Horror-Genre in
Indien erstmals einen durchschlagenden Erfolg zu verdanken hatte. Jenem ersten Horrorfilm der Gebrüder Ramsay ging mit "Ek nanhi munni ladki thi" auch ein mit "Love and Murder" gut vergleichbarer Streifen voraus, in dem "Love-and-Murder"-Hauptdarsteller Prithviraj Kapoor ebenfalls mit von der Partie war. Desweiteren mit dem vielbeschäftigten Ramesh Deo sowie Jaymala, Hiralal und Chandrakant, Regie führte Raja Paranjpe, Produktion und Drehbuch stammten von einem gewissen Aadarsh. Für Horror-Fans kann der Film leider nicht mehr als eine Fussnote sein. Und was Freddy KruegerJason Vorhees und Pinhead auf dem V-CD-Cover dieses Films zu suchen haben, bleibt natürlich das Geheimnis jener, die diese Scheibe veröffentlichten.



The People of That Land
Originaltitel: Wahan ke log  (वहां के लोग)
Produktion: Indien, 1967 (Schwarzweiss)
Bundel Khand Films/Daga Pictures
Regie: Nisar Ahmad Ansari.
Cast: Pradeep Kumar, Tanuja Samarth, Neelofar, Nisar Ahmad Ansari, Shobhna Samarth, Johnny Walker, Laxmi Chhaya, Bela Bose, Preeti Sapru, Manmaujee.
139 Minuten (PAL)
Fliegende Untertassen vom Mars machen Indien unsicher. CID-("Criminal-Investigation-Department")-Agent Rakesh und Professor Chakravarty sind für die Gegenmassnahmen zuständig. Ersterer wird von diversen Liebeleien und Intrigen auf Trab gehalten, letzterer erschossen. Oder doch nicht?
Ein starbesetzter Science-fiction-Film, den die Produktionsfirma "Bundel Khand Films" 1967 auf Indiens Kinogänger losliess. In der Hauptrolle ("Rakesh") spielte Bengali- und Hindi-Film-Star Pradeep Kumar, der bereits 1954 im Fantasyfilm "Nagin" eine Genrefilm-Rolle bekleidete und exakt 30 Jahre später auch in "Purana mandir" ("The Old Temple"), einem wegweisenden Film in der indischen Horrorfilm-Geschichte (in dem er schon fast wie ein indischer Vincent Price aussah), zu sehen war. "Leading Lady" Tanuja war im Horror-Genre in Filmen wie "Ek paheli" (1971) oder auch Ram Gopal Varmas Mega-Hit "Bhoot" (2003) vertreten. Unter ihren silbernen Raumanzügen sehen die Marsmenschen leider mal wieder wie ganz normale Menschen aus (nur in einer Szene ist eine Alien-Klaue zu sehen), die fliegenden Untertassen sehen nur marginal besser aus als jene in Edward Woods vielbesungenem "Plan 9 aus dem Weltall" ("Plan 9 from Outer Space", 1956), und überhaupt erinnert die ganze "SFX"-Optik des öfteren an jenen Film, wobei das Budget hier dann doch um ein Vielfaches höher gewesen sein dürfte. Trotzdem sind im "Finale" wohl einige "Stock-Footage"-Raketen und Explosionen (unter anderem ziemlich sicher aus "Die fliegenden Monster von Osaka"/"Sora no daikaijû Radon", 1956, und möglicherweise aus "Invasion vom Mars"/"Invaders from Mars", 1953) zu sehen. "Wahan ke log" ist eine rechte Kuriosität im 
Œuvre der grössten Filmnation der Erde.



Kuheli
Originaltitel: Kuheli  (কুহেলি)
Produktion: Indien, 1971 (Schwarzweiss)
Bharat Chitra
Regie: Tarun Majumdar.
Cast: Biswajeet Chatterjee, Sandhya Roy, Sumita Sanyal, Robi Ghosh, Ajitesh Banerjee, Utpal Dutta, Chhaya Devi, Debashree Roy, Satya Banerjee, Subhendu Chatterjee, Shekhar Chatterjee.
128 Minuten (PAL)
Die junge Sheba verlässt das westbengalische Kalkutta (Kolkata), um Gouvernante im abgelegenen, auf einem Hügel liegenden Herrenhaus des reichen Shankar zu werden. Dort gehen seltsame Dinge vor sich. Nicht nur schleichen nachts unheimliche Gestalten in dem Haus herum, Sheba hört auch einen warnenden Gesang von Aparna, Shankars für tot gehaltener Frau, die von ihm selbst bei einem unglücklichen Zwischenfall erschossen wurde. Und dann ist da noch Satyabhushan, der sein vermeintlich rechtmässiges Erbe einfordern will.
Einer der wenigen Horror-Thriller in Bengali, noch in Schwarz-weiss gedreht und von der Machart her in der Tradition früher
 indischer Gruselfilme wie "Mahal" (1949, Hindi), "Hanabari" (1952, Bengali) oder "Woh kaun thi?" (1964, Hindi). Souverän und erfreulicherweise recht ernst inszeniert von Regisseur Tarun Majumdar. Die grossartige Musik von Hemanta Mukherjee ist äusserst stimmig und wird geschickt eingesetzt, da ist es schon zu bedauern, dass sie vor allem in der zweiten Hälfte des Films nur noch sparsam verwendet wird. In den Hauptrollen geben Biswajeet (Shankar), Sandhya (Aparna) und vor allem Sumita Sanyal als Sheba (eine starke Frauenrolle! — Warum hatte diese Schauspielerin nur so wenige Rollen?) ausgezeichnete Vorstellungen ab. Er reicht vielleicht nicht ganz an "Hanabari" heran, aber ein Klassiker des bengalischen Suspense-Kinos ist "Kuheli" allemal.



The Puzzle
Originaltitel: Ek paheli  (एक पहेली)
Produktion: Indien, 1971 (Farbe)
Asha Movies/Kuldip Talwar
Regie: Naresh Kumar.
Cast: Feroz Khan, Tanuja Samarth, Madan Puri, Sanjeev Kumar, Aruna Irani, Bipin Gupta, Manohar Deepak, Tun Tun, Rajendranath (Rajendra Nath), Jeevan, Uma Khosla, B. M. Vyas.
132 Minuten (PAL)
Nach dem Tod seines Vaters kehrt Dr. Sudhir von London auf das Anwesen seiner Familie nach Goa (Indien) zurück, wo er von seinem schrägen Sekretär Rocky (sic) und einer Dienerschaft empfangen wird. Er ersteigert ein kostbares altes Piano zur Veredelung der Inneneinrichtung. Bald trifft er auf eine schöne, mysteriöse Frau namens Maria. Sie erklärt ihm, dass ihr das Piano viel bedeute. Maria verschwindet ebenso aprubt, wie sie erscheint, und verwirrt Sudhir, der sich in sie verliebt. Eines Nachts folgt er ihrem Gesang, der ihn zu einem alten Friedhof führt. Derweil trachten der zwielichtige Shankarlal, der sich als Freund Sudhirs ausgibt, und seine laszive Sekretärin nach Sudhirs Anwesen (und Leben). Und Sudhir erfährt von einer Nonne, dass die einzige Maria, die sie kannte, schon lange tot ist.
"Ek paheli" bedeutet in etwa so viel wie "Das Rätsel" oder "Das Puzzle" und ist ein früher indischer Mystery-/Horror-Thriller, in dem tatsächlich "echte" übernatürliche Elemente vorkommen. In den meisten älteren Genre-Filmen Indiens erweisen sich vermeintliche Spuk-Handlungen zum Ende hin als natürlich erklärbare, von Menschen durch Tricks oder Betrug geschaffene (kriminelle) Taten, die sich somit eher banal auflösen. Es dauerte lange, bis "Bollywood" sich traute, "echte" Geister zu zeigen. Ansonsten ist "Ek paheli" ein typisch bunter 1970-er-Jahre-Hindi-Film mit einem smart-coolen Helden (Feroz Khan, "Nagin", 1976; "Jadu tona", 1977), einem schmierigen Bösewicht (Madan Puri, "Gumnaam", 1965; "Mangalsutra", 1981), einem hübschen weiblichen "love interest" (Tanuja, "Bhoot", 2003) und dem unvermeidbaren "Comedy"-Charakter (Rajendra Nath, "Mangalsutra", 1981; "Purana mandir", 1984). Die Songs von Usha Khanna sind weitgehend gelungen, die Fotografie mit wallenden Vorhängen, der alten Ruine und dem zugehörigen Friedhof sorgt für Atmosphäre, es gibt eine Verfolgungsjagd mit Autos, Motorbooten, einer Seilbahn und durch einen Zug; das Ende schliesslich kommt doch ziemlich überraschend.



Shaitaan
Originaltitel: Shaitaan  (शैतान)
Produktion: Indien, 1974 
(Farbe)
A.G. Films (A.G. Films P Ltd.)
Regie: Feroz Chinoy.
Cast: Shatrughan Sinha, Sharmila Tagore, Anil Dhawan, Padma Khanna, Nivedita, Preeti Sapru, Sulochana, Master Titoo, Aruna Irani, Bindu, Jagdeep, Alka, Kumud Chugani, Indrani Mukerji.
125 Minuten (PAL)
Ein Vergewaltiger und Frauenmörder treibt sein Unwesen. Polizeiinspektor Anand muss feststellen, dass sein eigener Freund Monish, daselbst angesehener Anwalt (und notorischer Schwerenöter), mit allen Mordopfern zu tun hatte. Ein entkommenes Opfer identifiziert jedoch zu dessen grossem Schock Anand als den Unhold. Er wird eingebuchtet, derweil jedoch seine Geliebte Nisha von... Anand angefallen wird. Wer ist wirklich der Täter?
Starbesetzter Hindi-Horror-Thriller von Feroz Chinoy (aka Firoze Chinoy) mit 1970er- und 80er-Jahre-Superstar-"turned"-Politiker Shatrughan Sinha (Anand), der 1979 an der Seite von u. a. Jeetendra und Aruna Irani auch im "All-Star"-Horror-Epos "Jaani dushman" des Regisseurs Raj Kumar Kohli, "Ek nannhi munni ladki thi" (1970) oder dem Horror-Thriller "Telephone" (1985) der Ramsay-Geschwister mit dabei war. Monish spielt Anil Dhawan, später in Raj Kumar Kohlis "Nagin" (1976), bevor er "lead actor" von Grad-Z-Horrorstreifen wie Schlockfabrikant Vinod Talwars "Khooni panja" (übersetzt: "Die blutige Klaue") wurde und Rollen in Filmen wie "Aakhri cheekh" (1991), "Chudail" (1997) oder "Chandani bani chudail" (2001) annahm. Die Darstellerinnen sind Sharmila Tagore ("Saat saal baad", "special appearance"), Preeti Sapru ("Purana mandir", 1984; "Tahkhana", 1986; "Purani haveli", 1989), Padma Khanna ("Haiwan", 1977; "Ghungroo ki awaaz", 1981; "Aatank", 1996) und die vielbeschäftigte (ca. 300 Rollen) Aruna Irani. Trotz der guten Besetzung kommt der langatmig inszenierte und vorhersehbare Film leider nicht so recht auf Touren, und selbst musikalisch wird nichts besonders Erwähnenswertes geboten. Die erste Nummer ist gar eine regelrechte Zumutung. Obwohl, wer schon immer mal indische Indianer sehen wollte, wird auf seine Kosten kommen (und es vermutlich bereuen).




Naag aur nagin
Originaltitel: Naag aur nagin  (ناگ اور نگین)
Produktion: Pakistan, 1976 (Farbe)
Alhayat Films
Regie: Hassan Tariq.
Cast: Waheed Murad, Rani, Shahid, Kavita, Aslam Parvaiz, Allauddin (Ala-Ud-Din), Zeenat, Ilyas Kashmiri, Mizla, Parveen Boby, Imdad, Hamid, Goutam, Ladla, Abushah, Ali Imran, Nayyer Sultana.
120 Minuten (PAL)
Ein Liebespaar von "Ichadhari"-Schlangen ("ichadhari" aus dem Urdu oder Hindi: "Wunsch", "Wunschtraum", "verwunschen"; Bezeichnung für Schlangen, die sich in Menschen verwandeln können) lebt in menschlicher Gestalt in der Welt der Menschen. Als ein Mann einen Schlangenbiss erleidet, begibt sich ein fanatischer Schlangenjäger auf die Suche nach dem Missetäter und findet stattdessen die beiden. Auf der Flucht vor dem Jäger verlieren sie sich aus den Augen; die weibliche Schlange ("nagin") heiratet, derweil die männliche Schlange ("naag") die Ähnlichkeit ihrer menschlichen Erscheinung mit einem Gefolgsmann eines örtlichen Nobelmannes (evtl. dem Maharadscha?) ausnutzt und so seinen Platz im Palast einnimmt. Den echten Gefolgsmann nimmt unterdessen der Schlangenjäger unter seine Fittiche, der ihn erst mit der männlichen "Ichadhari"-Schlange verwechselte. Doch die beiden Schlangen in Menschengestalt treffen sich wieder.
Ein rares Beispiel eines fantastischen Films aus Pakistan aus den 1970er Jahren. Die Geschichte von "Naag aur nagin" ("Schlange und Schlangenfrau") ist ein "Evergreen"-Thema im Kino des Indischen Subkontinents und wurde unzählige Male in ähnlicher und/oder abgewandelter Form in Indien und Pakistan verfilmt (etwa 1989 in Indien, "Nache nagin gali gali", oder 2004 als gleichnamiges pakistanisches Remake unter der Regie von Jamshaid Naqvi). Die vorliegende, klassische Verfilmung ist nicht zu verwechseln mit "Nagin" ("The Female Snake"), dem ebenfalls 1976 entstandenen indischen Fantasy-/Horror-Klassiker und "Superhit"-Film des Regisseurs Raj Kumar Kohli mit Jeetendra, Sunil Dutt und Feroz Khan, den Kohli überdies 2002 als "Jaani dushman — Ek anokhi kahani" gleich selbst neu verfilmte (wobei er sich augenscheinlich eher von "Terminator 2" als von seinem Originalfilm inspirieren liess). Nigar-Gewinnerin Rani, eine der grossen Schauspielerinnen des urdu-sprachigen pakistanischen Kinos und damals mit Regisseur Hassan Tariq verheiratet, spielte die weibliche Schlangenfrau; in der männlichen Hauptrolle ist der legendäre pakistanische Schauspieler Waheed Murad, wegen seines unwiderstehlichen Leinwand-Charmes damals auf dem ganzen Subkontinent auch unter den Übernamen "Chocolate Hero" oder "Lady Killer Veedu" bekannt, zu sehen. Angestaubtes (viele Studio-Aufnahmen mit leicht als solche durchschaubaren gemalten Hintergründen) Schlangen-Spektakel mit diversen Songs und Tänzen, jedoch "charming" im wahrsten Sinn des Wortes.



The Fertility God
Originaltitel: Rushya Shringa  /  Rishya Shringa  (ಋಷ್ಯಶೃಂಗ)
Produktion: Indien, 1976 (Farbe)
Young Cinema
Regie: V. R. K. Prasad.
Cast: N. Rathna, Suresh Heblikar, Sundarshree, Kavitha, Shanta, Swarnamma, Sumathindra Nadig.
96 Minuten (PAL)
In einem ärmlichen Dorf im südindischen Karnataka herrschen Wassermangel und Hungersnot. Täglich sterben Menschen an Unterernährung. Die Dorfbewohner beschwören eine Gottheit, die durch einen besessenen Mann zu ihnen spricht und verkündet, dass die Ankunft von Balappa, dem Sohn des Dorfobersten, ihnen den herbeigesehnten Regenfall bringen soll. Balappa, der das Dorf 20 Jahre zuvor verliess, um in der Stadt zu studieren, erscheint denn auch tatsächlich, doch der Regen bleibt weiterhin aus. Da hört er die Stimme eines Geistes, die aus einem Brunnen zu ihm spricht. Sie gehört dem Geist seines Vaters, denn Gowda tötete Balappas Vater vor 20 Jahren und versenkte seine Leiche in diesem Brunnen. Fortan gab sich der personifizierte Dämon als Dorfoberster aus, womit auch die Zeit der Not begann. Nun muss Balappa sich Gowda stellen und das Herz der Dorfschönheit Kamli gewinnen. 
"Rushya Shringa", je nach Transkription auch "Rishya Shringa" oder "Rishya Shrunga", englisch "The Fertility God" (übersetzt "Der Gott der Fruchtbarkeit"), ist ein tief religiöser südindischer "Mythological"-Film in der Sprache Kannada, der lose auf der gleichnamigen, in der hinduistischen und buddhistischen Mythologie in diversen Variationen erzählten und aufgeschriebenen Legende basiert. Inszeniert wurde der Film von V. R. K. Prasad († 1995), einem Regie-Veteranen des kannada-sprachigen Kinos (basierend in der Stadt Bangalore und umgangssprachlich auch "Sandalwood" genannt) und Vater der Schauspielerin Vinaya Prasad ("Manichitrathazhu", 1993; "Chandramukhi — Der Geisterjäger", 2005), die Hauptrolle spielte der lokal bekannte Schauspieler Suresh Heblikar. Wer sich (wie der Autor) nicht eingehend genug mit den Kulturen und Religionen Südindiens auseinandergesetzt, hinduistische und/oder buddhistische Mythologie studiert oder gar länger vor Ort gelebt hat, dürfte bei diesem Film bei vielerlei Szenen grosse Schwierigkeiten haben, die Handlung des Films bzw. die Handlungsweise seiner Figuren nachzuvollziehen. Dies trotz auf der indischen Video-CD von "Sree Sumukha Enterprises" dankenswerterweise präsenter englischer Untertitel, die der Regisseur des Films offenbar persönlich überwachte. Sehr eigenwillig, vor allem bei musikalischer Begleitung ohne Gesang, ist die Filmmusik des Komponisten B. V. Karanth. Wer Interesse daran bekundet, einmal etwas wirklich völlig anderes zu sehen, als man es vom Kino westlicher Kulturkreise gemeinhin gewohnt ist, wird hier fündig, denn dieser Film entführt den (westlichen) Zuschauer regelrecht in eine fremdartige Welt.



Haiwan
Originaltitel: Haiwan  (हैवान)
Produktion: Indien, 1977 (Farbe)
Filmalaya Pvt. Ltd./S. Mukerji/Family Film Club
Regie: Ram, Rono & Subhash.
Cast: Dev Mukherji, Nazneen, Moushmi Chetterjee, Rakesh Roshan, Padma Khanna, Laxmi Chhaya, Joy Mukerji, Manik Dutt, Prema Narayan.
133 Minuten (PAL)

Ein mental unstabiler Bürgermeister, der als junger Mann im Krieg beinahe von einer feindlichen Soldatin getötet worden wäre, wird von der Reporterin Jaya gestalkt, die ihn eigentlich interviewen sollte. Seit seinem traumatischen Erlebnis jedoch ist er ein Misogynist ersten Ranges und will nichts von ihr wissen. Zu selber Zeit geht auch ein stets in Schwarz gekleideter Frauenmörder um, dem eine angriffslustige schwarze Katze die Treue hält. Handelt es sich beim Mörder um den Bürgermeister?
Ein Hindi-Horror-Thriller in bester Dario-Argento-Manier, komplett mit einem unsichtbaren, unbekannten Mörder mit schwarzen Handschuhen und dubiosen, misogynistischen Motiven, einer Suspense-Szene in einem Aufzug und Zwischenschnitten auf eine Katze, die ihr Opfer malträtiert. Erinnert der Film des Regie-Dreigespanns Ram, Rono und Subhash in einigen Szenen an Argentos früheren "Rosso — Die Farbe des Todes" (1975), so nimmt er interessanterweise die Szenen mit einer schwarzen Katze vorweg, die eben dieser Argento später in seinem "Horror Infernal" (1979) in fast identischer Manier zeigte. "Haiwan" ist lärmig, chaotisch, schnell und wirr und hebt den "Sleaze"-Faktor vergleichbarer Hindi-Thriller wie "Ek nannhi munni ladki thi" (1970), "Ek paheli" (1971) oder "Shaitaan" (1974) noch einmal deutlich an, daneben gelingen aber auch etliche durchaus raffinierte Montagen und symbolträchtige Einstellungen. Die Musik steuerte "Bollywood"-"Disco-König" Bappi Lahiri bei. Das Wort "haiwan" fand offenbar aus dem Malaiischen den Weg ins Hindi und ist mit "Tier" (im Sinn von "Bestie") zu übersetzen. Der Film atmet durch und durch den Geist der 1970er-Jahre und kommt, ähnlich Werken der Ramsay-Brüder wie "Andhera" (1975) oder "Aur kaun" (1979), dem am nächsten, was man einen indischen "Giallo" nennen müsste.




Maula Jat
Originaltitel: Maulajut  (مولا جٹ)
Produktion: Pakistan, 1979 
(Farbe)
Bahu Films
Regie: Yunus Malik.
Cast: Sultan Rahi, Mustafa Qureshi, Aasia (Aashiya), Chakori, Kaifee, Aalia, Asad Bukhari, Seema, Ladla, Rangeela, Changezi Adeep, Shakeel, Imrozia, Aneeta, Khalid Saleem Mota, Iliyas Kashmiri.
156 Minuten (PAL)
Die zwei Alpha-Tiere Maula Jat (das ist der Gute) und Noori Nath (das ist der Böse) tragen ihre Fehden in der feudalen und archaischen Welt der Provinz Pandschab in Pakistan aus. Ihre bevorzugten Verständigungsmittel dabei sind ihre furchteinflössenden Stimmen, wildes Gestikulieren und — das ist das wichtigste — die Gandaasa, ein populäres Hiebinstrument entfernt vergleichbar mit einer mittelalterlichen Hellebarde.
Pakistans Kultfilm Nummer Eins, the one and only "Maula Jat", zuerst "bloss" das zweite "Spin-Off" des Pandschabi-Hit-Films "Weshi Jat", füllte bei seinem ursprünglichen Kinolauf Filmtheater im Pandschab während mehr als zwei Jahren ununterbrochen, so lange tatsächlich, bis es dem Militärdiktator General Zia Ul-Haq zu bunt wurde und er den Film wegen vermeintlicher Volksverhetzung verbieten liess. Der Popularität seines Helden tat dies keinen Abbruch, als dutzende, wenn nicht hunderte von "Spin-Offs" ("Jat gujar te Nath", "Jat te dogar", "Jatti da vair" u. v. a.), Parodien ("Maula Jat te Nuri Nath") und Fortsetzungen (ganz köstlich: "Jat in London", Yunus Malik, 1981!), viele davon mit den Stars Sultan Rahi (Maula) und Mustafa Qureshi (Noori), die Kinos erreichten und es noch heute Leute in Pakistan gibt, die jede Zeile des gesamten Dialogs im Film auswendig mitsprechen können. Von einem 156-Minuten-Epos, wohlgemerkt. "Maula Jat" ist kein Film der leisen Töne — wenn nicht gesungen wird, wird hysterisch geschrien und mit dem Zeigefinger wild gefuchtelt, und wenn nicht geschrien wird, wird geblutet, dass es richtig weh tut. Die Zoom-Linse leistet dabei Überstunden, es reichte für fünf Jess-Franco-Filme. Wenn Maula Jat, die Ein-Mann-Armee, sich einen Weg durch die Gegner mäht und diesen mit der Gandaasa reihenweise die Innereien aus den Leibern fetzt, bleibt kein Auge trocken. Wollte "Zibahkhana" ("Zombies Hell's Ground") 2007 der erste "Gore"-Film vom Subkontinent gewesen sein, so breitete Regisseur Yunus Malik in "Maula Jat" bereits 1979 abgehackte Gliedmassen und fliegende Gedärme auf den Leinwänden von Lahore aus. Und sollte dereinst einmal tatsächlich jemand die augenscheinlich in fortgeschrittenem Stadium der Verrottung befindlichen Masterbänder dieses Films auf Vordermann bringen, so dürfte die Kultfilm-Gemeinde wahrlich Grund zur Freude haben. Ein Film, der mit der geballten Subtilität eines Gandaasa-Hiebs einfährt!




Guest House
Originaltitel: Guest House  (गेस्ट हाउस)
Produktion: Indien, 1980 (Farbe)
Ramsay Productions
Regie: Tulsi Ramsay & Shyam Ramsay.
Cast: Prem Krishan, Padmini Kapila, Madhu Kapoor, Komila Wirk, Mac Mohan, Narendranath (Narendra Nath), Rajendranath (Rajendra Nath), Sujit Kumar, Mena T., Birbal, Premnath, Vijayendra Ghatge.
125 Minuten (PAL)

Die Angestellten eines abgelegenen, von der Schliessung bedrohten indischen Gasthauses erliegen der Verlockung des Reichtums, als sie durch Zufall entdecken, dass ein einsamer, mysteriöser Gast, der auf den Namen "Christopher" hört, sehr vermögend ist. Im Affekt erdrosselt einer der Angestellten den Mann; man verteilt sein Vermögen untereinander und begräbt die Leiche in einem nahegelegenen Waldstück. Kaalia, der Wettschulden zu begleichen hat, trennt dem Toten zudem die Hand ab, um an einen wertvollen Ring zu gelangen. Während der naive und etwas depperte John und seine Frau im Gasthaus Domizil beziehen, beginnen jedoch die Angestellten damit, der Reihe nach ins Gras zu beissen. Dahinter steckt Christophers abgetrennte Hand, die ein Eigenleben entwickelt hat und nun dabei ist, Rache aus dem Reich der Toten zu üben. Können der (unschuldige) Gasthaus-Besitzer Suraj und seine frisch Verlobte Sunita die Wahrheit über den Verbleib Christophers herausfinden und dem Treiben der Hand Einhalt gebieten? 

"Guest House" war 1980 einer der frühesten Horrorfilme der Gebrüder Ramsay, die deutlich auf übernatürliche Elemente setzten. Das Motiv der abgetrennten Hand, die Rache für den Mord an ihrem Besitzer verübt, war auch Gegenstand der Handlung diverser westlicher Horrorfilme, etwa einer Geschichte im englischen Episodenfilm "Die Todeskarten des Dr. Schreck" ("Dr. Terror's House of Horrors", 1964) oder als zentrales Handlungselement in Oliver Stones adäquat betiteltem "Die Hand" ("The Hand") von 1981. Verglichen mit früheren Ramsay-Werken wie "Andhera" (1975) oder "Darwaza" (1978) oder ihren späteren Meisterstücken "Purana mandir" (1984) und "Veerana" (1985) will der Funke hier jedoch nicht so recht überspringen. Zu viel "comic relief" wird einmal mehr von den Ramsays eingesetzt; Komiker Narendranath (in der Rolle "Johns") ist zwar für einmal leidlich unterhaltsam, doch sind seine Szenen trotzdem Gift für Atmosphäre und Spannungsbogen. In Erinnerung bleiben könnten allenfalls Bappi Lahiris "Guest-House"-Themensong des Vorspanns, der eine gewisse Ohrwurm-Qualität aufweist, und einige (wenige) tricktechnisch relativ anspruchsvolle Szenen mit der (sich bewegenden) abgetrennten Hand. Nicht zu verwechseln mit einem neueren Hindi-Horrorfilm gleichen Titels, ist "Guest House" bis heute (2015) einer der rarsten und am schwersten auffindbaren Horrorfilme der Gebrüder Ramsay; wirklich zu empfehlen ist er indes nur den Komplettisten.



Red Rose
Originaltitel: Red Rose  (रेड रोज)
Produktion: Indien, 1980 (Farbe)
Gaurav Arts
Regie: Bharathi Rajaa.
Cast: Rajesh Khanna, Poonam Dhillon, Roopesh Kumar, Om Shivpuri, Aruna Irani, Satyendra Kapoor, Shammi, Keshto Mukherjee, Shashi Kiran, Ram P. Sethi, Mayur, Ritu Kamal, Madhu Patel.
138 Minuten (NTSC)

Mr. Anand ist reich, einsam und etwas von der Rolle. Er mag die Farbe Rosarot, Rosenpflanzen und zweideutige Bemerkungen. Seinen neuen, 16-jährigen Bediensteten aus ärmlichen Verhältnissen schickt er gleich an dessen erstem Arbeitstag zurück nach Hause mit 2000 Rupien und dem Versprechen, ihm ein Studium zu finanzieren. Jedes Jahr am 12. Oktober, seinem Geburtstag, begibt er sich ins örtliche Gefängnis, um den Häftlingen Obst und Süssigkeiten zu überreichen. Bei einem Stellen-Vorsprechen für seine Firma engagiert er spontan die wenig qualifizierte, doch selbstbewusste junge Chitra, die vier Tage später spurlos verschwindet. Da lernt Anand eine Frau namens Sharda kennen, die in einer Kleider-Boutique Taschentücher verkauft. Einige Tricks und charmante Bemerkungen und einen Song später heiraten die beiden. Sharda zieht in Anands geräumiges, luxuriöses Haus ein. Doch dort gibt es einige Räume, die besser unentdeckt geblieben wären.
Wenn die Musik im Vorspann erklingt, wähnt man sich bei diesem Hindi-Horror-Thriller, 
der mit ungewöhnlich wenigen Songs (gerade einmal zwei kurze und eher beiläufige Lieder) auskommt, beinahe auf der Stelle in einem europäischen Genre-Film der frühen 1970er Jahre — Namen wie Mario Bava, Sergio Martino oder Dario Argento rufen sich ins Gedächtnis. Die Montage des Vorspanns hat etwas von selbiger aus Argentos "Profondo rosso" (1975). Tatsächlich fand diese Art von Filmen auch in Indien grossen Anklang, wie Titel wie "Ek nannhi munni ladki thi" (Vishram Bedekar, 1970), "Shaitaan" (Feroz Chinoy, 1974), "Haiwan" (Ram, Rono und Subhash, 1977), "Andhera" und "Saboot" (Gebrüder Ramsay, 1975 bzw. 1981) sowie viele andere belegen. "Red Rose", zudem ein Remake von Bharathi Rajaas eigenem tamilischen Hit-Horror-Thriller "Sigappu rojakkal" ("Red Roses") von 1978, dessen Erfolg ebenfalls diverse indische Serienkiller-Filme inspirierte, lässt sich gleichfalls hier einordnen. Lange verhalten inszeniert, offenbart der Film Anands düstere Vergangenheit, die ihn zu einem misogynistischen Frauenmörder machte, erst im letzten Viertel seiner Laufzeit. In den finalen Szenen ist Anands Anwesen in Aussenaufnahmen grandios farbig ausgeleuchtet (Dario Argentos "Suspiria" und "Inferno" lassen grüssen), das Finale kulminiert in einer spannenden Verfolgungsjagd durch einen zappendusteren Friedhof. Hindi-Film-Superstar Rajesh Khanna, der zur Zeit der Entstehung von "Red Rose" seinen Popularitäts-Zenit als Schauspieler bereits etwas überschritten hatte (wie viele indische Berufsgenossen versuchte er sich später als Politiker), sowie die heute (2013) noch aktive Poonam Dhillon spielten die Hauptrollen, bekannte Darsteller wie Om Shivpuri ("Mangalsutra", 1981) und Aruna Irani ("Bandh darwaza", 1990) bekleideten Nebenrollen.




Jat in London
Originaltitel: Maulajut to London  (مولآ جٹ أن لندن)
Produktion: Pakistan, 1981 (Farbe)
Shan-e-Mustafa Productions
Regie: Yunus Malik.
Cast: Sultan Rahi, Aasia (Aashiya), Mustafa Qureshi, Nazli, Changezi Adeep, Iliyas Kashmiri, Chakori, Kaifee.
144 Minuten (PAL)
Titelheld Maula Jat hat die Schlacht gegen den Bösmann Noori Nath gewonnen, doch weil dafür gefühlte tausend dessen Anhänger ins Gras beissen mussten, beschliessen die cleveren Pakistani, den gefährlichen Jat zu den unzivilisierten Engländern abzuschieben. Da trifft es sich gut, dass in London ein Bruder Noori Naths sein Unwesen treibt. Das unvermeidliche Gemetzel kann losgehen.
Das einzig wahre und echte Sequel zu Pakistans Kultfilm Nr. 1, dem legendären "Maula Jat". Die damaligen Stars des Pandschab-Kinos, Sultan Rahi (Maula) und Mustafa Qureshi (Noori) sind wieder vereint vor der Kamera in einem Film, der sich sichtlich Mühe gibt, die rohe Kraft und Atmosphäre seines Vorgängers von neuem aufleben zu lassen. Es wird hysterisch geschrien, gesungen und geblutet (letzteres nicht mehr ganz so heftig) wie schon im Original, und die Zoom-Linse wird derart missbraucht, dass selbst Jess Franco davon schwindlig geworden wäre. Der Film kann seinem Vorgänger nicht ganz das Wasser reichen, doch allein schon die zugrundeliegende Idee ist so köstlich, dass man sich diese Fortsetzung nicht entgehen lassen sollte. Maula Jat ist in seiner Heimat eine Legende, ein Volksheld, an dessen Denkmal hier nicht gerüttelt werden wird.



Mangalsutra
Originaltitel: Mangalsutra  (मंगलसूत्र)
Produktion: Indien, 1981 (Farbe)
Gaurav Films International
Regie: B. Vijay.
Cast: Rekha, Anant Nag, Prema Narayan, Jayshree T., Om Shivpuri, Meena T., Madan Puri, Keshto Mukherjee, Jagdeep, Chand Usmani, Guddi Maruti, Narendranath (Narendra Nath), Shashi Puri, Asit Kumar Sen.
140 Minuten (NTSC)

Nachdem er eine wichtige Prüfung bestanden hat, reist der junge Vijay nach Madhavpur, wo seine Geliebte und designierte Braut Gayatri Prasad auf ihn wartet. Die beiden kannten sich seit Kindertagen, und nachdem ihre Väter die Formalitäten erledigt haben, heiraten die beiden, obwohl die religiöse Gayatri schockiert feststellen muss, dass ihr Zukünftiger ein bekennender Atheist ist. Doch bereits während der opulenten Hochzeit häufen sich unerklärbare Ereignisse: Vijay wird von einem wütenden Büffel attackiert, mehrmals bricht Feuer aus. Während einem Spitalaufenthalt wandelt Vijay nachts auf einem Friedhof umher und attackiert anschliessend Gayatri. Man findet heraus, dass Vijay von einem Geist besessen ist. Denn vor Jahren wies er die an Besessenheit grenzende Liebe einer jungen Frau namens Kamini zurück, die damals bei einem Verkehrsunfall starb. Nun ist Kaminis Geist zurück — und fest entschlossen, Vijays und Gayatris Leben zu zerstören. Die Familien konsultieren den Tantrik (eine Art Schamane) Bajrangi Baba, um den Kampf mit dem Geist aufzunehmen. Und Gayatri lässt nichts unversucht, um ihrem Mann zu helfen. Sie betet in der altehrwürdigen Stadt Ujjain im heiligen Tempel zu Shiva und anderen Göttern — werden sie ihre Gebete erhören?

"Mangalsutra" beschreibt eine heilige goldene Halskette, die von verheirateten Hindu-Frauen getragen wird und die sie vor Schaden und bösen Kräften bewahren soll. Der Film ist ein Hindi-Remake des kannada-sprachigen Horrorfilms "Na ninna bidalare" von 1979, der seinerseits auf dem amerikanischen Genre-Klassiker "Der Exorzist" ("The Exorcist", 1973) von William Friedkin basierte, welcher auch in Indien einschlug und, ähnlich wie in manchen europäischen Ländern, diverse einheimische Nachahmer nach sich zog, unter anderem Ravikant Nagaichs "Jadu tona" ("Black Magic", 1977) oder Vikas Desais und Aruna Rajes "Gehrayee" ("The Depth", 1981). Obwohl an den Kinokassen weniger erfolgreich als letzgenannter, ist "Mangalsutra" einer der besseren Hindi-Horrorfilme, der in seinen besten Momenten nicht genre-gestählten Zuschauern durchaus den einen oder anderen kalten Schauer über den Rücken zu jagen vermögen dürfte — trotz dem unverzichtbaren und deplatzierten Klamauk der meist unlustigen "Komiker" Jagdeep und Narendranath. Rekha spielt überzeugend als Gayatri; Anant Nags Make-Up und Kontaktlinsen in den Szenen, in denen er vom Geist besessen ist, kommen unheimlich und effizient. Schauspieler-Veteranen wie Om Shivpuri ("Red Rose", 1981) oder Madan Puri ("Bees saal baad", 1962) gehören bei indischen Filmen wie diesem schon fast zum Inventar.



Silence
Originaltitel: Sannata  (सन्नाटा)
Produktion: Indien, 1981 (Farbe)
Balaji Films/Amarlal P. Chhabria
Regie: Tulsi Ramsay & Shyam Ramsay.
Cast: Sarika, Deepak Parashar, Vinod Mehra, Vijay Arora, Bindiya Goswami, Bharat Kapoor, Mehmood, Lalita Pawar, Shobhna, Helen (Helen Richardson/Helen Khan), Amrit Patel, Shivraj, Jayshree T.
107 Minuten (PAL)
Der wohlhabende Geschäftsmann Girdhari Lal wird von seinem eigenen Cousin, dem von der Aussicht auf grossen Reichtum geblendeten Dhanpat Rai, aus dem Fenster einer mehrstöckigen Hotelanlage gestürzt. Kurz zuvor hatte Lal noch mit seiner Tochter Sapna gesprochen, welche mit dem jungen Vinod liiert ist. Diese Liaison passt nicht in Rais Pläne, weswegen er Sapna in eine Mädchen-Herberge ("girl's hostel") verfrachtet. Als Vinod und Sapna Dhanpat Rai zur Rede stellen wollen und aus diesem Anlass zu seinem Anwesen fahren, finden sie unter ihren Gepäckstücken einen Koffer, der ihnen nicht gehört — mit Dhanpat Rais Leiche als Inhalt! Auf Dhanpats Anwesen treibt derweil ein mit einer entstellten Fratze maskierter Mörder sein Unwesen, während des Nachts eine in einen weissen Sari gehüllte Frau umherwandert und Klagelieder singt. Vinod und Sapna wollen mit der Polizei zusammenspannen, um der rätselhaften Mordserie auf die Spur zu kommen.
Horror-Thriller der Ramsay-Familie, welche — ausgehend von ihrem Hit-Film "Do gaz zameen ke neeche" ("Two Yards Under the Ground", 1972) — dieses Genre im indischen Kino revolutionierte und kultivierte. Und wer schon einmal einen Ramsay-Film gesehen hat, dem dürfte die Vorstellung entsprechend schwer fallen, dass dieser Film, dessen Titel "Sannata" so viel bedeutet wie "die Stille", auch tatsächlich ein Film der leisen Töne sein könnte — in gewohnter Ramsay-Manier geht es denn auch einmal mehr ausgesprochen laut, schrill, schnell, hysterisch und bisweilen klamaukig zur Sache, wobei die relativ kurze Laufzeit dafür sorgt, dass keine Langeweile aufkommt. "Sannata" wurde zu einem grossen Teil mit einer rötlichen Viragierung gedreht, wozu laut Vorspann ein Verfahren namens "Cinemagic" zum Einsatz kam — vermutlich basierend auf jener Technik, die 1959 in den USA für Ib Melchiors Film "Weltraumschiff MR 1 antwortet nicht" ("The Angry Red Planet") entwickelt und dann nie wieder angewandt wurde. Dies ist kein Highlight in der Ramsay-Horror-Filmographie, doch Hauptdarstellerin Sarika ("Dahshat"/"The Terror", 1981) bietet etwas für das Auge und einige Momente, etwa Mordszenen mit ausgefeilter Beleuchtung oder ein singendes Skelett auf einer Schaukel, dürften in der Erinnerung haften bleiben.



The Sensation
Originaltitel: Sansani  (सनसनी)
Produktion: Indien, 1981 (Farbe)
Panorama Pictures
Regie: Irshad Afzal.
Cast: Vinod Mehra, Prem Chopra, Jayshree Gadkar, Bindiya Goswami, Gulshan Grover, Jagdeep, T. P. Jain, Kavita, Viju Khote, Raj Kishore, Shreeram Lagoo, Keshto Mukherjee, Shailendra Singh, Jayshree T.
133 Minuten (PAL)
Eines Nachts kommen zwei Männer an der abgelegenen Zugstation von Balipur an. Einer von ihnen ist Ajay Sachdev, der mit Nisha Srivastav liiert ist und deren Vater Mathur ein angesehener und reicher Fabrikbesitzer im Ort ist. Doch eine unheimliche Serie von Todesfällen überschattet Balipur, und es geht das Gerücht um, dass es in Mathurs Fabrik spukt. Nachts wandert eine in einen weissen Sari gehüllte Frau durch den Friedhof und singt Klagelieder. Der andere Mann, Prem Kumar Chopra, ist eine mysteriöse und zwielichtige Gestalt und verfolgt scheinbar Ajays Schritte. Dann sind da noch der Privatdetektiv Kumar Rajdev, der mit der Polizei zusammenarbeitet und dabei dafür Sorge trägt, dass diese schon bald Ajay als Hauptverdächtigen im Visier hat, sowie die Angehörigen eines lokalen Stammes, der ebenfalls in die Geschehnisse verwickelt wird. 
"Sansani" des Regisseurs Irshad ist sowohl storytechnisch als auch in seiner Machart ein typischer "Bollywood"-Horror-Thriller der frühen 1980er Jahre, der viele Genre-Klischees kultiviert und viele bekannte Gesichter präsentiert — neben Hauptdarsteller Vinod Mehra ("Nagin", 1976; "Jaani dushman", 1979; "Saboot", 1981; "Sannata", 1981) wären da etwa Prem Chopra (ja, richtig: Prem Chopra spielt Prem Kumar Chopra), bekannt aus "Woh kaun thi?" (1964), "Jadu tona" (1977) oder "Nagina" (1986), Gulshan Grover ("Veerana" und "Saamri", beide 1985), Keshto Mukherjee ("Red Rose", 1980; "Mangalsutra", 1981), Jayshree T. ("Mangalsutra", "Sannata", "Dahshat", alle von 1981) oder Bindiya Goswami ("Jaani dushman", 1979; "Hotel" und "Sannata", 1981) zu nennen. Der unsägliche Jagdeep ("Shaitaan", 1974; "Mangalsutra", 1981; "Purana mandir", 1984) mit seiner schrillen und lauten Stimme ist einmal mehr mit von der Partie, und es entbehrt gerade angesichts seiner Rolle nicht einer gewissen Ironie, dass der tatsächliche Bösewicht gespielt wird von Dr. Shreeram Lagoo ("Ghungroo ki awaaz", 1981), im wirklichen Leben ehemals praktizierender Mediziner und — dies eher eine Seltenheit in Indien — bekennender Atheist. Auch die Darstellung der chronisch unfähigen indischen Polizei darf wohl durchaus als Seitenhieb verstanden werden. "Sansani" ist über weite Strecken atmosphärisch fotografiert, und auch wenn grössere Überraschungen oder gar "Sensationen" (zumindest für regelmässige Seher indischer Horrorfilme) gänzlich ausbleiben, so hätte Irshad doch gerne mehr Genre-Material inszenieren dürfen.



The Tinkling of Anklets
Originaltitel: Ghungroo ki awaaz  (घुंघरू की आवाज़)
Produktion: Indien, 1981 (Farbe)
Navketan Productions (Navketan International Films)
Regie: Tulsi Ramsay & Shyam Ramsay.
Cast: Vijay Anand, Rekha, Shreeram Lagoo, Leela Mishra, Dheeraj Kumar, Padma Khanna, Pinchoo Kapoor, Iftekhar, Kanchan Mattu, Ratnamala, Gurcharan, Agha, Sunder Taneja, Harindranath Chattopadhyay.
132 Minuten (NTSC)
Der reiche Thakur Ranjit Singh wird vom Klingeln der Fusskettchen ("The Tinkling of Anklets"/"Ghungroo ki awaaz") seiner einstigen Geliebten Kajal verfolgt. Er verliebte sich Hals über Kopf in das zur Prostitution gezwungene Mädchen, doch sein Onkel und Mentor, Jasbir Singh, konnte ihn davon überzeugen, dass sie ein falsches Spiel mit ihm treibt. Ranjit erschoss Kajal und ihren vermeintlichen Liebhaber im Affekt. Seither wird er von Kajals ruheloser Seele verfolgt. Um ihn auf andere Gedanken zu bringen, nimmt Jasbir Ranjit mit nach Bombay, wo Ranjit der Krankenschwester Kiran begegnet. Sie gleicht Kajal aufs Haar — kann sie ihn kurieren, oder ist sie nur ein weiterer Teil eines hinterhältigen Plans, Ranjit in den Wahnsinn zu treiben? 
Der Titel des Films bezieht sich auf von kleinen Glöckchen besetzte Fussketten ("ghungroo"), welche Mädchen und Frauen auf dem indischen Subkontinent traditionellerweise tragen. Mit dem Horror-/Mystery-Thriller "The Tinkling of Anklets" drehten die Ramsay-Brüder, Indiens Vorreiter des Horrorfilm-Genres seit den frühen 1970er Jahren und ihrem Überraschungserfolg "Two Yards Under the Ground" ("Do gaz zameen ke neeche", 1972), ihren vielleicht "mainstream"-tauglichsten Genre-Film (zumindest vor ihrem "Comeback" in den 2000er Jahren mit Werken wie "Dhund — Der Nebel", die sogar international vertrieben wurden). Der Film weist teilweise bemerkenswert gute Kameraarbeit und ein überraschend raffiniertes Drehbuch auf, hat im Gegensatz zu vielen Hindi-Horrorfilmen dieser Entstehungszeit mit Vijay AnandRekha ("Nagin"/"The Female Snake", 1976; "Mangalsutra", 1981; "Bhoot"/"Ghost", 2003), Dr. Shreeram Lagoo ("Gehrayee"/"The Depth", 1980; "Sansani"/"The Sensation", 1981) oder Padma Khanna ("Shaitaan", 1974; "Haiwan", 1977; "Aatank", 1996) auch diverse renommierte Schauspieler vorzuweisen. Genre-Fans werden freilich von der Auflösung enttäuscht sein.



The Old Temple
Originaltitel: Purana mandir  (पुराण मंदिर)
Produktion: Indien, 1984 (Farbe)
K. R. Enterprises
Regie: Tulsi Ramsay & Shyam Ramsay.
Cast: Mohnish Bahl, Aarti Gupta, Ajay Agarwal, Puneet Issar, Sadashiv Amrapurkar, Vijay Arora, Pradeep Kumar,
Rajendranath (Rajendra Nath), Preeti Sapru, Jagdeep.
144 Minuten (NTSC)
Vor 200 Jahren liess Raja Hariman Singh, der König von Bijapur, das Monster "Shaitaan" ("Satan") Saamri enthaupten, weil es Menschenblut trank und sich an Kadavern verging. Während der Körper hinter einem alten Tempel begraben wurde, nahm der König Saamris Kopf in seine Obhut, um zu verhindern, dass beides je wieder zusammenfindet. Saamri verfluchte Hariman Singh und schwor blutige Rache. — Bombay, 1984: Suman, Tochter des reichen Thakur Ranvir Singh, seines Zeichens letzter Nachfahre Raja Hariman Singhs, und der mittellose Sanjay verlieben sich ineinander. Ranvir Singh ist die Liaison ein Dorn im Auge, doch schliesslich erfährt Sanjay den Grund für Singhs Angst vor einer Bindung seiner Tochter. Suman und Sanjay machen sich anschliessend zusammen mit Sanjays Freund Anand auf den weiten Weg nach Bijapur, um den Fluch ein für allemal zu bannen. Es kommt, wie es kommen muss: Shaitaan Saamri erwacht zu neuem Leben.
Die Brüder Tulsi und Shyam Ramsay waren (und sind) Indiens "Könige" des Horrorfilms, und "Purana mandir" (übersetzt in etwa: "Der alte Tempel") war ihr grösster Erfolg. Seit sie 1972 einen grossen Erfolg feierte mit ihrem ersten Horrorfilm "Do gaz zameen ke neeche" ("Two Yards Under the Ground"), produzierte die Ramsay-Familie Horrorfilme, wobei "Purana mandir" ihren grossen Durchbruch bedeutete und an den Kinokassen "Superhit"-Status erreichte. Der Plot um einen alten Fluch und Rache aus dem Grab ist ebenso simpel wie wirkungsvoll, und wie so oft bei Filmen vom Subkontinent gilt: So lange sie sich auf Horror konzentrieren, gibt es tolle Szenen zu sehen. Indiens alte Tempel geben grandiose Schauplätze für einen Horrorfilm ab, viele Kulissen sind absolut stimmig, Nebel wabern, die Beleuchtung ist teils ausgefeilt, der Soundtrack von Ajit Singh ebenso laut wie passend, und auch "sleazige" Erotik kommt nicht zu kurz. Ajay Agarwal, der mit diesem Film zu so etwas wie dem ersten richtigen Horror-Star Indiens wurde, spielte das Monster Saamri wirklich furchteinflössend, wurde auch äusserst effektiv in Szene gesetzt und bescherte wohl einer Generation indischer Kinogänger Alpträume. Leider gibt es die obligate Schattenseite, die vor allem aus nervtötend unlustigen (und in die Länge gezogenen) "humorvollen" Szenen mit Komiker Jagdeep und einigen missglückten Lieder-Einlagen besteht. Die Songs insgesamt reichen ansonsten von durchzogen bis zu wirklich gut. Der Erfolg des Films führte, nebst einer Flut von Nachahmern nach der immer gleichen Formel, dazu, dass dies offenbar einer der ersten indischen Filme war, von denen eine (Pseudo-)"Fortsetzung" gedreht wurde: "Satan" beziehungsweise "Saamri", ebenfalls von den Ramsay-Brüdern inszeniert, kam 1985 in die Kinos und war vermutlich Indiens erster in 3D gedrehter Horrorfilm. Das britisch-amerikanische DVD-Label "Mondo Macabro" restaurierte "Purana mandir" so gut, wie es das schlecht gelagerte Ausgangsmaterial noch zuliess (das Resultat ist, der Tiefstapelei des Labels zum Trotz, ziemlich atemberaubend, wenn man es mit den zuvor erhältlichen Video-CDs des Films aus Indien und Pakistan vergleicht) und versah den Hindi-Film auch mit englischen Untertiteln.



The Thirsty Devil
Originaltitel: Pyasa shaitan  (प्यासा शैतान)
Produktion: Indien, 1978/1983-1984 (Farbe)
Hargobindha Films/Jetspeed Movie Makers
Regie: Joginder (Joginder Shelly/Joginder Arora) (& Aloysius Vincent).
Cast: Kamal Hassan, Joginder (Joginder Shelly), Madhu Malhotra, Shobha Lata, Kumar, Rashmi, Beena Pappu, Beena Banerjee.

106 Minuten (PAL)
Salman Singh, alt gewordener Teufelsanbeter, schliesst einen Pakt mit einem Dämon ("shaitan"). Sieben Jungfrauen soll er diesem opfern, um seine Jugend und einstige Anmut zurückzuerhalten, derweil das Blut der Opfer den Dämon dessen Ziel, eine Welt der Dunkelheit, des Blutes und der Fleischeslust zu errichten, näher bringen soll. Das klappt so lange vorzüglich, wie der junge Salman diversen jungen Schönheiten den Kopf verdreht, um sie anschliessend in Shaitans abgelegenem, längst verlassenem "haveli" (indisches Herrenhaus) zum Opfer-Altar zu führen. Es klappt nicht mehr, als Salman sich in eine Frau verliebt und sie nicht dem "durstigen Teufel" ans Messer liefern will. Shaitan is — surprise, surprise — not amused, und Singh wird innerhalb von Sekunden wieder zu einem alten Mann. 
"Faust" trifft auf "Jaani dushman" (indischer Horrorfilm-Klassiker von 1979 des Regisseurs Raj Kumar Kohli) und "Tanz der Teufel" ("The Evil Dead", 1981) in diesem hysterischen Hindi-"Sleaze"-Horror-Kracher des Regisseurs Joginder Shelly (sic), genannt Joginder. "Pyasa shaitan" wirft Fragen auf. Am brennendsten vielleicht jene, wie der mittellose Hindi-Filmemacher Joginder den Tamil- und Malayalam-Film-Superstar Kamal Hassan dazu bringen konnte, in seinem Film mitzuspielen. Die Antwort: Gar nicht. Irgendwie aber doch, denn er griff zu einem raffinierten Trick: Joginder erwarb die Rechte für die hindi-sprachige Auswertung eines Malayalam-Horrorfilms namens "Vayanadan Thampan" ("വയനടാൻ തമ്പാൻ", 1978; Regie: Aloysius Vincent), in dem Kamal Hassan die Hauptrolle spielte, schnitt diesen um und reicherte ihn mit diversen selbst gedrehten neuen Szenen an, darunter einer fast 1:1 (allerdings wesentlich länger, lauter und detailverliebter) aus Sam Raimis "Tanz der Teufel" kopierten Baum-Vergewaltigungsszene, sämtlichen Einstellungen mit dem Dämon ("shaitan"), welchen Joginder gleich selbst verkörperte (und der natürlich entsprechend nie in gemeinsamen Szenen mit den Schauspielern aus "Vayanadan Thampan" im Bild zu sehen ist), "Stock-Footage"-Horrorgestalten (bis hin zum ins Bild kopierten Antlitz von Lon Chaney in Rupert Julians "Das Phantom der Oper"/"The Phantom of the Opera", 1925), gefühlten 150 durchs Bild zuckenden Blitzen und tanzenden Zeichentrick-Skeletten. Das resultierende Gebräu, 1984 auf indische Kinos losgelassen, ist geradezu unglaublich lärmig (selbst für Hindi-Horror-Verhältnisse; der beinahme omnipräsente "Shaitan" etwa trägt seinen gesamten Dialog als hysterisches Geschrei vor), sadistisch, "sleazig" und misogynistisch (irgendwie hat es Joginder sogar geschafft, eine allerdings nur sekundenlang zu sehende nackte Frauenbrust an den indischen Zensoren "vorbeizuschmuggeln" — oder wohl eher, die Szene nach deren Sichtung des Films wieder in diesen hineinzuschneiden). Alledem zum Trotz ist der Film grösstenteils kompetent inszeniert (auch die neuen Szenen), weist gutes Make-Up und, was die visuellen Effekte angeht, eine bemerkenswerte Kreativität auf (auch wenn viele Schockbilder zig-mal wiederholt werden). "Pyasa shaitan" nimmt die Art von Hindi-Horrorfilmen vorweg, welche Regisseure wie Harinam Singh ("Khooni Dracula", 1992) oder Kanti Shah ("Darwaza", 2002; "Pyaasa haiwan", 2003) in den 1990er und frühen 2000er Jahren in inflationärer Zahl auf den Markt warfen — um etwa 10 bis 15 Jahre. Ein Muss für Fans von: "Cut-and-Paste"-Filmen; ohrenbetäubendem Geschrei ohne Ende; "Steadicam"-Kamerafahrten, bei denen Sam Raimi Schwindelanfälle bekommen würde; altbewährtem Hindi-"Sleaze" und psychedelischen Zeichentrick-Spezialeffekten. Kein Muss für Fans von Kamal Hassan (was der übrigens zu diesem Projekt zu sagen hat, ist leider nicht überliefert). Aus der am Ende angedrohten Fortsetzung ("coming soon: Pyasa shaitan Part II") wurde jedenfalls bis zum heutigen Tag (September 2015) nichts.




Bhago bhoot aayaa
Originaltitel: Bhago bhoot aayaa!  (भागो भूत आया!)
Produktion: Indien, 1985 (Farbe)
Novena Cine Corporation
Regie: Krishna Naidu.
Cast: Ashok Kumar, Deven Verma, Kajal Kiran, Aruna Irani, Rajesh Behl, Prema Narayan, Shakti Kapoor, Shamsuddin.

127 Minuten (NTSC)
Die junge Studentin Tina reist, aus London kommend, mit dem Zug zu ihrem Familienanwesen in einem abgelegenen Teil Indiens, da sie eine Nachricht erhalten hat, wonach ihr Onkel schwer krank sei und nach ihr geschickt habe. Im Zug macht sie (unfreiwillige) Bekanntschaft mit dem Arzneimittelverkäufer Pyarelal, zu dem sie in kürzester Zeit eine Hassliebe aufbaut. Nachdem sie bei der nächtlichen Suche nach dem Herrenhaus der Familie über einen unheimlichen Friedhof stolpern, müssen die beiden bald feststellen, dass Tinas Onkel gar nicht ihr Onkel und Tante Manorama auch nicht ihre Tante ist. Die beiden stecken mit Tinas ehemals verschollenem Bruder Jagjeet und dessen Kumpanen Prem unter einer Decke, welche beide hinter dem Familienschatz her sind. Dafür inszenieren sie eine Geistergeschichte, um Tina und ihren ungeliebten Anhang von dannen zu scheuchen.
"Bhago bhoot aayaa", was in etwa so viel bedeutet wie "Flieht, der Geist kommt", ist eine turbulente Hindi-Horror-Komödie mit stellenweise recht gelungenem Humor und einigen liebenswerten "In-Jokes", etwa in der Gestalt von Anspielungen auf die berühmte Playback-Sängerin Asha Bhosle sowie auf indische Horror-Klassiker wie "Bees saal baad" (1962), "Woh kaun thi?" (1964) oder "Bhoot bungla" (1965). Zu den Höhepunkten zählen eine Musical-Nummer von Kajal Kiran (Tina; "Saboot", 1980) und Deven Verma (Pyarelal) zwischen tanzenden Skeletten sowie ein chaotisches Finale, in dem die Gesetze der Schwerkraft ad absurdum geführt werden. Im Vorspann treiben Zeichentrick-Skelette ihr Unwesen, die Namen der Filmcrew und Schauspieler entstehen aus deren (animierten) Knochen. Eher enttäuschend ausgefallen sind leider die musikalischen Einlagen. Weitere Rollen bekleiden Hindi-Filmstars wie Veteran Ashok Kumar ("Mahal", 1949; "Jadu tona", 1977) als Butler im Hitler-Look namens Anton d'Souza (sic), Aruna Irani ("Ek paheli", 1971; "Jaani dushman", 1979; "Bandh darwaza", 1990), Prema Narayan ("Nagin", 1976; "Mangalsutra", 1981; "Saat saal baad", 1987) und Shakti Kapoor ("Darwaza", 1978; "Khoonkhar darinde", 1999; "Zameen ke neeche", 1999).



Ek aur khoon
Originaltitel: Ek aur khoon  (एक और खून)
Produktion: Indien, 1985 (Farbe)
Vision International Productions
Regie: Ramesh Bedi.
Cast: Sunil Rege, Ashok Katra, Sunanda, Seema Deo, Vijay Kavish, Deepak, Inderjit Dawar, K. L. Ahuja, Manohar Vohra, Mohan Kothiwan, Pradeep Bhatia, Rajesh Pawar, Ravi Anand.

111 Minuten (PAL)
Der junge Anand möchte Aarti, die Tochter eines reichen Thakur (feudaler indischer Herrschertitel), heiraten. Der steht dieser Liaison jedoch zurückweisend gegenüber. Ein verärgerter Anand fährt daraufhin mit überhöhter Geschwindigkeit durch die Nacht und stirbt bei einem Autounfall. Bald häufen sich im Anwesen des Thakur seltsame Vorfälle: Ein abgetrennter Unterarm liegt in einem Wandschrank, auf dem Tisch im Foyer erscheint eine mit Blut (Hindi: "khoon") geschriebene Warnung. Beide Beweisstücke sind jeweils verschwunden, als der vom Thakur alarmierte Polizeiinspektor eintrifft, was dem Familienoberhaupt ein Glaubwürdigkeitsproblem bei den Behörden einbringt. Kanta, Aartis Schwester (?), scheint diese derweil derart zu hassen, dass sie sie am liebsten umbringen würde. Diverse Todesfälle, unter anderem jener von Kantas Lover Ranjeet, die scheinbar von einem abgetrennten Unterarm verübt wurden, bringen zusätzliches Unheil über das Anwesen. Derweil schmort der echte Thakur verwahrlost in einem finsteren Kellerverlies...
"Ek aur khoon" (übersetzt in etwa "Weiteres Blut") ist ein routinierter Hindi-Horror-Thriller ohne grössere Besonderheiten bis hin zu einem Ende, welches der Natur des Genres geschuldet mit einer zünftigen Überraschung aufwartet und das sogar leicht in Science-fiction-Gefilde abdriftet. Zumindest in der gesehenen Version weist der Film einige Logiklöcher und grössere Kontinuitätsprobleme auf — so beisst etwa der zu Beginn des Films in typischer Bollywood-Film-Manier zum designierten "Held" der Geschichte aufgebaute Anand schon früh ins Gras in einem Subplot, der sich anschliessend scheinbar im Nichts auflöst (wobei es allerdings selbstverständlich auch nicht auszuschliessen ist, dass dem Seher eine logische Auflösung schlicht entging, weil der Film keine Untertitel aufweist). Davon abgesehen ist es trotzdem kaum falsch, hier story-, inszenierungs- und auch musiktechnisch allenfalls von Durchschnittsware auszugehen.



Satan
Originaltitel: Saamri  (सामरी)  /  3D Saamri  (3D सामरी)
Produktion: Indien, 1985 (Farbe)
T. S. Productions
Regie: Tulsi Ramsay & Shyam Ramsay.
Cast: Rajan Sippy, Aarti Gupta, Puneet Issar, Asha Sachdev, Gulshan Grover, Jagdeep, Amarnath Mukherjee, Ajay Agarwal, Prem Chopra, Huma Khan.
102 Minuten (NTSC)
Auf einem luxuriösen Anwesen lebt der Magier und Exorzist Dharmesh Saxena, genannt "Saamri". Angeblich soll er 135 Jahre alt sein und die Schwarze Magie beherrschen. Der Erbschleicher Mama Taklifchand und seine Gefolgschaft bringen Saamri um, damit sie sich anschliessend auf seinem Anwesen breitmachen können. Dumm nur, dass Saamri seinen gesamten Besitz seiner letzten lebenden Verwandten, der hübschen jungen Anju Trivedi, vermacht hat. Taklifchand fasst den Plan, Anju und ihren Freund Sandeep um die Ecke zu bringen. Diener Bhisham holt derweil Saamris Leiche aus ihrem Grab und erweckt sie zu neuem Leben. "Satan" Saamri nimmt furchtbare Rache.
Im Fahrwasser ihres Grosserfolgs "Purana mandir" brachten die Ramsay-Brüder, Könige des "Bollywood"-Horrors, ihren Star Ajay Agarwal zurück auf die Leinwand, wo er in dieser Pseudo-Fortsetzung, die ansonsten nichts mit "Purana mandir" zu tun hat, erneut als Monster "Shaitaan Saamri" wüten durfte. Der Film wurde als Indiens erster Horrorfilm in 3D beworben und das Regiegespann bemüht sich auch sichtlich um die Ausnutzung dieses Effekts (wo die 3D-Fassung im Jahr 2012 ist und in welchem Zustand sie sich befindet, steht freilich auf einem ganz anderen Blatt). "Saamri" hat eine tolle Themenmusik von keinem Geringeren als Bappi Lahiri und einen wunderbaren Auftakt, ist jedoch insgesamt eine grössere Enttäuschung und sicher einer der schwächsten Horrorfilme mit übernatürlicher Thematik von den Ramsay-Brüdern. Obwohl viele Schauspieler aus "Purana mandir" wieder dabei sind, allen voran natürlich Ajay Agarwal, aber auch Ramsay-"Scream-Queen" Aarti Gupta oder Puneet Issar (wer kauft ihm einen Polizeiinspektor ab?), wirkt der Film wie ein ziemlich unmotivierter Schnellschuss, wohingegen man bei den meisten anderen Ramsay-Produktionen Motivation und "Vibe" in jeder Sekunde spürt. Viel zu viel "Screentime" wird einmal mehr dem absolut nervtötenden und geistlosen "Komiker" Jagdeep eingeräumt, der ungestraft zahllose Filme dieser Art verschandeln durfte und hier eine wirklich unerträgliche Schau abzieht. Amüsanter ist da schon, dass von "Do gaz zameen ke neeche" (1972) bis zu "Saboot" (1980) lauter Titel älterer Ramsay-Filme im Dialog zitiert werden. Im selben Jahr (1985) brachten die Ramsays den tollen "Veerana" in die Kinos — "Saamri" ist leider nur etwas für Ramsay-Komplettisten. Nicht zu verwechseln mit dem Horrorfilm "Saamri" des Regisseurs K. I. Shaikh von 1998 mit Sohail Khan und Jyoti Rana in den Hauptrollen.



Telephone
Originaltitel: Telephone  (टेलीफोन)
Produktion: Indien, 1985 (Farbe)
Ramsay Productions
Regie: Tulsi Ramsay & Shyam Ramsay.
Cast: Parveen Babi, Shatrughan Sinha, Marc Zuber, Deepti Naval, Jagdeep, Imtiaz Khan, Yunus Parvez, Prem Chopra, Rajendranath (Rajendra Nath), Asit Kumar Sen, Mac Mohan, Leela Mishra, Madhu Malhotra, Pinchoo Kapoor.
116 Minuten (PAL)

Suresh Saxena und sein Partner und Freund Dinesh betreiben gemeinsam ein Wirtschaftsimperium, das auf der Verschiffung von Waren beruht. Als Suresh herausfindet, dass sein Partner ihn hintergeht, verbannt er ihn aus dem Unternehmen. Der nach Rache dürstende Dinesh legt sich einen hinterhältigen Plan zurecht, um Suresh zu Fall zu bringen, indem er dessen Sekretärin Rajni in einer hohen Etage aus dem Fenster des Geschäftshauses stürzt. Die anrückende Polizei verhaftet prompt Suresh, der sich dank seines einwandfreien Leumunds allerdings schon bald wieder auf freiem Fuss befindet. Zwischenzeitlich tritt die schöne Anita auf den Plan, die ebenfalls einen glühenden Hass auf Suresh pflegt, denn sie ist Rajnis Schwester und gleichwohl von seiner Schuld überzeugt. Sie verbündet sich vorerst mit Dinesh gegen den vermeintlichen Übeltäter, wozu sie auch den Maler Amit, Rajnis Ex, einspannt. Mit ihm vereinbart sie ein Mordkomplott gegen Suresh ("shoot when the bell/phone rings"). 

Die Ramsay-Familie, in den 1980er Jahren in Indien bekannt als die Produzenten von Horrorfilmen und in der Regel meist weit aussen am Rande des massentauglichen filmischen Spektrums des Hindi-Kinos unterwegs, wollten mit "Telephone" für einmal bei den "Grossen" mitmischen. Dazu verpflichteten sie für diesen Horror-Thriller neben Ramsay-"Staple"-Schauspielern wie Imtiaz Khan, Mac Mohan (einem kultverdächtigen Akteur, dessen Potential sie bis zuletzt schmerzhaft verkannten) oder dem nervtötenden "Komiker" Jagdeep (der widerum in viel zu vielen Filmen viel zu viel Leinwandzeit eingeräumt bekam — ja, auch hier) grosse Stars wie Shatrughan Sinha ("Shaitaan", 1974; "Jaani dushman", 1979) und Parveen Babi, die damals eine der bestbezahlten Schauspielerinnen des Hindi-Kinos war. Mit Rajesh Roshan wurde zudem ein bekannter Komponist gewonnen. "Telephone" wartet mit einer psychedelischen Farbpalette, wiederverwerteten Kulissen aus früheren Ramsay-Werken und einer gehörigen Portion "Sleaze" auf — an Horror-Szenen gibt es, von Rajnis spektakulär-blutigem Sturz auf das Dach eines Autos, einigen suspense-generierenden Kamerafahrten und einem gewissen Gefühl der Bedrohung in diversen Szenen mal abgesehen, eigentlich wenig zu sehen, stattdessen dominieren Thriller-Elemente und die üblichen, gnadenlos übertrieben dargestellten Schlägereien, die aus zahllosen Filmen dieser Art hinreichend bekannt sind. Nur für Ramsay-Komplettisten.




The Mansion
Originaltitel: Haveli  (हवेली)
Produktion: Indien, 1985 (Farbe)
S. A. Productions
Regie: Keshu Ramsay.
Cast: Rakesh Roshan, Marc Zuber, Aaloka, Reem Kapadia, Sujit Kumar, Farita Boyce, Javed Khan, Mushtaq Merchant, Kishore Kapoor, Pinchoo Kapoor, Narendranath (Narendra Nath), Mac Mohan, Rajendranath (Rajendra Nath).
119 Minuten (PAL)
Polizeiinspektor Shyam aus Mumbai (Bombay) folgt vier in einem Mordfall verdächtigen Gestalten nach Goa, wo er sich inkognito unter falschem Namen (Pritam) im Hotel "New Horizons" einquartiert. Der Mann ist traumatisiert, seit seine designierte Braut Anjali nach einer Gruppenvergewaltigung am Diwali-Fest in einem abgelegenen Herrenhaus ("haveli") ihr Leben lassen musste. Schon kurz nach seiner Ankunft gibt es in der Umgebung des Hotels erste Tote. Unter die Verdächtigen reiht sich auch der Hotelsänger Kumar Saxena, in dem Shyam glaubt, den Schuldigen gefunden zu haben. Unterdessen fallen die vier ursprünglichen Verdächtigen Mörder nach und nach dem unbekannten Killer zum Opfer.
"Haveli" war ein Hindi-Horror-Thriller der Ramsay-Familie in der "Slasher"-Tradition, der sich ausgiebig bei amerikanischen Genre-Klassikern wie John Carpenters "Halloween — Die Nacht des Grauens" ("Halloween", 1978) und europäischen Genre-Werken, vornehmlich italienischen "Gialli" vom Schlage Dario Argentos, Inspiration holte. Selbst die (durchaus wirkungsvolle) musikalische Untermalung in den weitgehend spannend inszenierten Suspense-Szenen ist deutlich an jene von "Halloween" angelehnt. Anstelle der mehr regie-erprobten Ramsay-Brüder Tulsi und Shyam sass hier für einmal Keshu Ramsay (1955-2010), der 1987 auch den bluttriefenden "Dak bangla" ("Rest House") inszenieren sollte, auf dem Regiestuhl. Auf bewährte Ramsay-Zutaten muss der Zuschauer trotzdem nicht verzichten, so wird etwa der übliche "Sleaze"-Faktor ausreichend hochgehalten durch die Zurschaustellung leichtbekleideter Frauen aus verdächtigen Kamera-Winkeln, und für den zwischenzeitlichen Klamauk ("comic relief") ist, wie könnte es auch anders sein, einmal mehr Rajendranath (1931-2008) besorgt.



The Scream
Originaltitel: Cheekh  (चीख)
Produktion: Indien, 1985 (Farbe)
MKB Films
Regie: Mohan Bhakri.
Cast: 
Javed Khan, Deepika, Raza Murad, Madhu Malhotra, Madan Puri, Amala Akkineni, Birbal, Kalpana Iyer, Ram Mohan, Monto, Rajendranath (Rajendra Nath), Anil Pandit, Yash Sharma.

129 Minuten (PAL)
Ein skrupelloser 
Thakur (feudaler Landherr) vergewaltigt eine Braut in deren Hochzeitsnacht (und vor den Augen eines Kindes, das er nicht bemerkt). Danach ermorden seine Handlanger Bräutigam und Braut. 20 Jahre später ist der Thakur abhängig vom Rollstuhl. Als seine hübsche Tochter Deepa in einem See badet und dabei von lokalen Schlägern überrascht wird, eilt der (zum Glück auch in Kung-Fu bestens versierte) Skulpteur Sunil herbei, um sie vor der anstehenden Vergewaltigung zu bewahren. Deepa und Sunil verlieben sich, der Thakur willigt in ihre Heirat ein und Sunil zieht in dessen Villa. Doch eine finstere Gestalt bedroht den Thakur — wenig später wird dieser eine Treppe hinuntergestossen und stirbt dabei. Sunil und Deepa erhalten Besuch von Deepas Freundin Rita und deren Freund Rohit. Beim Herumblödeln mit einer vermeintlichen Spielzeugpistole schiesst Sunil Rohit versehentlich in den Kopf. Man fasst den Entschluss, Rita diese Geschichte zu verheimlichen, Rohits Leichnam mit Gips einzubalsamieren und zwischen Sunils anderen Skulpturen zu verstecken. Bald darauf wird das neue Hausmädchen ermordet, nachdem ein unbekannter Mörder seinen Vorgänger in Brand gesteckt hatte. Und Deepa wird plötzlich vom einbalsamierten Rohit gejagt, der sie töten will.
Ein unsubtiler Radau-Horrorfilm von Mohan Bhakri, der mit seinen Filmen die Gebrüder Ramsay zu imitierten suchte und wie diese neben Horror auch auf viel blanke Haut setzte, weswegen die Damen sich bei jeder Gelegenheit bis auf die Unterwäsche ausziehen. In "Cheekh" (übersetzt: "Schrei") erreicht der "Sleaze"-Gehalt denn auch beachtliche Höhen, und nach obigem Versuch einer Plot-Beschreibung ahnt man bereits, dass das Drehbuch des Film, je länger dieser dauert, desto chaotischer wird. Was die längste Zeit nach einem konventionellen "Slasher"-Film aussieht, driftet zudem plötzlich (und ohne jedwede Erklärung) ins Übernatürliche ab — was natürlich keinesfalls per se eine schlechte Sache ist, nach seinem bisherigen Aufbau aber nicht wirklich zu diesem Film passt. Laut, hysterisch, mit viel Geschrei, unrealistischen, holprig choreographierten und völlig übertriebenen Kampfeinlagen, scheppernder (Archiv-)Musik sowie vielen badenden und duschenden (Halb-)Nackedeis — Mohan Bhakris "Cheekh" ist very much ein typischer indischer Horrorfilm der 1980er Jahre.




Seven Years Later
Originaltitel: Saat saal baad  (सात साल बाद)
Produktion: Indien, 1987 (Farbe)
Naseem Enterprises/Sony Films
Regie: S. U. Syed.
Cast: Sharmila Tagore, Suresh Oberoi, Navin Nischol, Prema Narayan, Chandra Shekhar, Shushant Ray, Roma Manik, Javed Jaffery, Beena Kumari, Farha, Huma Khan, Mayur.
122 Minuten (PAL)

Ein junges Liebespaar wird in einem abgelegenen Landhaus grausam ermordet. Viele Jahre später wird das Gebäude von Nisha Mathur und ihrem Mann Dilip zu einem Hotel namens "Happy Home" umfunktioniert. Dorthin ist die hübsche junge Lisa unterwegs, doch findet sich auch Nishas ehemaliger Freund, Deepak Khanna, dort ein — der beschützte Nisha sieben Jahre zuvor vor vier Vergewaltigern und erstach dabei einen von ihnen, was ihm eine Verurteilung vor Gericht und sieben Jahre Gefängnis einbrachte. Nun ist er wieder frei und findet Nisha, die nicht auf ihn warten konnte, als verheiratete Frau vor. Kurz darauf beginnt in dem Hotel ein blutiges Morden, dem nach und nach die meisten Gäste zum Opfer fallen. Wer ist der Täter?
Indischer Slasher-Film typischer Machart — ein Vertreter der in diesem Jahrzehnt aufkommenden, als "sexy" vermarkteten Horrorfilme, die vornehmlich Vorbildern aus Übersee nacheiferten und vor allem auf möglichst viel (im Rahmen des im indischen Kino zu der Zeit Erlaubten) Sleaze und blanke (Frauen-)Haut als kassenträchtige Schauwerte setzten; mit einer kitschigen Farb-Palette und einem (vor allem in der zweiten Filmhälfte) deutlichen Übermass an 1980er-Jahre-Disco-Musik. Hier bediente man sich stellenweise freimütig beim Horror-Klassiker "Freitag der 13." ("Friday the 13th", 1979) des US-Regisseurs Sean S. Cunningham, was dem Film unter Bootleggern auch den (inoffiziellen) englischen Titel "Bollywood Friday the 13th" einbrachte. Einige Horror-Sequenzen zu Beginn und gegen Ende des Films erzeugen durchaus Spannung; Verfolgungsjagden zwischen Mörder und Opfer mit (viel) zu schnell ablaufendem Film und das bei Aussenaufnahmen deutlich als kleines Modell erkennbare Hotel sorgen hingegen eher für unangebrachte Erheiterung. Mit Sharmila Tagore ("Shaitaan", 1974), Suresh Oberoi ("Phir wohi raat", 1980) oder Navin Nischol ("Saboot", 1980; "Hotel" und "Dahshat", beide 1981) sind einige indischen Genre-Fans wohlbekannte Gesichter mit von dieser Partie.



100 Years Later
Originaltitel: Sau saal baad  (सौ साल बाद)
Produktion: Indien, 1989 (Farbe)
Aarti Pictures
Regie: Mohan Bhakri.
Cast: 
Hemant Birje, Sahila Chadha, Amjad Khan, Mayur Verma, Poonam Das Gupta, Narendranath (Narendra Nath), Suraj Chaddha, Danny Denzongpa, Tina Ghai, Huma Khan, Raza Murad, Vinay Shah, Joginder (Joginder Shelly/Joginder Arora).

120 Minuten (PAL)
Ein hinterhältiger Tantrik (Schamane oder Medizinmann) macht sich die Tochter eines Thakur (feudaler Landherr) gefügig, um mit ihrem Blut einen Dämon zu besänftigen. Der Thakur und seine Mannen stellen den Tantrik in dessen Höhle; im Laufe eines Kampfes wird die Tochter unter einer braun-grünen Flüssigkeit konserviert, derweil ein Priester den Tantrik besiegen kann. 100 Jahre später kommt eine Truppe junger Touristen aus Bombay, darunter Muskelmann Vikas und seine Freundin Deepa, zu dem "haveli" (indisches Herrenhaus), nahe welchem sich dieses Drama dereinst abspielte. Prompt häufen sich unerklärliche Vorfälle. Der mysteriöse Professor, dem das Haus mittlerweile gehört, sowie sein narbengesichtiger Helfer tragen nicht zur Beruhigung der zunehmend verunsicherten Gäste bei. Der Narbengesichtige versucht eine Touristin zu vergewaltigen, tötet sie dabei jedoch versehentlich. Als er ihre Leiche loswerden will, stösst er auf das Versteck des gebannten Tantrik, welcher zu neuem Leben erwacht und sogleich ein abscheuliches, pelziges Monster aus dem Feuer zaubert. Dieses verschwindet erst einmal von der Bildfläche, um dann doch noch zünftig auf Mordtour zu gehen. Zwei von Vikas' toten Freunden stehen derweil als Zombies wieder auf; der Professor entpuppt sich als "Ichadhari"-Schlangenmensch ("ichadhari" aus dem Hindi bzw. Urdu: Bezeichnung für Schlangen, die sich in Menschen verwandeln können).
Der Inhaltsbeschrieb lässt es bereits vermuten: "Sau saal baad" (was nichts anderes heisst als "100 Jahre später") ist ein mit zunehmender Laufzeit immer konfuser werdender, dabei herrlich unterhaltender Radau- und Chaos-Horrorfilm des indischen Genre-"Vizekönigs" Mohan Bhakri, der wieder einmal aus dem Vollen schöpft und mit der groben Kelle anrichtet. Totenschädel mit leuchtenden Augen? Check. Hysterisch lachender Tantrik mit rollenden Augen und dem Irrsinn im Gesicht? Check. Düsteres, geheimnisvolles Haveli? Check. Gruft mit Spinnweben? Check. Unpassend vertonte Kung-Fu-Einlagen, welche jeglichen Schwerkraft-Gesetzen trotzen? Check. Sari-gekleidete Frau in Trance, die singend durch die Nacht wandelt? Check. Von Sam Raimis "Tanz der Teufel" ("The Evil Dead", 1981) kopierte Zombies, die Körperteile verlieren? Check. Frauen, die bekleidet baden? Check. Ausgedehnte, sleazig gefilmte Sing- und Tanz-Einlagen spärlich bekleideter Schönheiten? Check. Vergewaltigungsszene? Check. Tod in waberndem Sumpf? Check. Monster mit groteskem Make-Up, das mit Holzkreuzen und anderen Hilfsmitteln auf seine Opfer eindrischt? Check. Der Film weist eine schillernde Besetzung auf mit bekannten Gesichtern wie Hemant Birje ("Adventures of Tarzan", 1985; "Veerana"/"The Wilderness", 1985; "Tahkhana"/"The Dungeon", 1986; "Kabrastan"/"The Graveyard", 1988),
Poonam Das Gupta ("Aakhri cheekh"/"The Final Scream", 1991; "Son of Dracula", 1992; "Chudail"/"The Witch", 1997; "Bhootraaj", 2000), Sahila Chadha ("Veerana"/"The Wilderness", 1985), Danny Denzongpa ("Sheshnaag", 1990), Raza Murad ("Bandh darwaza"/"The Closed Door", 1990; "Kafan"/"The Coffin", 1990; "Bhootni", 2000) oder Joginder Shelly ("Pyasa shaitan"/"The Thirsty Devil", 1984; "Son of Dracula", 1992; "Chehre ke peechey", 2000; "Khooni Tantrik", 2000), der hier als wahrhaft im roten Bereich drehender Tantrik wieder einmal seinen Co-Stars die Schau stiehlt. Nach einem starken Beginn mit atmosphärischen nächtlichen Aussenaufnahmen stellt sich erst einmal eine Stunde Langeweile ein, im Finale geht es dann aber richtig zur Sache.



The Ornate Lock
Originaltitel: Manichitrathazhu  (മണിച്ചിത്രത്താഴ്)
Produktion: Indien, 1993 (Farbe)
Swargachitra
Regie: A. M. Fazil, Priyadarshan, Siddique-Lal & Sibi Malayil.
Cast: Bharat Mohanlal, Shobana Chandrakumar, Suresh Gopi, Vinaya Prasad, Nedumudi Venu, Innocent, K. P. A. C. Lalitha (Lalitha Bharathan), Sudheesh, Thilakan, Ganesh Kumar, Rudra, Pappu, Shridhar.
156 Minuten (NTSC)

Ein junges Paar, Nakulan und Ganga, kommt an seinem Familiensitz, Madampilli, an. Sie wollen ein altes Bangla (Bungalow) kaufen und setzen sich durch, obwohl Nakulans Onkel sich dagegen wehrt. Denn in dem Haus soll es spuken — dies glaubt zumindest die abergläubische Bevölkerung. In dem Haus gibt es einen verbotenen Raum, den niemand sich zu betreten traut. Weit über 100 Jahre zuvor nämlich lebte in dem Haus ein sadistischer Vorfahre der Familie, der Maharadscha Sankaran Thampi, der sich in die schöne Bharatanatyam-Tänzerin Nagavalli verliebte und diese gegen ihren Willen aus ihrer Heimat Tamil Nadu mitnahm, um sie zu heiraten, obwohl sie ihrerseits bereits in den Tänzer Ramanathan verliebt war. Als Sankaran von der Liaison erfuhr, liess er Nagavalli töten. Seit diesen Zeiten soll ihre Seele in besagtem verbotenem Raum eingeschlossen sein. Es kommt, wie es kommen muss: Ganga kann der Versuchung nicht widerstehen und öffnet das mit reichhaltigen Ornamenten verzierte Schloss zum verbotenen Raum. Während sich im Bungalow seltsame Ereignisse zu häufen beginnen, wird Ganga mehr und mehr besessen vom Geist Nagavallis. Und dieser will am achten Tag des Hindi-Festes Durgashtami blutige Rache nehmen für das Unrecht, welches Nagavalli widerfuhr. Jetzt kann nur noch Dr. Sunny Joseph, ein ebenso brillanter wie verrückter Psychiater aus der fernen Grossstadt, helfen. 
"Manichitrathazhu", was in etwa so viel bedeutet wie "das verzierte Schloss", war ein "Superhit" und Filmklassiker des malayalam-sprachigen Kinos, das hauptsächlich im südwestindischen Bundesstaat Kerala beheimatet ist. Mit dem Malayalam-Kino-Starschauspieler Mohanlal in der Hauptrolle geriet der vom legendären Regisseur Fazil ("Vismayathumbathu", 2004) gedrehte Film zu einer höchst vergnüglichen, spannenden, mal lustigen, mal unheimlichen, immer unterhaltsamen Achterbahnfahrt, die den Zuschauer nicht mehr loslässt. Der grosse Erfolg des Films führte zu zahlreichen indischen Remakes (von denen zwei sogar den deutschen Sprachraum erreichten) in verschiedenen Sprachen: "Apthamithra" (2004; in Kannada, mit Vishnuvardhan), "Chandramukhi — Der Geisterjäger" (2005; in Tamil und Telugu, mit Rajnikanth), "Rajmohol" (2005; in Bengali) sowie "Geisterhaus" ("Bhool bhulaiyaa", 2007; in Hindi, mit Akshay Kumar). Einige dieser Remakes erfuhren mittlerweile auch schon eigene Fortsetzungen, etwa "Aptharakshaka" (2010; in Kannada) oder "Nagavalli" (2010; in Telugu). "Manichitrathazhu", das Original, ist einer der sehenswertesten Genre-Filme Indiens.



Severed Head Man
Originaltitel: Sar kata insaan  (بی کاتا انسان)
Produktion: Pakistan, 1991-1994 (Farbe)
Novitas International Cine Laboratories (Pvt.) Ltd.
Regie: Saeed Rizvi.
Cast: Ghulam Mohiuddin, Babra Sharif, Nayyer Sultana, Izhar Qazi, Qavi, Asif Khan, Adeeb, Agha Talish, Ajab Gul, Sapna, Rangeela, Uzma, Munir Zareef, Anila Choudhery, Mehmood Sultan, Abdul Razzak, Majid, Gibran.
141 Minuten (PAL)
Ein verrückter Wissenschaftler lässt die Leiche eines ermordeten Polizei-Offiziers wieder ausgraben und erweckt diese in seinem Labor zu neuem Leben. Der Untote soll fortan nach seiner Pfeife tanzen, doch das passt diesem gar nicht: Er zerstört das Laboratorium und sucht das Weite. Mit Einbruch der Nacht nimmt sich "Sar kata insaan" ("der kopflose Mann") daselbst das Haupt ab und entwickelt ein Eigenleben. Der kopflose Leichnam macht sich auf die Suche nach seinen Mördern, die fortan der Reihe nach auf blutige Weise das Zeitliche segnen. 
Einer der unglaublichsten Filme der Welt kam 1989 aus der Produktionsfirma Noveetas International, Karachi: Dort drehte der Regisseur Saeed Rizvi "Shanee", einen Science-fiction-Film komplett mit Raumschiffen und Aliens — in Pakistan, wohlgemerkt. 1994 liess er "Shanee" diesen epischen Horror-Schocker folgen, der mit abgesägten Köpfen, Laserstrahlen-Effekten, einem "Mad Scientist" in bester Horror-Tradition und einem Hellebarde schwingenden Untoten ohne Kopf aufwartet — all dies ebenfalls im konservativ-islamischen Pakistan, einem Land, in dem gerne und mancherorten Videotheken um ihrer schieren Existenz Willen von religiösen Fanatikern bis auf die Grundmauern abgebrannt werden. Rizvi setzte in seinen Filmen als erster Filmemacher seines Landes seine bei Studien im Westen autodidaktisch angeeigneten Kenntnisse über visuelle Effekte ein, und seine Freude an Spezialeffekten sieht man seinem Film in jedem Moment an, wo diese zum Zuge kommen. Nicht falsch zu verstehen: Das 141-Minuten-Epos ist beileibe kein Meisterwerk nach westlichen Genre-Massstäben, so verzichtet Rizvi nicht auf ausgedehnte, manchmal zudem stark patriotisch gefärbte "Masala"-Einlagen (sogar Staatsgründer Mohammed Ali Jinnah grüsst dabei von der Leinwand), und auch der (leider) obligatorische "Comedy-Relief"-Charakter in einer Nebenrolle ist präsent. Doch in seinen besten Momenten erreicht der Film einige atmosphärische Horror-Sequenzen vom Allerfeinsten, die er nicht zuletzt auch seiner ungewöhnlichen musikalischen Untermalung (ein grandioser Soundtrack hier!), gut gewählten Schauplätzen und ausgefeilter Beleuchtung verdankt. Die Titelrolle des "Sar kata insaan" spielt Ghulam Mohiuddin, im urdu-sprachigen Kino der 1980er und 1990er Jahre ein Superstar, in der weiblichen Hauptrolle ist Pakistans Film-Diva Babra Sharif zu sehen. Rizvis in Anbetracht seiner Herkunft wahrhaft unglaublicher Film erhielt acht "Awards" für Pakistans höchsten Filmpreis, den "Nigar". Nichtsdestotrotz war der Film in keinem Land der Welt jemals kommerziell erhältlich.



Goorkund
Originaltitel: Goorkund
Produktion: Pakistan, 1995 (Farbe)
Regie: Imran Khan & Shehnaz Begum.
Cast: Badar Munir, Shehnaz Begum, Imran Khan, Neimat Sarhadi, Babra Raj, Zabardast Khan, Musarrat Shaheen (Masarat Shaheen).
121 Minuten (PAL)
Khyber Pakhtunkhwa (alias beziehungsweise ehemals "North-West Frontier Province", NWFP), "Wilder Westen" Pakistans, das Land der Paschtunen (und der Taliban): Neben einem islamischen Friedhof haust Goorkund, ein Friedhofswächter und Leichenschänder. Des Nachts hebt der Nekrophile die Gräber frisch verstorbener junger Frauen aus, um sich an ihnen zu vergehen. Nebenbei steht er mit den (Un-)Toten im Bunde und befehligt eine Reihe von Zombies und Skeletten, mit denen er auch schon mal auf dem Friedhof eine nächtliche Tanznummer zu Michael Jacksons "Thriller" (1983) aufführt. Und er führt ein unheiliges Doppelleben, denn tagsüber in der Stadt ist er ein mächtiger, ebenso angesehener wie korrupter Richter. Ihm auf die Schliche kommen nach zahllosen Gesangseinlagen und Tanzszenen mit vergleichsweise übergewichtigen Frauen ("haseena"), ins Absurde übertriebenen Schlägereien, diversen (Beinahe-)Vergewaltigungen und viel Geschrei der lokale "Badshah" (islamischer Herrschertitel; heute eher Dorfoberhaupt; lokaler Anführer) Badar sowie die bewaffnete Kämpferin und Rebellin Shehnaz, die noch eine Rechnung mit dem Richter offen hat. 
"Goorkund" ist ein Horrorfilm aus Pakistan — dem einzigen Land der Welt, das noch verrücktere Filme drehen kann als die Japaner — genauer gesagt aus dem paschtunischen Teil des Landes. Die Paschtu-Filmindustrie ist hauptsächlich in Peshawar, der Hauptstadt der teilautonomen Provinz Khyber Pakhtunkhwa, ansässig. Das Paschtu-Kino gilt gemeinhin als "Nadir" (d. h. filmischer Bodensatz; u. a. wegen seiner oft zelebrierten Vulgarität) unter den vier bedeutenden Filmindustrien des Landes (neben den Paschtu-Filmen entstehen pakistanische Produktionen vor allem in Urdu, Pandschabi und Sindhi). Ihm sind unter anderem haarsträubende Horror-Streifen und "Meisterwerke" des schlechten Geschmacks wie "Haseena Atom Bomb" ("Haseena atim bum", 1990), "Adam khor" ("The Man Eater", 1991), "Balaa" ("The Witch", 1992), "Lour da balaa" (1998), "Shock Maar" (1999) oder der unfassbare "Da khwar lasme spogmay" ("The Full Moon Cat Beast", 1997) zu "verdanken". Zwischen langen Tanz-Einlagen, die ein zumindest für westliche Augen bizarres Schönheitsideal offenbaren (lokale "haseenas", d. h. "Schönheiten", müssen viel Fleisch auf den Knochen haben) und wildem Geschrei ("normale" Konversationen gibt es, glaubt man der Filmindustrie, in diesem Teil der Welt nicht), nehmen Paschtunen-Film-Superheld Badar Munir, der in über 400 Filmen mitspielte, und "Sexbombe" Shehnaz Begum den Kampf gegen "Goorkund" auf. Regisseur Imran Khan (nicht der berühmte pakistanische Ex-Kricket-Star und heutige Politiker!) ist während der Tanzszenen stets bemüht, den "Sleaze"-Faktor möglichst hoch zu halten. Die Nekrophilie involvierenden Szenen waren hochgradig gewagt für einen Film aus diesem Teil der Welt (nach westlichen Massstäben sind sie dennoch "relativ" harmlos — sofern man dieses Wort bei dem Thema überhaupt verwenden kann). Wirklich punkten kann dieser in jeder Hinsicht unglaubliche Film mit einem überraschend tollen, stimmungsvollen Soundtrack, vor allem während des Vorspanns, wenn die Kamera über Gräber fährt, während animierte arabische Schriftzeichen im Bild erscheinen. Effektive Horror-Szenen gibt es in dem wilden Gebräu nur einige wenige handverlesene, diese sind jedoch absolut sehenswert und teilweise auch überraschend blutig. Immerhin scheinen doch auch die tendenziell sezessionistisch veranlagten Paschtunen den pakistanischen Staatsgründer Mohammed Ali Jinnah zu verehren.



Deyyam
Originaltitel: Deyyam  (దెయ్యం)
Produktion: Indien, 1996 (Farbe)
Varma Films
Regie: Ram Gopal Varma.
Cast: J. D. Chakravarthi, Jayasudha, Maheshwari, Jagan, Tanikella Bharani, Jeeva, Master Ravi.
96 Minuten (NTSC)
Eine junge Familie zieht um in ein grosses Landhaus, wo sich schon bald seltsame Vorkommnisse häufen. Tochter Mohini sieht einen Geist, ihre ältere Schwester macht in einer nahen Ruine Bekanntschaft mit einem Psychopathen, der sie mit dem Tod bedroht und schliesslich verschwindet das jüngste Familienmitglied, um als Geist wieder aufzutauchen.
Früher Horrorfilm vom indischen Star-Regisseur Ram Gopal Varma, in Telugu gedreht, atmosphärisch und mit bemerkenswerter "Steadycam"-Kamera-Arbeit. Diese "Poltergeist"-Variation mit grandiosem Finale ist "hands down" einer der besten je auf dem indischen Subkontinent entstandenen Horrorfilme. Problematisch scheint es leider, eine ansehbare Version des Films aufzutreiben. Die DVD für die indische Diaspora aus dem Hause Bhavani Media weist leider den Schärfegrad einer unterdurchschnittlichen V-CD auf.






Robot
Originaltitel: Endhiran  (எந்திரன்)
Produktion: Indien/Brasilien, 2010 
(Farbe)
Sun Pictures/Utopia Films
Regie: S. Shankar.
Cast: Rajnikanth, Aishwarya Rai (Aishwarya Rai Bachchan), Danny Denzongpa, Santhanam, Karunas, Delhi Kumar, Devadarshini Chetan, Kalabhavan Mani, Sabu Cyril, Cochin Hanifa, Shriya Sharma, Revathi Sankaran, Raaghav.
177 Minuten (NTSC)
Dr. Vaseegaran erschafft mit seinen beiden Gehilfen in zehnjähriger Arbeit den perfekten menschlichen Roboter — Chitti. Derweil sein ehemaliger Mentor Dr. Bohra Vasees Erfolg mit zunehmend neidischen Blicken beäugt, freundet sich der nurmehr auch mit menschlichen Emotionen nachgerüstete Chitti etwas zu fest mit Vasees zukünftiger Braut, Sana, an. Als er Vasees Widersacher Dr. Bohra in die Hände fällt, wird Chitti zu einer sich selbst fortwährend reproduzierenden Bedrohung, welche sowohl die Bevölkerung als auch die Polizei und Armee in Atem hält. Chaos ensues.
Dieser abgedrehte Film kommt heraus, wenn Tamil-Blockbuster-Regisseur Shankar ein Budget von fast 2 Milliarden Indischen Rupien (ca. 43 Millionen US-$) zur Verfügung hat. "Endhiran" war der teuerste und wohl auch am besten besuchte Film in Indiens Kinogeschichte. So sehen denn auch die Hollywood- (Stan Winston) und Hongkong-gepowerten Spezialeffekte aus — besseres war in einem indischen Film wohl noch nie zu sehen. Einige Action-Szenen mit Autos sind allererste Güteklasse, und das Finale (inklusive Reminiszenzen an japanische Monsterfilme) dürfte auch manch gestählten Hollywood-FX-Fan mit offenem Mund zurücklassen. Musikalisch ist der Film eine leise Enttäuschung, dafür ist die Besetzung wieder nur vom Besten: Tamil-Film-Megastar Rajnikanth ("Chandramukhi" etc.) spielt souverän Chitti, den Helden, Chitti, den grössenwahnsinnigen Allmächtigen sowie seinen Schöpfer Vaseegaran. Die zauberhafte Aishwarya Rai, "Miss World" 1994, ist für einmal endlich auch in einem fantastischen Film zu sehen und in ihrem SF-Outfit während einer Song-Einlage eine Augenweide — über zugehörigen Song ist leider doch eher der Mantel des Schweigens zu breiten. Ein Film, der über 177 Minuten gut unterhält, macht jedoch sicher nicht allzuviel falsch. In diesem Sinne: Happy Diwali, folks.



Die Rache der Fliege
Originaltitel: Eega  (ఈగ)  /  Naane  (நான் ஈ)  /  Eecha  /  Makkhi  (मक्खी)
Produktion: Indien, 2012 (Farbe)
Vaarahi Chalana Chitram/PVP Cinema
Regie: S. S. Rajamouli & J. V. V. Sathyanarayana.
Cast: Kiccha Sudeepa (Sudeep), Nani (Naveen Babu Gantha), Samantha Ruth Prabhu, Santhanam, Srinivasa Reddy, Adithya, Devadarshini Chetan, Thagubothu Ramesh, Abhiram, Hamsa Nandini, Crazy Mohan.
134 Minuten (NTSC)

Nani, ein armer Schlucker mit einem guten Herz, ist unsterblich verliebt in seine Nachbarin, die bildhübsche Mikro-Artistin Bindhu. Diese lässt ihn jedoch seit zwei Jahren regelmässig abblitzen, obwohl sie ihn eigentlich doch mag. Als sich der steinreiche (verheiratete) Geschäftsmann und Frauenheld Sudeep an Bindhu heranmacht, merkt er bald, dass er einen Nebenbuhler hat. Zusammen mit seinen Handlagern entführt und tötet er Nani — just einen Tag, nachdem Bindhu endlich merkte, wie sehr sie in Nani verliebt ist. Nach seinem Tod ist sie untröstlich und kann ihn nicht mehr vergessen. Doch Nani wird wiedergeboren — als winzige, aber intelligente Stubenfliege (in Telugu: "Eega")! Nachdem er sich (in einer rührenden Szene) bei Bindhu "zurückgemeldet" hat, schmieden die beiden Pläne, wie sie Sudeep Schaden zufügen können. Mikro-Artistin Bindhu baut Nani winzige Waffen und eine Gasmaske gegen Sudeeps Insektenspray. Zusammen machen die beiden dessen Leben zur Hölle: Nani zündet als Fliege mit Sudeeps glühender Zigarette dessen Wohnung an, verursacht einen Autounfall und zahlreiche andere haarsträubende Sabotage-Akte. Sudeep hingegen entwickelt eine Fliegen-Paranoia, die in seinem Umfeld mit zunehmender Befremdung wahrgenommen wird.
"Eega" ("Fly" bzw. "I Am a Fly") ist ein indischer Kino-Hit, der simultan in den Sprachen Telugu und Tamilisch ("Naane") gedreht wurde (in Malayalam lief er zudem als "Eecha", in Hindi als "Makkhi") und in Indien zu einem grossen Erfolg avancierte — und dies auch völlig zurecht, denn dem Film von Regisseur S. S. Rajamouli (inszenierte 2007 bereits das Fantasy-Spektakel "Yamadonga") liegt eine ausserordentlich originelle Idee zugrunde, die zudem sehr einfallsreich, rührend und charmant umgesetzt wurde. "Masala" in Reinkultur also, ein (filmisches) Wechselbad der Gefühle, wie man es liebt auf dem Subkontinent.
Die mehrheitlich computer-generierten Spezialeffekte der indischen Firma "Makuta F/X" sind dabei für einen Telugu-Film fast schon revolutionär — zwar sieht das alles vielleicht nicht so echt aus wie in einem grossen Hollywood-Film, ist aber auf ästhetischer Ebene durchaus ansprechend und erfüllt seinen Zweck voll und ganz. Wie ein Dieb aus einem eigentlich völlig nebensächlichen Sub-Subplot mal eben nebenbei noch sein ganzes Leben verändert und zum Ende glücklich in die Vereinigten Arabischen Emirate fliegt, oder wie die Fliege Sudeeps Autounfall verursacht und dann vor dessen erstaunten Augen "I will kill you" auf eine Wand schreibt, ist grosses Kino, von Sudeeps herrlichen Fliegen-Paranoia-Anfällen und deren bizarren Auswüchsen ganz zu schweigen. Die Situationskomik ("Sorry, madam! A fly in your coffee.""No no no! — Fly is having coffee.") ist durchweg liebenswert und bisweilen urkomisch. Dass der Film dabei für relativ bescheidene
26 Crore (260 Millionen Indische Rupien oder ca. 4.8 Millionen $) gedreht werden konnte, ist ziemlich erstaunlich. "Eega" ist Telugu-Kino auf eine völlig andere (neue) Art, unbedingt sehenswert.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen