SPANIEN


Der Turm der sieben Buckligen
Originaltitel: La torre de los siete jorobados
Produktion: Spanien, 1944 
(Schwarzweiss)
España Films (Germán López Prieto)/Judez-Films
Regie: Edgar Neville.
Cast: Antonio Casal, Isabel de Pomés, Guillermo Marín, Félix de Pomés, Julia Lajos, Julia Pachelo, Manolita Morán, Antonio Riquelme, José Franco, Manuel Miranda, Emilio Barta, Antonio L. Estrada, Luis Ballester.
80 Minuten (PAL)
Der junge, etwas naive und abergläubische Archäologie-Student Basilio Beltrán gerät im Madrid des 19. Jahrhunderts unversehens in ein fantastisches Abenteuer. Beim Roulette-Spiel erscheint ihm der Geist eines Mannes mit Augenklappe und einer klaffenden Wunde am Hals. Es ist Professor Don Robinson de Mantua, der ein Jahr zuvor ermordet wurde und der nun Basilio bittet, seine Nichte Inés vor einer drohenden Gefahr zu beschützen. Diese besteht in der Gestalt des mysteriösen Dr. Sabatino und seiner Gefolgschaft, sieben kleinwüchsigen, buckligen Männern. Sabatino entführt Inés prompt mittels Hypnose. Auf der Suche nach ihr gerät Basilio in den geheimnisvollen "Turm der sieben Buckligen", dessen Besonderheit es ist, dass er dereinst von spanischen Juden, die so der Verfolgung und Ausweisung entgehen wollten, in die Erde hinunter gebaut wurde — wo nun in einer regelrechten unterirdischen Stadt Sabatino und seine Partner Geschäften wie Geldfälscherei und Schmuggel nachgehen. Und Entführung... 
Zwar war Spanien die Heimat von Filmpionier Segundo de Chomón (1871-1929), der sich in der frühen Stummfilmzeit ausgiebig den phantastischen Film-Genres gewidmet hatte, doch mit dem spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) und dem darauf folgenden Klima der Repression und Zensur war dem Gedeihen von Phantastik auf den Kinoleinwänden des Landes bis zum Aufkommen eines gewissen Jess Franco (Jesús Franco Manera; 1930-2013) und Filmen wie "Der schreckliche Dr. Orloff" ("Gritos en la noche", 1961) weitgehend der Nährboden entzogen. Damit steht der ausserhalb Spaniens kaum bekannte, auch in Spanien selbst fast vergessene "La torre de los siete jorobados" des Regisseurs Edgar Neville als früher spanischer Horrorfilm der Tonfilm-Ära als eine Art "missing link" praktisch allein auf weiter Flur. Ausgezeichnet fotografiert und beleuchtet, ab und an etwas surreal, in manchen Einstellungen durchaus an die expressionistischen deutschen Stummfilme erinnernd, ist die an sich düstere und mysteriöse Geschichte stets von einer Prise gesunden Humors durchsetzt, und auch zwei Musical-Einlagen werden zum Besten gegeben. Die scheinbare Unentschlossenheit von Regie und Drehbuch (nach einem Roman des Schriftstellers Emilio Carrere, bzw. Jesús de Aragón), welchem Genre nun zu folgen sei, würde dem Film heutzutage vermutlich als Schwäche angekreidet, ist jedoch verständlich angesichts von Entstehungszeit und Umfeld der Produktion. Auch sozialkritische Themen (wie die Judenverfolgung) werden angesprochen, jedoch ohne viel Tiefgang abgehandelt. Eines ist der Film ganz sicher: Ein zu Unrecht in Vergessenheit geratener Genre-Geheimtipp.




Der schreckliche Dr. Orloff
Originaltitel: Gritos en la noche  /  L'horrible Docteur Orlof
Produktion: Spanien/Frankreich, 1961 
(Schwarzweiss)
Hispamer Films/Ydex Eurociné/Leo Lax Production
Regie: Jess Franco (Jesús Franco Manera).
Cast: Conrado San Martín, Diana Lorys, Howard Vernon, Perla Cristal, Mary Silvers (María Silva), Ricardo Valle, Mara Laso, Venancio Muro, Félix Dafauce, Faustino Cornejo, Manuel Vázquez, Juan Antonio Riquelme.
87 Minuten (NTSC/französische Kinofassung)
In einem französischen Städchen im Jahr 1912 verschwinden immer wieder junge, hübsche Frauen und werden nie mehr gesehen. Polizeiinspektor Tanner, der mit der schönen Theaterschauspielerin Wanda Bronsky verlobt ist, ermittelt in der Angelegenheit. Dahinter steckt Dr. Orloff, ein ehemaliger Gefängnisarzt, dessen Tochter Melissa bei einem Laborunfall schwer entstellt wurde. Nun entführt Orloff junge Frauen auf sein Schloss Hartog, um deren Gesichtshaut auf das Gesicht seiner Tochter zu transplantieren, wobei ihm sein blinder, verunstalteter Diener Morpho sowie die ehemalige Gefängnisinsassin Arne (letztere allerdings zunehmend unwillig) behilflich sind. Mit Wanda, die Melissa zum Verwechseln ähnlich sieht, hat Orloff bereits ein neues Opfer im Visier. 
Oft (und fälschlicherweise) als "erster spanischer Horrorfilm" bezeichnet, markiert "Der schreckliche Dr. Orloff" ("Gritos tiene la noche", 1961), ein Frühwerk des umtriebigen und äusserst produktiven Filmemachers Jess Franco (Jesús Franco Manera) und deutlich inspiriert von Georges Franjus "Augen ohne Gesicht" ("Les yeux sans visage", 1959), nichtsdestotrotz einen Meilenstein in der Geschichte des spanischen Genre-Kinos. Der Erfolg des Films bereitete nicht nur dem Kino der Angst den Weg auf der iberischen Halbinsel, sondern inspirierte auch seinen Regisseur zu einer Flut von thematisch mal mehr, mal weniger fest anknüpfenden "Orloff"-Fortsetzungen, in denen stets Franco-Favorit Howard Vernon in die Rolle des sinistren Arztes schlüpfte — darunter "Die Geliebten des Dr. Jekyll" ("Dr. Orloff's Monster"/"El secreto del Dr. Orloff", 1964), "Erotik in der Folterkammer" ("El enigma del ataúd", 1967/1969), "In den Krallen des Unsichtbaren" ("La vie amoureuse de l'homme invisible", 1970), "The Sinister Eyes of Dr. Orloff" ("Los ojos siniestros del Doctor Orloff", 1973/1978), "The Sinister Dr. Orloff" ("El siniestro Doctor Orloff", 1984) und "Faceless" ("Les prédateurs de la nuit", 1988). Die spanisch-französische Co-Produktion punktet mit atmosphärischen Bildern und einer spannenden Geschichte, welche zudem mit deutlich mehr Sorgfalt inszeniert wurde, als dies bei späteren Filmen Francos oft der Fall war. Um einen dunkleren Ton zu bewahren, liess die französische Kinofassung diverse Klamaukszenen aus, welche der längeren spanischen Version zur Auflockerung der Atmosphäre dienten. Dafür fehlten in der spanischen Fassung zwei (für 1961) recht gewagte (Nackt-)Szenen, unter anderem bei einer Operation.


Sound from a Million Years Ago
Originaltitel: El sonido prehistórico  /  El sonido de la muerte
Produktion: Spanien/Griechenland/USA, 1964 
(Schwarzweiss)
Zurbano Films
Regie: José Antonio Nieves Conde.
Cast: James Philbrook, Arturo Fernández, Soledad Miranda, José Bódalo, Antonio Casas, Ingrid Pitt, Lola Gaos, Francisco Piquer.
90 Minuten (NTSC)
Eine Gruppe von Schatzsuchern und Archäologen, angeführt von Professor Andre und Dr. Pete Asilov, sucht zusammen mit ihrem Geschäftspartner Dorman sowie Verwandten und Angestellten in einer Gebirgshöhle in einer abgelegenen Landschaft von Griechenland nach einem sagenhaften Schatz aus der Blütezeit von Troja. Vorerst jedoch stösst man auf versteinerte Eier und eine gut erhaltene Mumie. Ein Ei nehmen sie mit in ihr nahegelegenes Landhaus, aus einem anderen jedoch schlüpft unbemerkt eine reptilienartige Kreatur aus und verschwindet. Bald gibt es den ersten Toten, und unheimliche, wie aus einer anderen Zeit erscheinende Schreie und Schritte schallen durch die Landschaft und die Höhle. Nur langsam dämmert es dem Professor und seinen Freunden, dass sie es mit einem unsichtbaren, prähistorischen Wesen zu tun haben — einem unsichtbaren Dinosaurier.
Was tut man, wenn man einen Science-fiction-/Horrorfilm um einen Dinosaurier machen will, jedoch kein Geld für die dafür notwendige Tricktechnik bzw. die Spezialeffekte zur Verfügung hat? — Richtig, man dreht einen Film mit einem unsichtbaren Dinosaurier! Dafür musste diese frühe spanische Genre-Produktion des Regisseurs José Antonio Nieves Conde ("The Great Swindle"/"Historia de una traición", 1971), auch als "The Prehistoric Sound" und "Sound of Horror" geläufig, denn auch viel Häme von Kritikern und Publikum gleichermassen einstecken. Dabei ging gerne vergessen, dass der Film in Sachen Spannung und Dramaturgie durchaus punkten und einige gelungene Suspense-Momente kreieren kann. Viel fürs Auge bietet auch die (weibliche) Besetzung mit den späteren Horror-Ikonen Ingrid Pitt ("Comtesse des Grauens", 1970; "Gruft der Vampire", 1970; "The Wicker Man", 1973) und Soledad Miranda ("Nachts, wenn Dracula erwacht", 1969; "Vampyros lesbos — Erbin des Dracula", 1971). Für Ingrid Pitt war dies das Filmdebut, die bereits 1970 bei einem Autounfall nahe Lissabon verstorbene Soledad Miranda ist hier ebenfalls noch blutjung und darf auch einen griechischen Tanz zum Besten geben. Und die ganz grosse Frage: Ist der unsichtbare Dinosaurier denn auch einmal zu sehen? — Er ist! Allerdings nur für wenige Zehntelsekunden.





Die Vampire des Dr. Dracula
Originaltitel: La marca del hombre lobo  /  Die Vampire des Dr. Dracula
Produktion: Spanien/Deutschland, 1967 
(Farbe)
Maxper Producciones Cinematográficas (Maxper P.C./Maximiliano Pérez Flórez)/HIFI Stereo 70 KG
Regie: Enrique López Eguiluz.
Cast: Paúl Naschy (Jacinto Molina Álvarez), Manuel Manzaneque, Dyanik Zurakowska, Julián Ugarte, Rosanna Yanni, Rafael Alcántara, Antonio Orengo, Ángela Rhu, Aurora de Alba, José Nieto, Carlos Casaravilla.
94 Minuten (NTSC/Originalfassung)/
90 Minuten (PAL/deutsche Kinofassung)/90 Minuten (NTSC/US-Fassung)
Die junge Gräfin Janice von Aarenberg, soeben vom Internat in der Schweiz in ihre Heimat zurückgekehrt, und der Richterssohn Rudolph Weissmann treffen sich während der Feierlichkeiten zu Janices 18. Geburtstag auf einem Maskenball. In das Geschehen mischt sich der polnische Nobelmann Waldemar Daninsky ein, in den Janice sich — sehr zu Rudolphs Ärger — prompt Hals über Kopf verliebt. Wenig später treffen sich die drei in einer nahegelegenen Ruine wieder, in der sich laut Waldemars Erzählung die Familiengruft von Imre Wolfstein befindet, der aus Ungarn eingewandert war und auf dem der Fluch eines tibetischen Werwolfs lastete. Bei einem Unwetter sucht ein Zigeunerpaar Unterschlupf in der Gruft — und erweckt Imre Wolfstein zu neuem Leben. Kurz darauf beisst dieser während einer Wolfsjagd Waldemar Daninsky in die Brust — womit nun Daninsky das "Zeichen des Wolfsmenschen" trägt. Beim nächsten Vollmond verwandelt er sich in einen blutdürstenden Werwolf. Rudolph und Janice wollen ihm helfen und rufen Dr. Janos Mikhelov, den Sohn eines Wissenschaftlers, dessen Aufzeichnungen sie in der Gruft fanden, herbei. Doch der und seine Ehefrau Wandessa entpuppen sich als grausame Vampire, welche den Werwolf kontrollieren wollen.
"La marca del hombre lobo" ("The Mark of the Wolfman") war 1967 der erste in Farbe gedrehte spanische Horrorfilm mit übernatürlichen Handlungselementen. Es war die Geburtsstunde von Waldemar Daninsky, dem spanischen Werwolf (auch wenn Daninsky eigentlich Pole war), gleichwohl wie auch die Geburtsstunde des vormaligen Gewichthebers und Gelegenheitsschauspielers Jacinto Molina Álvarez als "Paúl Naschy", dem ersten richtigen Horrorfilm-Star in der Geschichte des spanischen Kinos. Naschy schrieb unter seinem richtigen Namen und inspiriert von den amerikanischen Universal-Horrorfilmen der 1930er und 1940er Jahre (vor allem "Frankenstein trifft den Wolfsmenschen", 1943) auch das Drehbuch des Films, der nur dank finanzieller Unterstützung aus Deutschland überhaupt gedreht werden konnte — dies dafür aufwendig in Farbe (Eastmancolor), 3D und auf 70-Millimeter-Film. Obwohl die Kritiker (wie könnte es anders sein?) mehrheitlich anderer Meinung waren, haben Regisseur Enrique López Eguiluz, Paúl Naschy und vor allem auch Komponist Ángel Arteaga hier sehr viel richtig gemacht und warten mit wunderbar farbenprächtigen und atmosphärischen Sets (alte Schlösser, Verliese, Wälder, schöne Landschaften) respektive seltsam-unheimlichen Klängen auf. Der amerikanische Verleih, der seinerzeit Werbematerial für einen "Frankenstein"-Film herstellen liess (und dann diese Produktion einkaufte!), kürzte den Film, entfernte die gelungene Musik und funktionierte anschliessend die Handlung mithilfe einer Zeichentrick-Vorspannsequenz und haarsträubenden Erklärungen zu einer nie glaubhaften "Frankenstein"-Geschichte um in einem bizarren Versuch, dies dem Publikum als "Frankenstein's Bloody Terror" zu verkaufen. Müssig zu erwähnen, dass diese Version tunlichst gemieden werden sollte. Paúl Naschy (1934-2009) stand eine grosse Karriere als Horrorfilmemacher bevor, und Waldemar Daninsky kehrte in nicht weniger als zwölf (!) mal mehr, mal weniger zusammenhängenden Sequels auf die Leinwand zurück, was seine Saga zur längsten Werwolf-Filmreihe der Filmgeschichte macht.



Erotik in der Folterkammer
Originaltitel: El enigma del ataúd  /  Les orgies du Dr. Orloff
Produktion: Spanien/Frankreich/Deutschland, 1967/1969 
(Schwarzweiss)
Santos Alcocer P.C./Hispamer Films
Regie: Walter Alcox (Santos Alcocer).
Cast: Howard Vernon, Danielle Godet, María Saavedra, Adolfo Arlés, Tota Alba, José Bastida, Fabián Conde, Emilio S. Espinosa, Nuria Gimeno, Mery Leyva, Javier de Rivera, José María Seoane, Rosita Yarza.
90 Minuten (PAL/deutsche Kinofassung)
Greta und ihr widerlicher Ehemann, der Trinker Daniel, sowie dessen charmanter Bruder Pablo werden von ihrem Onkel, dem berüchtigten Dr. Orloff, auf dessen Schloss gerufen, da er angeblich im Sterben liegt und seinen letzten Willen verkünden will. Nach ihrer Ankunft auf dem Schloss kommt es zu einigen unerklärlichen Ereignissen und bald auch zu Morden. Wer steckt dahinter? — In einer Nebenhandlung peitscht derweil ein Folterknecht nackte Mädchen aus. 
Der deutsche Mercator-Filmverleih pflegte eine gewisse Tradition, ausländische Filme in Eigenregie zu "verlängern". Unter anderem tat man selbiges mit amerikanischen Filmen wie "Planet der toten Seelen", "Das Grauen kam um Mitternacht" (beide 1958) oder "Das Kabinett des Professor Bondi" (1959). Im vorliegenden Fall griff man ebenfalls zu diesem Mittel und "bereicherte" den 1967 in Spanien entstandenen, angestaubt-biederen und geschwätzigen Grusler "El enigma del ataúd" um etliche, 1969 in Deutschland gedrehte reichlich abenteuerliche und zusammenhangslose Sado- und Sex-Szenen, die den reisserischen deutschen Titel rechtfertigen sollten. Derart "aufgepeppt", kam der lose mit früheren Streifen um den Charakter des "Dr. Orloff" (gespielt von Howard Vernon) verbandelte Film 1970 in Deutschland in die Kinos. In der deutschen Fassung laufen die mehr oder weniger willkürlich eingestreuten Sexszenen grösstenteils als eine Art Parallelhandlung, die (natürlich) nirgendwo hinführt. Da der Originalfilm offensichtlich ziemlich ereignisarm daherkam, kann man den Entscheid von Mercator, den dargebotenen Schauwerten etwas "nachzuhelfen", zumindest nachvollziehen. Eine gute Nachricht, dass diese Kuriosität aus der Horror-Mottenkiste aus selbiger hervorgeholt wurde — den (massiven) Beschädigungen der Vorlage nach zu urteilen, geschah dies zudem keinen Moment zu früh.




Malenka — The Niece of the Vampire
Originaltitel: Malenka (La sobrina del vampiro)  /  Malenka  /  Malenka: La risposta del vampiro  /  Malenka: La nipote del vampiro
Produktion: Spanien/Italien, 1968 
(Farbe)
Tritón P.C./Victory Films/Cobra Films/Felix Cinematografica
Regie: Amando de Ossorio.
Cast: Anita Ekberg, Julián Ugarte, John Hamilton (Gianni Medici), Diana Lorys, Rosanna Yanni, Guy Roberts (César Benet/César Burner), Carlos Casaravilla, Audrey Ambert (Adriana Ambesi), Fernando Bilbao, Paul Muller (Paul Müller).
91 Minuten (PAL/Originalfassung)/90 Minuten (PAL/internationale Exportfassung)/74 Minuten (NTSC/US-Fassung)
Die hübsche, als Model arbeitende Sylvia Morel ist begeistert, als sie erfährt, dass sie dank einer Erbschaft Besitzerin eines mittelalterlichen Schlosses in Italien geworden ist — und sich fortan auch noch "Gräfin" nennen darf. Sie verabschiedet sich von ihrem Verlobten Piero, um ihre Erbschaft in Augenschein zu nehmen. In einem lokalen Gasthaus wird sie vor dem Betreten des Schlosses gewarnt, geht jedoch unbeirrt ihres Weges und trifft, am Ziel angekommen, ihren Onkel, den Schlossherrn Graf Walbrooke. Zimmermädchen Blinka warnt sie allerdings, dieser sei ein Vampir. Am nächsten Tag führt Walbrooke Sylvia in die Gruft und erzählt ihr von ihrer Vorfahrin Malenka, die als Hexe und Vampir auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden war — Sylvia gleicht Malenka aufs Haar. Walbrooke überzeugt Sylvia, ihre Familie sei verflucht, und sie müsse für immer auf dem Schloss bleiben, um einem ähnlichen Schicksal zu entgehen. Unterdessen macht sich der zunehmend besorgte Piero ebenfalls auf den Weg zum Schloss.
"Malenka — The Niece of the Vampire", auch bekannt unter anderem als "Malenka the Vampire's Niece", "The Niece of the Vampire", "The Vampire's Niece", "Malenka the Vampire", "Bloody Girl", "Fangs of the Living Dead" (USA) und unter den Originaltiteln "Malenka (La sobrina del vampiro)", "Malenka: La risposta del vampiro", schlicht "Malenka" (Spanien) sowie "Malenka: La nipote del vampiro" (Italien), war ein früher spanischer übernatürlich angehauchter Horrorfilm mit komödiantischem Unterton, wohl inspiriert durch Roman Polanskis Grosserfolg "Tanz der Vampire" ("Dance of the Vampires", 1967). Es war der erste Horrorfilm Amando de Ossorios, der später mit den "reitenden Leichen" ("Die Nacht der reitenden Leichen"/"La noche del terror ciego", 1971, sowie drei Fortsetzungen) für einige Furore in der europäischen Horror-Kinolandschaft sorgen sollte, sowie einer der frühesten spanischen Filme mit Vampir-Thematik. Diverse Schauspieler (sowie auch Schauplätze) konnten dabei aus dem erfolgreichen Film "Die Vampire des Dr. Dracula" ("La marca del hombre lobo") aus dem Vorjahr übernommen werden. "Malenka" ist ein harmloser "Spass" ohne grosses Blutvergiessen, freilich aber voller üppiger Dekolletés seiner spektakulären weiblichen Besetzung (neben Anita Ekberg die iberische Genre-Ikone Rosanna Yanni sowie Diana Lorys und Adriana Ambesi). In seinem Originalformat 1.85:1 genossen, offenbart der Film auch durchaus ein gutes Auge für ästhetische Fotografie und ansprechende Bildkomposition. Leider ist "Malenka" fast ausschliesslich in problematischen Versionen verfügbar, am gängigsten ist die stark gekürzte, auf Vollbild aufgezoomte und miserabel synchronisierte amerikanische Version (74 Minuten). Deutlich länger ist die unter anderem aus Holland bekannte internationale Version, welche allerdings das aufgesetzte Ende missen lässt, welches die US-Fassung aus der spanischen Originalversion beibehalten hat. Diese Originalfassung, die nur dank einer raren alten spanischen Betamax-Kassette (Bild) überhaupt gesichtet werden konnte, zeigt einen sogenannten "Happy-End"-Schluss (nur hier, so viel sei verraten, überlebt der Graf am Ende, während er sowohl in der US-Version als auch in der holländischen Fassung schliesslich das Zeitliche segnen muss). Keine dieser Versionen ist komplett (integral), und durch die einander widersprechenden Enden kann es auch nie eine sinnvolle Komplett-Fassung von "Malenka" geben.



Dracula jagt Frankenstein
Originaltitel: Los monstruos del terror  /  Dracula jagt Frankenstein  /  Operazione Terrore
Produktion: Spanien/Deutschland/Italien/Argentinien, 1968 
(Farbe)
Producciones Jaime Prades/Eichberg-Film GmbH/International Jaguar Cinematografica
Regie: Tulio Demicheli (& Hugo Fregonese, Eberhard Meichsner & Antonio Isasi-Isasmendi).
Cast: Michael Rennie, Paúl Naschy (Jacinto Molina Álvarez), Karin Dor, Ángel del Pozo, Ella Gessler (Helga Geissler), Craig Hill, Manuel de Blas, Patty Shepard, Diana Sorel, Fajda Nicol, Ferdinando Murolo, Gene Reyes.
83 Minuten (PAL/deutsche Kinofassung)
In einem Schloss in Blaustadt hat sich Dr. Warnoff eingenistet, der zusammen mit seinen Untergebenen Maleva und Kirian im Auftrag seines einfrierenden Heimatplaneten Ummo die gesamte Menschheit unterjochen soll, damit die Ausserirdischen anschliessend einen "intakten Planeten" übernehmen können. Zu diesem Zweck versteigt Warnoff sich zu dem abenteuerlichen Plan, einer Reihe der gefürchtetsten Wesen aus der Menschheitsgeschichte zu neuem Leben zu verhelfen: Graf Janos de Mialhoff (Graf Dracula), dem Vampir; dem aus Leichenteilen entstandenen Monster von Professor Farancksalan (Frankenstein); Waldemar Daninsky, dem Werwolf und Tao-Tet, der ägyptischen Mumie. Nebenbei verschwinden in der Gegend immer wieder junge Mädchen. Dies führt den findigen Polizeiinspektor Tobermann, der um Sprüche nie verlegen ist und auch bei den Damen nichts anbrennen lässt, auf die Spur der Unholde. 
Dracula trifft zwar gar nicht auf Frankenstein (überhaupt ist der Auftritt des Vampirs ziemlich kurz), aber ansonsten geht es schon recht rund in dieser schrägen Horror-Komödie (?), in der neben den genannten beiden Berühmtheiten des Horror-Genres auch andere klassische, aus den Universal- und Hammer-Filmen bestens bekannte Film-Monster wie die Mumie und der Werwolf zum Einsatz kommen. Der Auftritt von letzterem macht dieses Spektakel zugleich zum zweiten Film der langlebigen spanischen Horrorfilm-Reihe um den Werwolf Waldemar Daninsky, gespielt vom angehenden Horror-Star Paúl Naschy, der hier auch das Drehbuch schrieb (eigentlich ist dies sogar bereits der dritte "Daninsky"-Film, wenn man den nicht fertiggestellten, nie veröffentlichten, sagenumwobenen und verschollenen "The Nights of the Wolf Man" ("Las noches del hombre lobo", Spanien/Frankreich 1968), den ein gewisser René Govar 1968 mit Naschy in Paris abgedreht haben soll, mit dazuzählt). Im Gegensatz zu den meisten anderen Filmen der Reihe steht Naschys Figur Daninsky hier allerdings nicht im Zentrum der Handlung, sondern ist "nur" eines von diversen Monstern. Neben Paúl Naschy tritt hier ein schillerndes Darsteller-Ensemble, geführt von Michael Rennie (1909-1971) aus "Der Tag, an dem die Erde stillstand" ("The Day the Earth Stood Still", 1951) als Dr. Warnoff an, zudem sind Karin Dor ("Die Schlangengrube und das Pendel", 1967; als Maleva), Craig Hill ("Im Augenblick der Angst", 1986; als Tobermann), Patty Shepard ("The Witches' Mountain", 1972) und der mit Shepard verheiratete Manuel de Blas ("Das Geisterschiff der reitenden Leichen", 1973; als Dracula) zu sehen.



Der Vampir von Schloss Frankenstein
Originaltitel: El vampiro de la autopista
Produktion: Spanien/Italien, 1970 
(Farbe)
Cinefilms/Fida Cinematografica
Regie: Arthur Davidson (José Luis Madrid).
Cast: Val Davis (Waldemar Wohlfahrt), Bernabe Barta Barri, Susan Carvasal, Victor Davis, José Marco Davó, Luis Induni, Patricia Loran, Adela Tauler (Ada Tauler).
85 Minuten (PAL)
Graf Oblensky kommt aus Polen nach Deutschland, um sich sein Erbe anzusehen, das Schloss seines Vorfahren Baron Von Winninger. Rätselhafte Morde erschrecken derweil die Bevölkerung und rufen die Polizei auf den Plan, welche schon bald Oblensky rund um die Uhr beschatten lässt. Dieser hat unterdessen eine unheimliche Begegnung mit seinem vermeintlich toten Ahnen, der ihn bittet, ihn aufzuhalten, da er mit einem Fluch belegt wurde, der ihn zum Töten zwingt — allerdings warnt er ihn auch, dass er sich wehren würde.
Der mit dem herrlichen englischen Titel "The Horrible Sexy Vampire" aufwartende Film des spanischen Regisseurs José Luis Madrid ist zwar zweifelsohne recht sinnfrei und spannungsarm, doch weiss er auch durchaus mit einer wohligen Grusel-Atmosphäre aufzuwarten. Der eigenwilligen Dramaturgie ist es unter anderem zu verdanken, dass nach 20 Filmminuten plötzlich alle bis dahin eingeführten Figuren tot sind. Die Funktion sämtlicher Frauen im Film besteht darin, sich auszuziehen, um dann um die Ecke gebracht zu werden (die spanische Version des Films dürfte eine ganze Menge alternativer Einstellungen enthalten haben). Einzig Barta Barri, eine Nebendarstellerin in diversen spanischen Genre-Filmen aus dieser Zeit, erhielt eine etwas grössere Rolle. Der blonde Hauptdarsteller Waldemar Wohlfahrt spielte noch in einigen europäischen Softcore-Streifen, unter anderem in Jess Francos "Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies". Hier sorgt er für einige unfreiwillige Komik. Einst auf 70-mm-Film gedreht, ist der Film heute leider kaum noch in ansehbarer Qualität aufzutreiben. Alles in allem einer jener alten Euro-Horror-Streifen mit Schiffswrack-Charakter, die Filmkritiker stets mit Freuden in der Luft zerreissen — meist ein Indikator für auf die eine oder andere Art lohnenswerte Sichtungen.




Wolfman Never Sleeps
Originaltitel: La furia del hombre lobo
Produktion: Spanien, 1970 
(Farbe)
Maxper Producciones Cinematográficas (Maxper P.C./Maximiliano Pérez Flórez)
Regie: José María Zabalza.
Cast: Paúl Naschy (Jacinto Molina Álvarez), Perla Cristal, Verónica Luján, Mark Stevens, Francisco Amorós, Diana (Pilar Zorrilla), Ramón Lillo, Javier de Rivera, Michael Rivers (Miguel de la Riva), Diana Montes.
83 Minuten (PAL/internationale Exportfassung)
Der polnische Nobelmann und Universitätsprofessor Waldemar Daninsky kehrt als einziger Überlebender von einer Tibet-Expedition zurück, wurde dort jedoch von einem Yeti gebissen und trägt seither ein Pentagramm — das Zeichen des Werwolfs — auf sich. Er findet heraus, dass seine Frau Erika fremdgeht, und kommt beinahe bei einem durch Sabotage zustandegekommenen Autounfall ums Leben. Dann verwandelt er sich in einen Werwolf und tötet seine Frau und deren Liebhaber, bevor er noch in der gleichen Nacht von einer umgekippten Starkstromleitung ebenfalls getötet wird. All dies war jedoch minutiös geplant — von Waldemars eifersüchtiger Ex-Geliebten Dr. Ilona Alman, die im abgelegenen Schloss Wolfstein ein eigenes Labor aufgebaut hat, wo sie Menschenversuche an bedauernswerten Kreaturen vornimmt, die in den Katakomben des Schlosses ihr Dasein fristen und deren Gehirnwellen Ilona kontrolliert und manipuliert. Sie erweckt auch Daninsky zu neuem Leben, um ihn gefügig zu machen, doch der verliebt sich stattdessen in Ilonas Gehilfin Karen und will mit ihr fliehen — nicht ohne herauszufinden, dass Ilona tatsächlich Eva Wolfstein heisst. 
"La furia del hombre lobo" oder "The Fury of the Wolf Man" war der dritte (bzw. je nach Lesart vierte — vgl. Eintrag "Dracula jagt Frankenstein", 1968) Film einer spanischen Horrorfilm-Reihe, in welcher der Schauspieler und Drehbuchautor Paúl Naschy (alias Jacinto Molina Álvarez) den Werwolf Waldemar Daninsky verkörperte. Diese im deutschen Sprachraum nicht gelaufene Produktion stand von Beginn weg unter keinem besonders guten Stern, so soll Regisseur José María Zabalza (1928-1985) meist betrunken auf dem Set gewesen sein, derweil sein erst 14-jähriger (!) Neffe Naschys Drehbuch eigenmächtig abgeändert haben soll (was immerhin eine einigermassen plausible Erklärung für das chaotische Ergebnis wäre). Da die Finanzen offenbar knapp waren, schnitt man zudem zwei längere Werwolf-Szenen aus dem vorangegangenen Film "Die Vampire des Dr. Dracula" (1967) auch in diesen Film hinein und verwendete ebenfalls Musik aus dem Vorgänger; in einigen Szenen wurde Daninsky dann noch von einem Double gespielt (gut zu erkennen angesichts Naschys wilder Darstellung, während das Double ziel- und motivationslos herumschleicht!). Der Film wurde international schlecht vertrieben und ist praktisch nur in zwei unterschiedlich stark gekürzten, englisch synchronisierten amerikanischen "Pan-&-Scan"-Vollbild-Fassungen (länger: Charter Video; kürzer: alle anderen) oder aber als für den einheimischen Markt unter General Francisco Franco zensierte spanische Kinofassung auffindbar; ein Sachverhalt, der sicher das Seine beitrug zu seinem eher zweifelhaften Ruf. Die ungekürzte und unzensierte sogenannte "internationale Exportfassung" unter dem europäischen Titel "Wolfman Never Sleeps" und im ursprünglichen "Techniscope"-Breitbild (2.33:1) ist unglaublicherweise weltweit einzig in Schweden auf der extrem raren Verleihvideokassette (VHS) des Labels VTC aus den frühen 1980er Jahren (Bild) unter dem schwedischen Titel "Varulven" zu finden!



Das Antlitz des Todes
Originaltitel: El ojo del huracán  /  La volpe dalla coda di velluto
Produktion: Spanien/Italien, 1971 
(Farbe)
Producciones Cinematográfica Orfeo/Arvo Film
Regie: José María Forqué.
Cast: Jean Sorel, Analía Gadé, Maurizio Bonuglia, Rosanna Yanni, Tony Kendall, Pilar Gómez Ferrer, Julio Peña.
94 Minuten (PAL)

Die schöne Ruth schiesst ihren (Noch-)Ehemann Michel in den Wind, als sie den mysteriösen Paul kennenlernt, der die Verkörperung ihrer aller Träume zu sein scheint. Doch Paul und Michel treiben ein heimtückisches Spiel mit ihr, in das auch noch Pauls angeblicher Freund Roland sowie seine andere Geliebte, Danielle, involviert sind.
Mehr Psycho-Thriller als Giallo, kommt dieser ziemlich elusive Film des spanischen Regisseurs José María Forqué nur langsam in die Gänge, obwohl mit Rosanna Yanni und Tony Kendall (1936-2009) zwei echte Favoriten iberischer Genrefilm-Kunst vor der Kamera standen. An Erotik wird weniger gezeigt, als es die Aufmachung glauben lässt, und der Blutgehalt tendiert gar gegen Null. Der Zuschauer wird jedoch trotzdem recht gut bei der Stange gehalten, bis der Film die Spannungsschraube schliesslich doch noch anzieht und zu einem gehörig fiesen Ende ansetzt. Im deutschen Sprachraum ist der Film erst Ende 2017 angekommen.





Jack the Ripper of London
Originaltitel: Jack el destripador de Londres  /  7 cadaveri per Scotland Yard
Produktion: Spanien/Italien, 1971 
(Farbe)
Cinefilms/International Apollo Films
Regie: José Luis Madrid.
Cast: Paúl Naschy (Jacinto Molina Álvarez), Patricia Loran, Renzo Marignano, Orchidea de Santis, Andrés Resino, Irene Mir, Franco Borelli, Víctor Iregua, Teresita Castizio, Carmen Roger, Palomba Moreno.
90 Minuten (NTSC)
Ein Prostituiertenmörder geht um im London der 1970er Jahre. Wie weiland der berühmte "Jack the Ripper" entfernt er seinen Opfern verschiedene Körperorgane. Die Polizei setzt Commissioner Campbell auf den Fall an und verdächtigt Pedro Dockerman, einen heruntergekommenen arbeitslosen Trinker und vormaligen Trapez-Künstler. Dieser jedoch entzieht sich stets dem Zugriff der Polizei und hat auch immer ein Alibi.
Ein bisweilen erstaunlich blutiger, ziemlich holprig und unbeholfen inszenierter spanischer "Giallo"-Anlauf mit vorhersehbaren "Plot-Twists", der seine Horror-Geschichte getreu dem Credo Franco-Spaniens ausserhalb des Heimatlandes ansiedelt. Regisseur war José Luis Madrid, der bereits den noch chaotischeren "Der Vampir von Schloss Frankenstein" ("El vampiro de la autopista", 1970) zu verantworten hatte. Sehenswert für seinen charismatischen Star, den legendären Paúl Naschy, der hier allerdings eine zwielichtige Gestalt abgibt und wenig mehr tut, als finster dreinzublicken und hie und da einige Schläge auszuteilen. Die (vermutlich) gedrehte "Export"-Fassung (mit Nacktszenen) wurde augenscheinlich nirgends hin exportiert und bleibt verschollen.




Nacht der Vampire
Originaltitel: La noche de Walpurgis  /  Nacht der Vampire
Produktion: Spanien/Deutschland, 1971 
(Farbe)
Plata Films S.A./HIFI Stereo 70 KG
Regie: León Klimovsky.
Cast: Paúl Naschy (Jacinto Molina Álvarez), Gaby Fuchs, Bárbara Capell, Patty Shepard, Julio Peña, Andrew Reese (Andrés Resino), Yelena Samarina, Betsabé Sharon (Betsabé Ruiz), José Marco, Barta Barri.
95 Minuten (NTSC/internationale Exportfassung)/83 Minuten (PAL/deutsche Kinofassung)
Studentin Elvira ist dabei, für eine Schularbeit über Schwarze Magie und Hexerei zu recherchieren. Zusammen mit ihrer Freundin Geneviève macht sie sich in einer abgelegenen Landschaft im Norden Frankreichs auf die Suche nach dem Grab der mittelalterlichen ungarischen Gräfin Wandesa Dárvula de Nadasdy, die Hexe und Vampir zugleich gewesen sein soll und die ihrerzeit in Schwarzen Messen blutrünstige Rituale an Jungfrauen durchführen liess. Nachdem ihnen der Sprit ausgeht, erhalten die beiden Hilfe vom einzigen Anwohner weit und breit, dem Schriftsteller und Aussenseiter Waldemar Daninsky. Mit seiner Hilfe findet Elvira das Grab Wandesas, welche durch Genevièves Blut prompt zu neuem Leben erwacht und alsbald als Königin aller Vampire mit dem erklärten Ziel, während der bevorstehenden Walpurgisnacht Satan zur Weltherrschaft zu verhelfen, durch die Nacht geistert, wo ihr auch die naive Geneviève bald zum Opfer fällt. Auch Daninsky, in den Elvira sich bereits verliebt hat, hütet ein düsteres Geheimnis: Bei jedem Vollmond verwandelt er sich in einen rasenden, nach Blut dürstenden Werwolf. Während die Walpurgisnacht und mit ihr der Showdown zwischen Wandesa und Daninsky näher rückt, macht sich Elviras von ihr bereits vergessener Verlobter, Polizeiinspektor Marcel, in die Gegend auf, um nach dem Rechten zu sehen. 
"Nacht der Vampire" (bzw. "La noche de Walpurgis") war der vierte (respektive fünfte; siehe Eintrag "Dracula jagt Frankenstein") Eintrag in die lange Filmreihe um den spanischen Werwolf Waldemar Daninsky, verkörpert von der charismatischen Genre-Ikone Paúl Naschy. Die spanisch-deutsche Co-Produktion unter der Regie des erfahrenen argentinischen Regisseurs und Horror-Experten León Klimovsky wurde zum bekanntesten Film der gesamten Daninsky-Reihe (12 bzw. 13 Filme) und zu einem internationalen Kino-Hit, der gleichbedeutend war mit einem Meilenstein in der Geschichte des spanischen Horror-Kinos, das nicht zuletzt infolge dieses Films einen bisher nicht gekannten Boom erlebte. Von den Filmkritikern seiner Zeit weitgehend zu Unrecht mit den üblichen undifferenzierten und von keinerlei Sachverstand getrübten Schmäh-Kommentaren eingedeckt, ist der Film in seiner restaurierten Fassung einer der atmosphärischsten Horrorfilme Spaniens, was er nicht zuletzt den faszinierenden Klängen des Komponisten Antón García Abril (der im selben Jahr für die Plata Films S.A. auch einem anderen spanischen Horror-Klassiker, Amando de Ossorios "Die Nacht der reitenden Leichen", zu einer imponierenden Klangkulisse verhelfen sollte) sowie tollen Schauplätzen und Landschaften (teilweise wurde der Film in den selben Ruinen gefilmt wie "Die Nacht der reitenden Leichen") zu verdanken hat — nicht zu vergessen seinem Sex-Appeal und einer gesunden Dosis Blut. Paúl Naschy läuft in seiner Paraderolle zur Hochform auf, und Bárbara Capell und Patty Shepard gehören ohne Wenn und Aber zu den verführerischsten Vampir-Ladies der Filmgeschichte. Auch nach mehr als 40 Jahren sexy und unheimlich.



Tanz des Satans
Originaltitel: Las amantes del diablo  /  I diabolici convegni
Produktion: Spanien/Italien, 1971 
(Farbe)
Lacy Internacional Films/Prodimex Film
Regie: J. E. Lacy (José María Elorrieta).
Cast: Krista Nell, Teresa Gimpera, Thomas Moore (Ennio Girolami), Espartaco Santoni, Verónica Luján, Julio Peña, Luis Villa, Carla Conti, Francesco Acciaccarelli, Tomás Blanco, Rafael Corés, Don Jaime de Mora y Aragón.
88 Minuten (NTSC)

Die junge Hilde Salas kommt in den Mittelmeer-Ferienort Marbella, wo ihre zuvor verschwundene Schwester María wieder aufgetaucht ist, findet diese jedoch unerklärlicherweise um Jahre gealtert und unter Amnesie leidend vor. Kurz nachdem María auch aus dem Spital verschwindet, lernt Hilde den Okkultisten und Frauenschwarm Dr. Tills Nescu kennen, der sie umgarnt und bald in seinen Bann zieht, obwohl er wahrscheinlich etwas mit Marías Verschwinden und Schicksal zu tun hat. Der Teufelsanbeter mit Mutterkomplex führt auch für Hilde wenig Erbauliches im Schilde. 
Ein leider ziemlich einfallsloser und blutarmer Okkultismus-Horrorstreifen des spanischen Regisseurs José María Elorrieta, der es ein Jahr später mit dem Vampirfilm "Horrortrip" ("La llamada del vampiro", 1972) deutlich besser machte. Atmosphäre (in vielen spanischen Horrorfilmen dieser Entstehungszeit in Hülle und Fülle vorhanden) oder einen straffen Spannungsbogen sucht man hier weitgehend vergeblich; der Film ist allenfalls für seine schönen Darstellerinnen, die leider bereits 1975 viel zu jung (mit 29 Jahren!) an Leukämie verstorbene Österreicherin Krista Nell ("Schön, nackt und liebestoll"/"Rivelazioni di un maniaco sessuale al capo della squadra mobile", 1972) und die Spanierin Teresa Gimpera ("That Cursed House Close to the Mushroom Belt"/"Ragazza tutta nuda assassinata nel parco", 1972); "The Night of the Devils"/"La notte dei diavoli", 1972; "Young Hannah: Queen of the Vampires"/"La tumba de la isla maldita", 1972; "Love Brides of the Blood Mummy"/"El secreto de la momia Egipcia", 1973; "The People Who Own the Dark"/"Último deseo", 1976) sehenswert. Nicht zu verwechseln mit den teils ähnlich betitelten Filmen "The Night of the Devils" ("La notte dei diavoli", Italien/Spanien 1972) von Giorgio Ferroni, "The Devil's Lover" ("L'amante del demonio", Italien 1972) von Paolo Lombardo oder "Sexual Rituals of the Devil" ("Los ritos sexuales del diablo", Spanien 1980) von José Ramón Larraz.



The Great Swindle
Originaltitel: Historia de una traición  /  Nel buio del terrore
Produktion: Spanien/Italien, 1971 
(Farbe)
Atlántida Films/International Apollo Films
Regie: José Antonio Nieves Conde.
Cast: Marisa Mell, Stephen Boyd, Fernando Rey, Massimo Serato, Simón Andreu, María Martín, Sylva Koscina, Alejandro de Enciso, Howard Ross.
89 Minuten (PAL/internationale Exportfassung)
Die schöne Carla lebt abgeschieden in einem Strandhaus. Sie lernt den Maler Arthur (bzw. Arturo) kennen, der ihr neuer Nachbar wird und sich sogleich mit Nachdruck um sie bemüht. Schliesslich verliebt sie sich in ihn, doch Arthur treibt ein falsches Spiel mit ihr. Und dann ist da noch Carlas Jugendfreundin Lola, die — nach langer Zeit — wieder in ihr Leben tritt. Um sich an Arthur zu rächen, bedient sich Carla der etwas naiven Lola.
Schöne Frauen und "Sleaze", so weit das Auge reicht — Horror muss man in diesem "Wannabe"-Giallo aus spanisch-italienischer Fabrikation allerdings mit dem Vergrösserungsglas suchen. Mehr "Mystery" als Giallo, kommt der Film mit einem einzigen (echten) Mord aus — an wem, wird natürlich an dieser Stelle nicht verraten. Ansonsten gibt es mediterrane "Swinging-Seventies"-Stimmung zuhauf und einige durchaus beeindruckende schauspielerische Darbietungen, allen voran sei hier Hauptdarstellerin Marisa Mell ("Nackt über Leichen", 1969; "Two Pair for the Queen", 1972) genannt, die nicht nur mit ihrem Aussehen alles in ihren Bann zieht. Dieser äusserst obskure Film ist bis dato (2012) nur auf alten VHS-Videokassetten zu entdecken, wobei die griechische Veröffentlichung des Labels "Apollon TV Video" der unzensierten internationalen Schnittfassung (mit diversen Nacktszenen) entspricht und als beste Fassung gilt. Leider wurde dafür ein massiv beschädigter Kinoprint als Vorlage verwendet und (fast) der ganze Vorspann einfach weggehauen, doch immerhin ist der Film in englischer Sprache und beinahe im korrekten "Cinemascope"-Format zu bewundern.



Die Nacht der blutigen Wölfe
Originaltitel: Doctor Jekyll y el hombre lobo
Produktion: Spanien, 1972 
(Farbe)
Arturo González Producciones Cinematográficas
Regie: León Klimovsky.
Cast: Paúl Naschy (Jacinto Molina Álvarez), Jack Taylor, Shirley Corrigan, Barta Barri, José Marco Davó, Luis Gaspar, Mirta Miller, Lucy Tiller, Elsa Zabala, Marisol Delgado, María Luisa Tovar.
84 Minuten (PAL/internationale Exportfassung)/83 Minuten (PAL/spanische Kinofassung)/81 Minuten (PAL/deutsche Kinofassung)
Der Jäger Imre Kosta und seine hübsche junge Frau Justine reisen nach Rumänien, wo er ihr das Dorf seiner Jugend, das abgelegene Balivasta, zeigen will. Auf dem alten Friedhof, auf dem Imres Eltern begraben liegen, werden sie von Banditen überfallen, die Imre erstechen und Justine vergewaltigen wollen. Sie wird jedoch von Waldemar (in der deutschen Fassung: Walter) Daninsky, dem einsamen Bewohner des nahen "schwarzen Schlosses", gerettet. Auf Daninsky lastet der Fluch der Lykanthropie — bei jedem Vollmond verwandelt er sich in einen gefürchteten Werwolf, der die Umgebung des Dorfes terrorisiert. In London stellt Justine Waldemar ihrem Freund Dr. Henry Jekyll vor, einem Nachfahren jenes berühmten Arztes, der zwei Generationen zuvor ein Serum erfunden hatte, welches die menschliche Persönlichkeit in "gut" und "böse" spalten konnte. Jekyll entwickelt die abenteuerliche These, Waldemar vom Fluch des Werwolfs befreien zu können, indem er ihn stattdessen bei Vollmond in den abgrundtief bösartigen und verkommenen Mr. Hyde verwandelt. Dieser denkt jedoch nicht daran, sich an Jekylls Pläne zu halten und macht sicht stattdessen lieber in Soho auf die Jagd nach Prostituierten.
Paúl Naschy vermischte hier als Hauptdarsteller und Drehbuchautor den von ihm selbst geschaffenen "Waldemar-Daninsky"-Werwolf-Mythos mit den Figuren des berühmten Romans "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde" (1886) von Robert Louis Stevenson. Heraus kam dabei der fünfte (de facto wohl sechste, vgl. Eintrag "Dracula jagt Frankenstein", 1968) Film um Waldemar Daninsky — ein naiv-abstruses und abenteuerliches, doch jederzeit schwer unterhaltsames und dabei stellenweise noch sehr atmosphärisches Gebräu ganz im Geiste der angebrochenen 1970er Jahre. Wer den Vorgänger-Film "Nacht der Vampire" (1971) gesehen hat, wird hier etliche Schauplätze wiedererkennen. In seiner selten gesehenen unzensierten Fassung ist dies einer der wildesten Daninsky-Auftritte, der den schon bei den vorangegangenen Filmen zunehmend vorhandenen "Sleaze"-Faktor in ungeahnte Höhen schraubt, wenn Daninsky/Hyde sämtlichen Darstellerinnen, denen sie begegnen (Shirley Corrigan, Mirta Miller, Lucy Tiller, Marisol Delgado, María Luisa Tovar), erst die Kleider vom Leib reissen, um sie anschliessend in wenig zimperlicher Manier abzumurksen. So viel Nacktheit gab es übrigens verblüffenderweise nur in der alten deutschen Kinofassung, welche diesbezüglich die einzige komplette Veröffentlichung der unzensierten Exportfassung des Films weltweit darstellte, zu bewundern — alle anderen weltweit erschienenen Inkarnationen waren entweder zumindest teilweise zensiert (wie die nur vermeintlich unzensierte US-Export-Fassung) oder basierten gar auf der spanischen Kinofassung, die getreu den Regeln des damaligen Franco-Regimes bis und mit 1975 keinerlei Nacktszenen aufweisen durfte. Der Unterschied der beiden Versionen in Stimmung und Wirkung ist in diesem Fall beträchtlich, wobei die spanische Schnittfassung in Anbetracht der Handlung oft wenig Sinn ergibt, derweil die rare Exportversion in teils bemerkenswert bis erstaunlich perverse Gefilde vorstösst.



Summertime-Killer
Originaltitel: Un verano para matar  /  Ricatto alla mala  /  Meurtres au soleil  /  The Summertime Killer
Produktion: Spanien/Italien/Frankreich/USA, 1972 
(Farbe)
Producciones Isasi/Tritone Cinematografica/16-35 Films OCF Productions
Regie: Antonio Isasi-Isasmendi.
Cast: Karl Malden, Olivia Hussey, Christopher Mitchum, Raf Vallone, Claudine Auger, Gérard Barray, Gérard Tichy, Ricardo Valle, Gustavo Re, José Nieto, Lorenzo Larios, Miguel de la Riva, Umberto Raho, Lluís Torner.
96 Minuten (NTSC/internationale Exportfassung)
Im Alter von sechs Jahren wurde Ray Castor Zeuge, wie sein Vater von einer Verbrecherbande gehetzt und schliesslich in einem Schwimmbecken ermordet wurde. Als junger Mann spürt er 20 Jahre später die Täter von damals auf und bereitet akribisch seine Rache vor. Sein Attentat auf Lazaro Alfredi, den Anführer der Mörder, auf dessen Landsitz schlägt jedoch fehl, und Castor wird vorübergehend selbst zum Gejagten. Um an Alfredi heranzukommen, entführt Ray in der Folge dessen nichtsahnende, blutjunge Tochter Tania Scarlotti aus einem Internat. Doch er verliebt sich entgegen seinen Plänen in die ausnehmend hübsche junge Frau, was ihn in erhebliche Schwierigkeiten bringt. Es entbrennt alsbald eine Hetzjagd zwischen Castor, den Schergen Alfredis und der Polizei, die längst grosses Interesse an dem Fall zeigt.
Ein rasant inszenierter Euro-Thriller mit Horror-Anleihen und internationaler Starbesetzung — Grössen wie Karl Malden ("Die neunschwänzige Katze", 1971; "Meteor", 1979), Olivia Hussey ("Stephen Kings Es", 1990) und Christopher Mitchum ("Faceless", 1987) gaben sich die Ehre in der internationalen, spanisch-italienisch-französischen Produktion des Spaniers Antonio Isasi-Isasmendi ("Dracula jagt Frankenstein", 1968). Von dem Film existieren diverse mehr oder weniger offizielle Schnittfassungen, wobei die Exportfassungen gegenüber dem spanischsprachigen Original wohl einige Handlungsstraffungen aufweisen. Als Genre-Film ein Grenzfall, doch Freunde mediterraner 1970er-Jahre-Filme dürften hier auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen. (Deutscher) Alternativtitel: "Killer Driver".



The Crimes of Petiot
Originaltitel: Los crímenes de Petiot
Produktion: Spanien, 1972 
(Farbe)
Cinefilms
Regie: José Luis Madrid.
Cast: Paúl Naschy (Jacinto Molina Álvarez), Patricia Loran, Fernando Marín, Anastasio Campoy, Lucía Prado, Ramón Lillo, Vicente Haro, María Pinar, Hugo Astar, Enrique San Francisco, Monika Reich (Monika Rey), Maite Crespo.
79 Minuten (PAL)
Ein Killer geht um im Berlin der 1970er Jahre. Er schlägt stets im selben Park ("West-Park") zu und tötet junge Pärchen, wobei der Mann erschossen wird und der Mörder ein Emblem als "Visitenkarte" hinterlässt. Die Frauen verschwinden. Der Polizei fällt ein Film des Killers in die Hände, der zeigt, wie er seine entführten Opfer erschiesst. Journalistin Vera sowie ihre Kollegen Heinrich Weiss und Conrad wollen auf eigene Faust ermitteln und dem Killer im Park eine Falle stellen. Veras Freund und Verlobter, der Kunsthändler Boris Villowa, "Deutscher ungarischer Abstammung", ist diesem Plan gegenüber skeptisch. Polizeikommissar Wilhelm Rotwang hält einen dieser vier für den Mörder. Der tatsächliche Mörder ist Marcel Petiot, ein Franzose, der als Neunjähriger mit ansehen musste, wie die Nazis seine Eltern töteten. Nun will er sich an den "Deutschen" rächen. Für seine Morde nutzt er ein weitverzweigtes Tunnelsystem aus dem zweiten Weltkrieg, das sich unter der Stadt befindet — und unter anderem zu den Häusern Conrads und Villowas führt.
Äusserst rarer und entsprechend obskurer Horror-Krimi mit "Giallo"-Anleihen, mit dem spanischen Horror-Star Paúl Naschy ("Nacht der Vampire", 1971) in der Hauptrolle. Naschy schrieb zusammen mit Regisseur José Luis Madrid ("Der Vampir von Schloss Frankenstein", 1970; "Jack the Ripper of London", 1971) auch das Drehbuch, das lose auf dem Fall des französischen Arztes und Serienmörders Marcel Petiot (1897-1946) basierte. Ausserhalb Spaniens nirgends nennenswert vermarktet, spielt dieser Film komplett in Deutschland (Berlin) und wurde überwiegend auch dort gedreht, wobei die verschneiten Häuser der Stadt in der zweiten Filmhälfte und die Hetzjagden in den Tunnels durchaus atmosphärische Kulissen abgeben. Ein weiterer Paúl-Naschy-Film, der seine Obskurität nicht verdient hat, ähnlich dem gewagten "El caminante" ("The Traveler", 1979) oder dem gar völlig unterschätzten "El huerto del Francés" ("The Frenchman's Garden", 1977). Der Meinung seiner Kritiker zum Trotz konnte Naschy nämlich weit mehr, als bei Vollmond dralle Zigeunerinnen zu meucheln (wie er es in seiner Parade-Rolle als Werwolf "Waldemar Daninsky" in einem Dutzend von Filmen tat).





The Uncertain Death
Originaltitel: La muerte incierta  /  La morte incerta
Produktion: Spanien/Italien, 1972 
(Farbe)
Jet Films/Roas Produzioni
Regie: José Ramón Larraz.
Cast: 
Antonio Molino Rojo, Mary Maude, Yelena Samarina, Raffaele Curi, Rosalba Neri, Giuseppe Pertile, Fernando Ulloa, Perez Avila, Josefa Contreras.
87 Minuten (PAL)
Indien im Jahr 1930: Im Kolonialhaus der Familie Dawson teilt Hausherr Clive seiner einheimischen Geliebten Shaheen mit, dass er sie verlässt und nach England zurückkehrt. Shaheen verflucht die Familie Dawson, kurz darauf wird ihr lebloser Körper im Ganges gefunden. Später kehrt Clive Dawson, frisch verheiratet mit der jungen Brenda, nach Indien zurück. Die junge Frau merkt schnell, dass das Verhältnis zwischen ihrem Gatten und dessen Sohn Rupert, der während der Abwesenheit des Vaters im Haus die Stellung hielt, äusserst angespannt ist. Auf einer Expedition in den Dschungel wird Clives Diener Sunda von einem Tiger angefallen und getötet. Clive verfällt dem Alkohol und wird zunehmend paranoid: Er glaubt, dass sein Sohn ihn im Keller anketten und sterben lassen wolle, fühlt sich von Pflanzen und Tigern verfolgt und ist vor allem besessen vom Gedanken, dass Shaheen noch lebt und sich an ihm rächen wird. 
Äusserst obskurer und selten gesehener spanisch-italienischer Horrorfilm des schillernden Regisseurs José Ramón Larraz (1929-2013), der von einigen seiner Darstellerinnen als "unverhohlener Lüstling" beschrieben wurde und der in seiner Karriere weit herumkam: Er inszenierte Genre-Filme unter anderem in Dänemark ("Flash-Light", 1970), Schweden ("Deviation", 1971), England (der zum Kultfilm avancierte "Vampyres, Daughters of Dracula", 1974) und Spanien ("Sexual Rituals of the Devil", 1980). Beim ausserhalb Spaniens und Italiens kaum (oder gar nicht) gezeigten "La muerte incierta" geht es allerdings züchtiger zu als in anderen Filmen des Regisseurs. Für einen spanischen Film weist er mit dem Schauplatz Indien ein ungewöhnliches und exotisches "Setting" auf (auch wenn die Filmcrew beim Dreh nicht mal in die Nähe von Indien gekommen sein dürfte), ansonsten gibt es jedoch wenig zu empfehlen, denn es geschieht über weite Strecken nicht viel von Interesse — allenfalls kann der Film neben seinem Schauplatz mit seiner Spielerei mit Elementen des Psycho-, Tier- und Geisterhorrors etwas Atmosphäre erzeugen. Desweiteren sind die Darstellerinnen Mary Maude, bekannt aus Horrorfilmen wie dem brillanten "Das Versteck" ("La residencia", 1969) oder "Der Leichengiesser" ("Crucible of Terror", 1971), Yelena Samarina ("Nacht der Vampire"/"La noche de Walpurgis", 1971) und — in einer kleinen Rolle als "Shaheen" Rosalba Neri ("Lady Frankenstein", 1971) eine Erwähnung wert. Der gesehene Print war teils arg verblichen sowie über weite Strecken von einem starken, schon beinahe wie ein surreales Stilmittel anmutenden Rotstich durchsetzt; eine Restauration wäre vermutlich dringend notwendig. "La muerte incierta" wird allerdings wohl noch für eine lange Zeit ein sehr obskurer und unbekannter Genre-Titel bleiben.



The Vampires' Night Orgy
Originaltitel: La orgía nocturna de los vampiros  /  L'orgia notturna dei vampiri
Produktion: Spanien/Italien, 1972 
(Farbe)
José Frade Producciones Cinematográficas S.A.
Regie: León Klimovsky.
Cast: Jack Taylor, Dyanik Zurakowska, Helga Liné, José Guardiola, Charo Soriano, Manuel de Blas, David Aller, Luis Ciges, Gaspar "Indio" González, Antonio Páramo, Fernando Bilbao, Alfonso de la Vega, Rafael Albaicín, María Vidal.
84 Minuten (NTSC/internationale Exportfassung)
Eine Gruppe junger Leute ist in einem Bus unterwegs in einer abgelegenen, gebirgigen Landschaft. Das Ziel ist die Ortschaft Bojoni, in der ihnen Arbeit versprochen wurde. Doch unweit des auf keiner Karte verzeichneten Ortes Tolnio erleidet der Busfahrer einen Herzinfarkt. Man beschliesst, die Nacht im näher gelegenen Tolnio zu verbringen. Das kleine Bergdorf gleicht einer Geisterstadt; keine Menschenseele ist anzutreffen. Zudem gibt es keine Kirche, wie der ebenfalls in Tolnio "gestrandete" Luis erzählt. Sie seien alle auf dem Friedhof gewesen, erklärt am darauffolgenden Morgen Bürgermeister Boris. Luis und Alma aus der Gruppe ist das Dorf nicht geheuer, zumal mehr und mehr Leute aus der Gruppe verschwinden. Tatsächlich wird Tolnio von einer Vampir-Gräfin beherrscht; alle Einwohner sind Vampire, und sie wittern frisches Blut. Nun ist auch klar, weshalb nie ein Sonnenstrahl in das Dorf fällt.
Ein zwar äusserst gemächlich inszenierter, manchmal etwas zu dunkel gefilmter, doch gewohnt atmosphärischer Vampir-Horrorfilm aus spanischer Produktion vom argentinischen Filmemacher und Horror-Experten León Klimovsky ("Nacht der Vampire", 1971; "Dracula: The Bloodline Continues...", 1972; "Todeskreis Libelle", 1974; "The People Who Own the Dark", 1976). Anders als sein "companion piece", der 1975 ebenfalls von Klimovsky inszenierte "Macht des Blutes — Aufstand der vergessenen Seelen" (aka "Blutsauger"; im Original "El extraño amor de los vampiros"), der eine sehr limitierte deutsche Videoauflage erfuhr, schaffte es "La orgía nocturna de los vampiros" in keiner Version in den deutschen Sprachraum. Auch sonst ist meist nur eine auf der spanischen Schnittfassung basierende, entschärfte Version zu sehen. Die unzensierte Exportfassung, in der sich die Darstellerinnen Dyanik Zurakowska (zu sehen in diversen spanischen Horrorfilmen dieser Zeit wie "Die Vampire des Dr. Dracula" von 1967 oder "Totenchor der Knochenmänner" von 1973) und die spanische Horror-"Queen" Helga Liné ("Blutmesse für den Teufel", "The Loreley's Grasp — Die Bestie im Mädchen-Pensionat", beide 1973) freizügig zeigen, war bis vor kurzem kaum auffindbar. Für die 2013 in den USA erfolgte DVD-Veröffentlichung dieser begehrten Fassung durch das Label "Code Red" musste eine rare (schöne) 35-mm-Kopie aus einer Privatsammlung bemüht werden. In der männlichen Hauptrolle ist mal wieder Jack Taylor ("Die Nacht der blutigen Wölfe", 1972; "Das Geisterschiff der reitenden Leichen", 1973) zu sehen.




The Witches' Mountain
Originaltitel: El monte de las brujas
Produktion: Spanien/Mexiko, 1972 
(Farbe)
Azor Films/José Truchado P.C.
Regie: Raúl Artigot.
Cast: Patty Shepard, John Gaffari (Cihangir Gaffari), Mónica Randall, Luis Barboo, María Eugenia Calleja, Ana Farra, Carmen Herrera, Víctor Israel, Conchita Linares, Inés Morales.
83 Minuten (NTSC)
Der Fotograf und Künstler Mario und seine neue Bekanntschaft Delia fahren zu einem Auftrag in die Pyrenäen. Der einsame und unheimliche Gastwirt eines kleinen Hofes warnt Mario, nicht weiter in die Berge zu fahren oder dies wenigstens ohne Delia zu tun, da sie "in Gefahr" wäre. Selbstverständlich wird diese Warnung ignoriert, und nach einem Zwischenhalt wird Marios Auto gestohlen. Die beiden finden es wieder in einem kleinen, offenbar schon lange verlassenen Bergdorf. Einzig eine Greisin wohnt noch dort und gewährt ihnen Unterschlupf. Mario wird in der Nacht Zeuge einer unheimlichen Prozession und findet auf seinen Fotos der alten Häuser Frauen, die nicht da waren, als er filmte. Beim Versuch, die Berge zu verlassen, werden Mario und Delia von Hexen gefangen genommen.
Cihangir Gaffari und die kürzlich (3. Januar 2013, nur einen Monat vor der Sichtung dieses Films) leider verstorbene Patty Shepard, Co-Star vieler Euro-Kult-Filme von "Nacht der Vampire" ("La noche de Walpurgis", 1971) über "Young Hannah: Queen of the Vampires" ("La tumba de la isla maldita", 1972) bis zu "Slugs — Die Killerschnecken" ("Slugs, muerte viscosa", 1987), waren die Stars in diesem langsamen, doch sehr faszinierenden und atmosphärischen spanischen Horrorfilm des Regisseurs Raúl Artigot. Als buckliger, schielender Gastgeber ist Víctor Israel, Nebendarsteller in unzähligen spanischen und europäischen (Horror-)Filmen (u.a. "Das Versteck", 1969; "The Wicked Caresses of Satan", 1975), quasi der "Michael Ripper" des spanischen Horror-Kinos, zu sehen. Der Film erreichte unter Euro-Kult-Fans eine gewisse traurige "Berühmtheit", weil er seinerzeit der spanischen Inquisition, genauer gesagt den Behörden des Franco-Regimes, aufstiess und schon vor seiner Veröffentlichung massiv gekürzt werden musste. Die Szenen, die damals der Zensur zum Opfer fielen, sind bis heute verschollen, und eine dringend benötigte Restaurierung des seltenen und kaum gesehenen Films ist leider weiterhin nicht in Sicht. Dies erklärt natürlich auch weitgehend den holprigen Schnitt, die diversen Handlungssprünge und anderen gegen Ende des Films hin zunehmenden Ungereimtheiten in der veröffentlichten Fassung. Die wohl einzige wirklich legitime (englischsprachige) Veröffentlichung erfuhr der Film auf VHS-Video in den USA beim raren, unter amerikanischen Sammlern sehr begehrten Label "Unicorn Video", eine deutsche Fassung hat es nie gegeben.



Blutmesse für den Teufel
Originaltitel: El espanto surge de la tumba
Produktion: Spanien, 1973 
(Farbe)
Profilmes S.A.
Regie: León Klimovsky.
Cast: Paúl Naschy (Jacinto Molina Álvarez), Emma Cohen, Vic Winner (Víctor Alcázar), Helga Liné, Betsabé Ruiz, Montserrat Julió, Elsa Zabala, Esther Santana, Luis Ciges, Cristina Suriani, Julio Peña, María José Cantudo.
88 Minuten (NTSC/internationale Exportfassung/kurzes Ende)/89 Minuten (NTSC/internationale Exportfassung/langes Ende)
Frankreich im Jahre des Herrn 1454: Aberglauben und die Furcht vor Satan sind weit verbreitet. Hier werden der Edelmann Alaric de Marnac und seine Geliebte Mabille de Lancré von den Behörden wegen Teufelsanbetung, Kannibalismus, Leichenschändung und anderen abscheulichen Vergehen hingerichtet. Die beiden verfluchen ihre Henker und schwören deren Nachfahren grausame Rache. De Marnacs Kopf und Rumpf werden an verschiedenen Orten begraben, auf dass sie "nie mehr zusammenfinden". In den frühen 1970er Jahren suchen de Marnacs Nachfahre Hugo und sein bester Freund Maurice Roland zusammen mit ihren Freundinnen Sylvia und Paula auf Hugos abgelegenem Anwesen tief in der Provinz nach dem Grab des Ketzers. Der steigt prompt aus seiner Gruft, um seine versprochene Rache zu vollenden. Die Toten häufen sich, bleiben jedoch keineswegs tot, sondern stehen fortan in de Marnacs Diensten. 
Paúl Naschy soll das Drehbuch zu diesem heute einem seiner bekanntesten Filme in aller Eile (die Rede ist von einer Nacht) geschrieben haben und warf dafür bewährte Zutaten ins Rennen — heraus kam okkulter Dämonen-Horror mit einer Zombie-Beilage, zusätzlich angereichert mit dezenten Motiven aus Werwolfgeschichten und anderen Genre-Versatzstücken. Gepaart mit Regisseur Carlos Aureds Gespür für atmosphärische Szenerie und Fotografie, einer beachtlichen Menge an Blut und Innereien, einem stimmigen Soundtrack von Carmelo A. Bernaola und einer deftigen Prise Erotik (wie so oft wurden eine freizügige Version, bei der sich die Darstellerinnen Emma CohenHelga LinéBetsabé RuizEsther SantanaCristiana Suriani und María José Cantudo allesamt auszogen, für den Exportmarkt sowie eine "züchtige", dabei auch blutärmere Version für den spanischen Heimmarkt gefilmt) kam hier ein wahrer Naschy-"Klassiker" heraus — nicht seine beste, aber doch eine sehr repräsentative Arbeit. Im deutschen Sprachraum ist "El espanto surge de la tumba", was etwa soviel bedeutet wie "Der Schrecken entsteigt dem Grab", auch als "Blutmesse der Zombies" und "Die rechte Hand des Henkers" (auf "Super-8"-Film) bekannt; international wurde der Film meist als "Horror Rises from the Tomb" vertrieben. Ende 2015 vom deutschen Label "Subkultur" als schöne Blu-Ray-Fassung veröffentlicht (leider fehlen in dieser Fassung ganz zum Ende des Films einige Szenen — die abgebildete ältere US-DVD-Veröffentlichung enthält das komplette Ende). Naschy liess den Charakter Alaric de Marnacs 1983 noch einmal wiederauferstehen in seinem Film "Heart Beat" ("Latidos de pánico").



Die Todeskralle des grausamen Wolfes
Originaltitel: El retorno de Walpurgis  /  La noche del asesino
Produktion: Spanien/Mexiko, 1973 
(Farbe)
Lotus Films S.A./Producciones Escorpión
Regie: Carlos Aured.
Cast: Paúl Naschy (Jacinto Molina Álvarez), Faye Falcon (Fabiola Falcón), May Oliver (Maritza Olivares), José Manuel Martín, Ana Farra, Inés Morales, Eduardo Calvo, Mariano Vidal Molina, María Silva, Santiago Rivero.
81 Minuten (PAL/internationale Exportfassung)/84 Minuten (NTSC/internationale Exportfassung)
Im Mittelalter löscht der Edelmann Irineus Daninsky einen Kult von Satansanbetern unter der Führung der Gräfin Elizabeth Báthory aus, welche Daninsky und seine Nachkommenschaft noch vom Scheiterhaufen aus verflucht. Viele Jahre später macht sein einsamer Nachfahre Waldemar Daninsky Bekanntschaft mit einer mysteriösen Frau, welche Zigeuner unter einem Vorwand in sein Schloss in den Karpaten schleusen. Sie fügt ihm während der Walpurgisnacht in einem Ritual eine Bisswunde mit einem Wolfsschädel zu, welche Daninsky bis in alle Ewigkeit dazu verdammt, bei Vollmond zu einem Werwolf zu werden. Während der einzige Polizeibeamte der Gegend erfolglos nach einem entflohenen Mörder sucht, macht Daninsky Bekanntschaft mit der aus der rumänischen Stadt Bistritz zugezogenen Familie Wilowa. Besonders die ältere der beiden schönen Familientöchter, Kinga, hat es ihm angetan, doch die eifersüchtige jüngere Tochter Maria möchte ihn ebenfalls verführen. Der Fluch des Werwolfs hindert Daninsky indes an seinem Glück; so tötet er unter dem Einfluss des Vollmonds unwillentlich und -wissentlich sowohl Maria als auch ihren Vater. Liebt Kinga ihn genug, um den Fluch zu bannen? 
Spätestens mit diesem sechsten (siebten, wenn man den mysteriösen verschollenen Film "The Nights of the Wolf Man" von 1968 mit einbezieht) Eintrag in die lange Filmreihe um Waldemar Daninsky, den spanischen Werwolf, wird klar, dass Drehbuchautor und Hauptdarsteller Paúl Naschy kaum Wert auf Kontinuität legt, sondern seinen "alter ego" vielmehr Film für Film zu anderen Zeiten und in anderen Umgebungen zum Monster werden lässt, um ihn anschliessend wieder ein bekanntes, mehr oder weniger identisches Schicksal durchleiden zu lassen. Unter der Regie von Carlos Aured, mit dem Naschy im gleichen Jahr (1973) noch drei weitere Horrorfilme abdrehte ("Blutmesse für den Teufel"/"El espanto surge de la tumba", "The Vengeance of the Mummy"/"La venganza de la momia" und den spanischen "Giallo"-Anlauf "Blue Eyes of the Broken Doll"/"Los ojos azules de la muñeca rota"), geriet diese in der Vergangenheit angesiedelte Kostümfilm-Version der Werwolf-Geschichte mit einer hohen Konsistenz blutiger Morde und (in der unzensierten internationalen Fassung) diversen Nacktszenen (die mexikanischen Aktricen Fabiola Falcón und Maritza Olivares zeigten sich freizügig) zum bis anhin blutrünstigsten "Daninsky"-Abenteuer, dem die den früheren Filmen der Reihe anhaftenden atmosphärischen Szenen mit nächtlichen Wäldern und Burg-Romantik deswegen nicht fehlen. In den USA wurde der Film als "Curse of the Devil" betitelt und mit einer irreführenden Werbekampagne bedacht, welche ihn thematisch in die Nähe des gerade ungemein populären Films "Der Exorzist" ("The Exorcist", 1973) von William Friedkin rücken sollte. Waldemar Daninsky, von solcherlei Kapriolen zum Glück unbeeindruckt, kehrte 1975 für seinen siebten (respektive achten) Leinwand-Auftritt in "The Werewolf and the Yeti" ("La maldición de la bestia") zurück.




Glocken zur Hölle
Originaltitel: La campana del infierno  /  La cloche de l'enfer  /  A due passi da... l'inferno
Produktion: Spanien/Frankreich/Italien, 1973 
(Farbe)
Hesperia Films S.A./Les Films de la Boétie
Regie: Claudio Guerín Hill (& Juan Antonio Bardem).
Cast: Renaud Verley, Viveca Lindfors, Alfredo Mayo, Maribel Martín, Nuria Gimeno, Christine Betzner (Christina von Blanc), Saturno Cerra, Nicole Vesperini, Erasmo Pascual, Antonio Puga, Juan Cazalilla, Tito García, Rosetta Vellisca.
93 Minuten (PAL)
In der französischen Provinz, frühe 1970er Jahre: Der junge Juan sollte eigentlich ein beträchtliches Vermögen von seiner verstorbenen Mutter erben, doch bevor er dieses antreten kann, wird er entmündigt und verschwindet in einer geschlossenen Anstalt. Dahinter stecken Juans Tante Marta, welche das Erbe für sich beanspruchen will, und ihre drei hübschen Töchter Esther, Teresa und María. Nun — nach Jahren des Weggesperrtseins — wird Juan vorübergehend auf freien Fuss gesetzt, während die Behörden darüber entscheiden wollen, wem denn nun das Erbe zufallen solle. Er denkt jedoch nicht daran, jemals wieder in die Anstalt zurückzukehren — vielmehr will er die Zeit nutzen, um seine Cousinen zu verführen und sich an seiner habgierigen, egoistischen Verwandtschaft zu rächen. Doch am Ende ist er es, der bei lebendigem Leib im örtlichen Glockenturm eingemauert wird...
Spanisch-französischer psychologischer Horror-Thriller und sehenswerter "Mini-Klassiker" aus der "goldenen Zeit" des Euro-Horror-Kinos mit einigen Blut- und Haut-"Schauwerten" inklusive inzestuöser Liebesszenen; überdurchschnittlich komplex konstruiert und mit einigen raffinierten — bisweilen auch sadistischen — Wendungen. Leider vermag die "Auflösung" schlussendlich nicht vollends zu überzeugen. Regisseur Claudio Guerín Hill (1939-1973) fiel kurz vor dem Ende der Dreharbeiten vom titelgebenden Glockenturm in den Tod; ob es sich dabei um einen Unfall, Selbstmord oder gar Mord handelte, konnte nie geklärt werden. Der Film wurde von Juan Antonio Bardem fertiggestellt. Im deutschen Sprachraum auch unter den Titeln "Ab in die Hölle", "Ein Toter lacht als Letzter" (in Anspielung an das Filmende) sowie "Brut des Satans" geläufig; in der englischsprachigen Welt stark gekürzt unter den klangvollen Titeln "A Bell from Hell" respektive "The Bell of Hell" vertrieben.



Love Brides of the Blood Mummy
Originaltitel: El secreto de la momia Egipcia  /  Le sang des autres
Produktion: Spanien/Frankreich, 1973 
(Farbe)
Orbita Films N.C.R./Les Films de l'Epée
Regie: Ken Ruder (Alejandro Martí Gelabert).
Cast: George Rigaud, Michael Flynn, Catherine Franck, Frank Braña, Patricia Lee, Sandra Reeves, Julie Presscott, Jacques Bernard, Martin Trévières, Teresa Gimpera, Elizabeth Stephanovitch, Richard Vitz.
82 Minuten (PAL)
Der Ägyptologe James Barton ist hoch zu Ross unterwegs zum Schloss des Grafen Dartmoor an der englischen Küste, da dieser im Besitz einiger ägyptischer Mumien sein soll. Im Schloss erzählt Dartmoor Barton, wie er den perfekt erhaltenen Leichnam des Sohnes eines ägyptischen Hohepriesters wieder zum Leben erweckt hatte. Dieser zeigte sich wenig dankbar, hypnotisierte den Diener John und sperrte den Wissenschaftler (Dartmoor) in einem Verlies ein. Fortan musste Diener John täglich andere junge Frauen einfangen, welche der untote Ägypter schändete, um anschliessend ihr Blut zu trinken — denn das hielt ihn am Leben. Schliesslich tötete die "Blut-Mumie" Dartmoors Tochter, bevor dieser ihr mit einer Axt die Hand abtrennen konnte — die Hand aber "lebt" ebenfalls von sich aus weiter und treibt nun im Schloss ihr Unwesen. 
Dieser spanisch-französische Horrorfilm, der zweite und letzte seines Regisseurs Alejandro Martí Gelabert, ist einer der obskureren spanischen Genre-Filme und wohl einer der obskursten und bizarrsten Mumienfilme überhaupt. Der markante und charismatische (was er hier jedoch kaum ausspielen kann) Horror- und Western-Darsteller Frank Braña, bekannt aus Kult-Horrorfilmen wie "Die Rückkehr der reitenden Leichen" ("El ataque de los muertos sin ojos", 1973), aber auch zugegen in wenig bekanntem Genre-Kino wie "Graveyard of Horror" ("Necrophagus (El descuartizador de Binbrook)", 1971), ist als Barton zu sehen, daneben ist Teresa Gimpera ("The Night of the Devils", "Young Hannah: Queen of the Vampires"; beide 1972) mit von der Partie. Vieles (unter anderem eine Rückblende mit kurzen Nacktszenen sowie Alternativtitel wie "Perversiones sexuales" oder "Les chemins de la violence") deutet darauf hin, dass von diesem Film wie von vielen vor 1975 (Tod von Diktator Francisco Franco) gedrehten spanischen Filmen eine für den Export bestimmte, explizitere Fassung gedreht wurde; gesehen hat eine solche bislang jedoch offenbar niemand. Das Drehbuch von Vincent Didier (nach seiner Geschichte) und Julio Salvador (Regisseur von "Young Hannah: Queen of the Vampires") lässt vieles im Dunkeln und schert sich kaum um Logik, was — gepaart mit einigen wunderschönen, in Frankreich gefilmten Schloss- und Landschaftsaufnahmen (herbstliche Wälder, Seen und Teiche, Felder und Reihen von Ähren, Strand, Meer) und weitgehender Abstinenz von Dialog und Musik — für eine surreale und eigentümliche Atmosphäre in einem trotzdem seltsam leblos wirkenden Film sorgt. Im Finale überrascht die abgetrennte und in einigen Szenen durch "Stop-Motion"-Tricktechnik animierte Hand. Auch bekannt als "The Secret of the Egyptian Mummy" oder "The Secret of the Mummy".



The Murderer Is One of the Thirteen
Originaltitel: El asesino está entre los trece
Produktion: Spanien, 1973 
(Farbe)
Producciones Internacionales Cinematográficas Asociadas (PICASA)
Regie: Javier Aguirre.
Cast: Patty Shepard, Simón Andreu, José María Prada, Trini Alonso, Dyanik Zurakowska, Jack Taylor, Paloma Cela, May Heatherly, Doris Coll, Carmen Maura, Ramiro Oliveros, Paúl Naschy (Jacinto Molina Álvarez).
91 Minuten (PAL)

Die verwitwete Lisa Mandel lädt 13 Leute in ihr abgelegenes Landhaus ein. Sie alle hatten verschieden geartete Beziehungen zu ihrem Ehemann, der ermordet wurde. Bei einem Nachtessen eröffnet Lisa ihren Gästen, sie wüsste, dass jemand von ihnen der Mörder ist — und dass sie Beweise dafür habe. Ihr Gehilfe/Gärtner/Mechaniker sabotiert derweil die Autos der Gäste, damit diese das Haus nicht mehr verlassen können. Es folgen diverse hitzige Debatten, Intrigen und Liebeleien, und dann geht das grosse Töten los.
Das Prinzip heisst "13 kleine Negerlein", aufgetischt hat diesen selten gesehenen spanischen "Giallo" Javier Aguirre, seines Zeichens Regisseur illustrer Hispano-Schocker wie "Dracula's Virgin Lovers" (1972) oder "Die Stunde der grausamen Leichen" (1973). Auf Details und Nuancen kann hier — auch aufgrund der Sprachbarriere (der Film lag nur in spanisch vor) — nur sehr begrenzt eingegangen werden, doch ist die erste Stunde des Films sehr geschwätzig und von ausgesprochen gemächlicher Inszenierung, dann folgen einige doch recht blutige Morde rasch aufeinander, die "Auflösung" lässt leider einiges zu wünschen übrig. Ein gewisser "Sleaze"-Faktor ist ebenfalls präsent; die Frauen ziehen sich einige Male bis auf den BH (aber nicht weiter) aus, was vor allem den damaligen spanischen Zensur-Bestimmungen geschuldet ist. Vor der Kamera gibt sich eine durchaus hochkarätige und interessante Besetzung von Eurokult-Stars der 1970er Jahre die Ehre: Lisa wird gespielt von Patty Shepard ("Nacht der Vampire", 1971; "The Witches' Mountain", 1972), desweiteren spielen der aus zahllosen spanischen (und italienischen) Filmen dieser Zeit bekannte Simón Andreu ("Frauen bis zum Wahnsinn gequält", 1970; "The Blood Spattered Bride", 1972), Dyanik Zurakowska ("Die Vampire des Dr. Dracula", 1967; "Totenchor der Knochenmänner", 1973) und Jack Taylor ("Das Geisterschiff der reitenden Leichen", 1973; "Erotikill — Lady Dracula 2", 1973). In einer Nebenrolle huscht bis zu einem blutigen Abgang auch die iberische Genre-Ikone Paúl Naschy ("Die Todeskralle des grausamen Wolfes", 1973, sowie etliche weitere hier bereits genannte) einige Male durchs Bild.



The Vengeance of the Mummy
Originaltitel: La venganza de la momia
Produktion: Spanien, 1973 
(Farbe)
Lotus Films S.A./Sara Films S.A.
Regie: Carlos Aured.
Cast: Paúl Naschy (Jacinto Molina Álvarez), Jack Taylor, Helga Liné, María Silva, Rina Ottolina, Luis Dávila, Pilar Bardem, Eduardo Calvo, Celia Cruz, M. Cruz Fernández, Luis Gaspar, Jose Monne.
86 Minuten (PAL)
Der blutrünstige und für seine Grausamkeit gefürchtete ägyptische Pharao Amen-Ho-Tep und seine Geliebte Amarna fallen einer Hofintrige zum Opfer. Mehrere tausend Jahre später entdeckt der Archäologieprofessor Nathan Stern aus dem viktorianischen England Amen-Ho-Teps Grab und dessen mumifizierten Leichnam. Dies nutzen Assad Bey, ein entfernter Nachfahre des Pharaos, und seine Gehilfin Zanufer: Durch ein Blutopfer junger Frauen erwecken sie Amen-Ho-Teps Mumie zu neuem (Untoten-)Leben, auf dass der Pharao sein schon zu Lebzeiten gehegtes Ziel der Unsterblichkeit erreiche. Die Mumie sorgt für diverse Todesfälle, liefert sich einen Kampf mit Polizisten in der Kanalisation Londons und entführt schliesslich die schöne Helen, die sie für die Reinkarnation Amarnas hält.
Er spielte sie alle — Waldemar Daninsky, den Werwolf, in einem guten Dutzend von Filmen. Den Grafen Dracula. Frankensteins Monster, Mr. Hyde, das Phantom der Oper, Quasimodo, den sadistischen Edelmann Alaric de Marnac und sogar den Teufel. Und die Mumie. "La venganza de la momia" bildete die vierte und letzte Zusammenarbeit der spanischen Horrorfilm-Legende Paúl Naschy mit dem Regisseur Carlos Aured. Alle entstanden sie im gleichen Jahr (1973): "El espanto surge de la tumba" ("Blutmesse für den Teufel"), "El retorno de Walpurgis" ("Die Todeskralle des grausamen Wolfes", je nach Lesart der sechste oder siebente "Daninsky"-Film), "Los ojos azules de la muñeca rota" ("Blue Eyes of the Broken Doll") — und "La venganza de la momia" ("The Vengeance of the Mummy"), ausserhalb Spaniens nur in den USA nennenswert vermarktet unter dem Titel "The Mummy's Revenge". Diese zum grössten Teil in London spielende und gefilmte Produktion litt sichtlich an Geldmangel, was sie aber mit einigen überraschend bluttriefenden "Gore"-Effekten und diversen bestens bekannten Gesichtern wettzumachen weiss: Neben Naschy, der gleich drei Rollen verkörpert (und zudem das Drehbuch schrieb), geben sich Jack Taylor ("Die Nacht der blutigen Wölfe", 1972; "Das Geisterschiff der reitenden Leichen", 1973), María Silva ("Die Nacht der reitenden Leichen", 1971; "The Wicked Caresses of Satan", 1975) und Eurohorror-Ikone Helga Liné ("Blutmesse für den Teufel", "The Loreley's Grasp — Die Bestie im Mädchen-Pensionat", beide 1973) die Ehre. Auch die restaurierte, in voller "Cinemascope"-Widescreen-Pracht zu bewunderne spanische DVD-Veröffentlichung beantwortet die im Zusammenhang mit diesem selten gesehenen Film oft gestellte Frage, ob es die sagenumwobene, gerüchteweise gedrehte Export-Fassung davon (mit Nacktszenen) wirklich gibt oder gegeben hat, leider nicht — gesehen hat sie weiterhin niemand.




Voodoo Black Exorcist
Originaltitel: Vudú sangriento
Produktion: Spanien/USA, 1973 
(Farbe)
Mingyar P.C.
Regie: Michael Cannon (Manuel Caño).
Cast: Aldo Sambrell, Eva Lion (Eva León), Tanyeka Stadler, Alexander Abrahan, Ferdinand Sancho (Fernando Sancho), Alfred May (Alfredo Mayo), Richard Rod (Ricardo Rodríguez), Henry River (Enrique del Río), Julio Peña.
84 Minuten (NTSC/
internationale Exportfassung)
Vor 3000 Jahren pflegten der Voodoo-Priester und Prinz (?) Gatanebo und das Mädchen Kenya in Westafrika (heutiges Nigeria) eine verbotene Liebe. Kenya wurde zur Strafe geköpft, Gatanebo getötet und anschliessend mumifiziert. Im Jahr 1973 wird sein Sarkophag gefunden und zum Transport auf ein grosses Kreuzfahrt-Passagierschiff gebracht, das auf dem Weg in die Karibik ist und auf dem Gatanebo alsbald zu neuem Leben erwacht und als entstellter Untoter nichtsahnende Touristen um wertvolle Körperteile erleichtert, wobei ihm deren Lebenskraft jeweils vorübergehend zu alter Glorie und Gestalt verhilft, was ihm vornehmlich bei den weiblichen Passagieren ungeahnte Bonus-Punkte einbringt. In der hübschen Sylvia, der Sekretärin (und Geliebten) seines neuen "Besitzers" Dr. Kessling, glaubt er seine wiedergeborene Kenya zu erkennen. In Haitis Hauptstadt Port-au-Prince kommt Polizeiinspektor Dominguez, der aus seiner Unfähigkeit keinen Hehl macht (Zitate: "When I don't have a lead, I drink gin and wait" — "I'm not used to thinking so much"), an Bord, um die Todesfälle zu untersuchen.
Ein chaotischer, bisweilen immerhin recht blutiger spanischer Horror-Schnellschuss aus den frühen 1970er Jahren mit entsprechendem Flair, der offenbar in Windeseile heruntergekurbelt wurde, wie der wirre Schnitt, der konfuse Plot, der nicht vorhandene Spannungsbogen oder nicht zuletzt auch der deutlich sichtbare Kameramann im Spiegel erkennen lassen. Hauptdarsteller war der frühere spanische Stuntman Aldo Sambrell, daneben sind auch bekannte Gesichter wie Eva León ("Blue Eyes of the Broken Doll"/"Los ojos azules de la muñeca rota", 1973; "Death of a Hoodlum"/"Muerte de un quinqui", 1975), Julio Peña ("In the Eye of the Hurricane"/"El ojo del huracán"; "Nacht der Vampire"/"La noche de Walpurgis", beide 1971) oder Fernando Sancho ("Die Rückkehr der reitenden Leichen"/"El ataque de los muertos sin ojos", 1973) zu sehen; Regie führte Manuel Caño, zu dessen eher zweifelhafter Reputation auch seine Regiearbeit bei "Der Sumpf der Raben" ("El pantano de los cuervos") im Folgejahr (1974) beitrug. Der US-Verleih sah in diesem importierten Film die Möglichkeit, ihn in die Nähe von William Friedkins erfolgreichem "Der Exorzist" ("The Exorcist", 1973) zu rücken und/oder ihn als Teil der gerade grassierenden "Blaxploitation"-Welle zu vermarkten.



Der Sumpf der Raben
Originaltitel: El pantano de los cuervos
Produktion: Spanien/Ekuador/USA, 1974 
(Farbe)
Mundial Films/Películas Ecuatorianas/All American Films
Regie: Michael Cannon (Manuel Caño).
Cast: Raymond Oliver (Ramiro Oliveros), Marcia Bichette, Fernando Sancho, Toni Mas (Antonia Mas), Bill Harrison, Cesar Carmichael (César Carmigniani), Mark Mollin (Marcos Molina), Gaspar Bacigalupi, Domingo Valdivieso, Melba Senta (Melba Centeno).
87 Minuten (NTSC/
US-Fassung)
Dem von wenig Skrupeln geplagten Dr. Frosta, einem Mediziner zwischen Genie und Wahnsinn, wird in Spanien ein Berufsverbot auferlegt, weswegen er ins ferne Ekuador entschwindet und dort eine neue Existenz aufbaut. In einer zu einem provisorischen Laboratorium umfunktionierten, unscheinbaren Holzhütte am Rand eines Sumpfes experimentiert er an den Leichen frisch Verstorbener, bei deren (zumeist vorzeitigem) Ableben er gegebenenfalls auch schon mal nachhilft. Den Zustand des Todes sieht er als einen blossen "Unfall" an, den er glaubt, beheben zu können. Tatsächlich treiben im nahen Sumpf nicht nur viele Vögel, sondern auch immer mehr (Un-)Tote, welche die Resultate von Frostas Arbeit darstellen, ihr Unwesen. Weil er sie ängstigt, läuft Frosta die Freundin davon, derer er jedoch am Flughafen wieder habhaft wird. Zudem heftet sich ein Inspektor der örtlichen Polizei an seine Fersen. 
Dieser bizarre Horror-Streifen des Spaniers Manuel Caño ("Voodoo Black Exorcist"/"Vudú sangriento", 1973) hat eigentlich viele Zutaten, die man von einer spanischen Horror-Produktion der frühen 1970er Jahre erwarten oder sich erhoffen würde: Stimmungsvolle Szenen mit Untoten in einem nebelverhangenen Sumpf, eine abstruse Geschichte, hübsche Damen, Nekrophilie — und Fernando Sancho. Als "Bonus" gibt es ausserdem etliche deplatzierte Musical-Einlagen, exquisite Geschmacklosigkeiten (dem Inspektor wird etwa beim Mittagessen eine abgetrennte Hand vor die Nase geworfen, was ihm noch nicht mal ein Wimpernzucken abringt) und eine hochgradig kontroverse Autopsie-Szene mit einer mutmasslich echten Leiche (weswegen der Film ein Stück weit berüchtigt wurde) zu "bewundern". Leider entspricht der holprig inszenierte und hölzern synchronisierte Film bei weitem nicht der Summe seiner Teile, da Caño weitgehend ein Gespür für Atmosphäre, geeignete Schauplätze, Charakterzeichnungen oder Dramaturgie missen und die Möglichkeit, hieraus einen tollen Film zu machen, ungenutzt verstreichen liess. Die meisten der im Film gezeigten Vögel sind allem Anschein nach keine "Raben", sondern sehen mehr nach einer an dieser Stelle leider unidentifizierten Geierart aus. Interessanterweise weist der Vorspann der englisch synchronisierten US-Fassung den Film als eine Co-Produktion "Mundial Film Madrid, Spanien — All American Films, USA" aus, während es sich laut der spanischen Fassung um eine Co-Produktion "Mundial Film Madrid, Spanien — Películas Ecuatorianas Guayaquil, Ekuador" handelt. Die amerikanische Fassung ist stark abgedunkelt und etwas anders geschnitten als die spanische Version, welche zudem bei einigen Szenen alternatives Bildmaterial aufweist (vollständig sind beide nicht) — für etwaige zukünftige Restaurationsversuche dürfte der Titel deshalb eine Herausforderung darstellen.



Todeskreis Libelle
Originaltitel: Una libélula para cada muerto  /  Une libellule pour chaque mort
Produktion: Spanien/Frankreich/Italien, 1974 
(Farbe)
Profilmes S.A./Astro Cooperativa/L.S.E.E. (Paris)
Regie: León Klimovsky.
Cast: Paúl Naschy (Jacinto Molina Álvarez), Erika Blanc, Ángel Aranda, María Kosti, Ricardo Merino, Susana Mayo, Eduardo Calvo, Ramón Centenero, Mariano Vidal Molina, José Canalejas, Anne Marie, Beni Deus, María Vidal.
85 Minuten (PAL/internationale Exportfassung)
In Mailand geht ein Serienmörder um, der die Gesellschaft von seiner Meinung nach "moralisch verkommenen Subjekten" befreien will und es deshalb auf Exponenten der Unterwelt wie Drogenabhängige, Prostituierte, Zuhälter und Rauschgifthändler abgesehen hat. Bei jedem seiner Opfer hinterlässt er jeweils eine künstliche Nachbildung einer Libelle als Markenzeichen. Der ruppige Polizeiinspektor Paolo Scaporella wird auf den Fall angesetzt. Während sich die Leichenberge türmen, bleiben dessen Fortschritte jedoch überschaubar — seine Frau Silvana scheint das grössere Talent dafür zu haben, kriminalistische Fälle zu lösen. 
Der spanische Horrorfilm-Experte León Klimovsky (geborener Argentinier) inszenierte diesen (trotz Schauplatz Italien) spanischen Versuch, die in den frühen 1970er Jahren enorm populären "Gialli" (in der Regel misogynistisch angefärbte Horror-Thriller) des Nachbarlandes zu imitieren. Der spanische Genre-Star Paúl Naschy (mit Schnauzer) übernahm die Hauptrolle als Polizeiinspektor; beide — Protagonist und Regisseur — können indes nicht verhehlen, dass es ihnen bei ihren übernatürlich thematisierten Kollaborationen ("Nacht der Vampire"/"La noche de Walpurgis", 1971; "Die Rebellion der lebenden Leichen"/"La rebelión de las muertas", 1972) vermutlich deutlich wohler war in ihrer Haut. Der holprig und klischeehaft nach Schema F zusammengebastelt wirkende, mit wenig Raffinesse oder Sinn für Dramaturgie inszenierte Film bleibt denn auch deutlich hinter dem Gros vergleichbarer italienischer Produktionen zurück (Naschy konnte es deutlich besser, wie er ein Jahr zuvor mit "Blue Eyes of the Broken Doll"/"Los ojos azules de la muñeca rota" bewiesen hatte). Die saloppe bis schmierige, sexistische deutsche Bahnhofskino-Synchronisation tut ihr übriges, um derlei Eindrücke zu bestätigen (und macht es unmöglich, auf die Qualität des Original-Drehbuchs zu schliessen). Dafür kam man im deutschen Sprachraum in den "Genuss" der unzensierten internationalen Exportfassung, während das spanische Publikum mit einer wesentlich zahmeren Version des Films vorlieb nehmen musste (welche zudem das Motiv des Killers stellenweise ad absurdum führte).



Death of a Hoodlum
Originaltitel: Muerte de un quinqui
Produktion: Spanien, 1975 
(Farbe)
Producciones Grégor S.A.
Regie: León Klimovsky.
Cast: Paúl Naschy (Jacinto Molina Álvarez), Carmen Sevilla, Frank Braña, Mabel Escaño, Eva León, La Pocha (Julia Saly), Pedro Mari Sánchez, Heinrich Starhemberg, María Vidal, Mari Ángeles La Rode.
82 Minuten (PAL)
Nach einem Raubüberfall auf ein Juweliergeschäft, während dem er zwei Menschen erschiesst, versteckt sich Marcos, ein Ganove mit einer Hörbehinderung und einem massiven Mutterkomplex, als Haushälter in der abgelegenen Villa des rollstuhlabhängigen Ex-Sportlers Ricardo, der dort zusammen mit seiner Frau Marta und der gemeinsamen Tochter Elena lebt. Nun wird Marcos von seinen Kumpanen — angeführt vom rücksichtslosen Martín — verfolgt, da er die Beute an einem ihnen unbekannten Ort versteckt hat und auch nicht zu teilen gedenkt. Der Psychopath musste als Kind miterleben, wie sein gewalttätiger Vater sein Gehör zerstörte und seine Mutter ermordete — nun rastet er jedesmal aus, wenn sich jemand abfällig über sie äussert. Während Ricardo Marcos gegenüber von Beginn an misstrauisch ist, verführt dieser Marta und vergewaltigt Elena, die sich daraufhin prompt in ihn verliebt. 
Eine weitere Kollaboration von Paúl Naschy (Hauptrolle) alias Jacinto Molina Álvarez (Drehbuch) und León Klimovsky (Regisseur), war der ausserhalb Spaniens nie gelaufene "Muerte de un quinqui" ("Death of a Hoodlum", oder übersetzt "Tod eines Ganoven") mehr ein Krimi-Drama mit einer Handvoll an Horror-Elementen denn ein ausgemachter Horrorfilm, wie man es von Naschy und Klimovsky ansonsten gewohnt war — und ein Vehikel für die damals in Spanien populäre Schauspielerin Carmen Sevilla. Eine nicht uninteressante Charakterstudie eines Psychopathen mit einem Paúl Naschy, der sich sichtlich in Topform befindet und hier auch als Schauspieler zu überzeugen vermag, gehört der mit knappem Etat realisierte Film dennoch kaum zu den Höhepunkten in den Karrieren sämtlicher Genannter und kommt über den Status einer "Fingerübung" kaum hinaus. In diesem Sinne eher etwas für Naschy- (oder Klimovsky-)Komplettisten, zumal der Film nur in Spanien auf DVD veröffentlicht worden ist — zwar in ausgezeichneter Qualität, doch ohne jegliche Untertitel und nur als Teil eines Boxsets mit Filmen von Carmen Sevilla.



The Werewolf and the Yeti
Originaltitel: La maldición de la bestia
Produktion: Spanien, 1975 
(Farbe)
Profilmes S.A.
Regie: Miguel Iglesias Bonns.
Cast: Paúl Naschy (Jacinto Molina Álvarez), Grace Mills (Mercedes Molina), Silvia Solar, Gil Vidal, Luis Induni, Josep Castillo Escalona, Ventura Ollé, Verónica Miriel, Juan Velilla, Carmen G. Cervera, Pepa Ferrer.
82 Minuten (PAL/spanische Kinofassung)/84 Minuten (PAL/internationale Exportfassung)/87 Minuten (NTSC/internationale Exportfassung)
Nepal-Experte Waldemar Daninsky schliesst sich einer britischen Expedition um Professor Lacombe und seine schöne Tochter Sylvia an, welche in den Bergen des Karakorum-Massivs nach dem Yeti, dem sagenumwobenen Schneemenschen, suchen wollen, den eine unter rätselhaften Umständen verschwundene Vorgänger-Expedition dort erstmals fotografiert hatte. Im Gebirge angekommen, erkundet Daninsky als Vorhut die Lage, kommt jedoch vom Weg ab und erreicht schliesslich eine Höhle, wo er von zwei kannibalistischen Frauen, die das Skelett eines unheimlichen Wesens anbeten, empfangen wird. Die Expedition sieht sich derweil dem Angriff einer Verbrecherbande des Banditen Temugin, seines Zeichens Handlanger des lokalen Stammesherrschers Sekkar Khan (welcher widerum unter dem Einfluss der mysteriösen, sadistischen Ausländerin Wandesa steht), ausgesetzt; Professor Lacombe wird entführt, die meisten anderen getötet. Waldemar wird von den dämonischen Höhlenfrauen gebissen und gerät so unter den Fluch des Werwolfs. Nun muss er Sylvia vor dem Khan und Wandesa retten, bevor sich der Werwolf einem Showdown mit dem geheimnisvollen Yeti gegenübersieht. 
Die Filmreihe um den von Paúl Naschy ersonnenen spanischen Werwolf Waldemar Daninsky brachte einige der schillerndsten und bizarrsten Werke dieses Horror-Subgenres hervor; in diesem siebenten (achten, wenn man den unvollendeten "The Nights of the Wolf Man" von 1968 mitzählt) "Outing" unter der Regie von Miguel Iglesias Bonns ("Rape"/"Desnuda inquietud", 1976) legt sich der Werwolf nun also mit dem Yeti an. Leider hat dieser (im Gegensatz zum Werwolf mit einem verhältnismässig aufwendigen Ganzkörper-"Suit") nur zwei sehr kurze Auftritte, in denen man so gut wie nichts über ihn erfährt. Im deutschen Sprachraum gar nicht gezeigt, erfuhr der Film einen mässigen internationalen Vertrieb; die internationale Exportfassung (unzensiert) brachte es nur in wenigen Ländern (bekannt sind unter anderem die Versionen aus England, den USA (als "Night of the Howling Beast" bzw. gekürzt als "Hall of the Mountain King"), Holland und Frankreich) zu VHS-Video-Veröffentlichungen, die heute alt und rar sind und entsprechend teuer gehandelt werden. Eine schöne DVD-Edition mit einem Vorwort Naschys, die allerdings nur die zensierte spanische Kinofassung enthält, wurde zudem 2007 in Spanien veröffentlicht. Obwohl der Etat hier sichtlich eher auf der knappen Seite war (das Filmteam kam bestimmt nie in die Nähe von Nepal!) und Regie und Schnitt mit Tag- und Nacht-Szenen-Abläufen und anderen Finessen des Filmhandwerks ziemlich auf Kriegsfuss standen, gelang es Regisseur Iglesias Bonns und Drehbuchautor Naschy, der abstrusen Handlung die notwendige Atmosphäre einzuhauchen. Die lange mysteriöse Hauptdarstellerin Grace Mills, eine Spanierin namens Mercedes Molina, war eine Entdeckung, brachte es während ihrer (viel zu kurzen) Filmkarriere in den 1970er- und -80er Jahren jedoch nur auf eine kleine Handvoll an Filmrollen (u. a. ebenfalls 1975 und an Naschys Seite im Horrorfilm "Exorcism"/"Exorcismo"). Berüchtigt wurde der Film unter anderem deswegen, weil er in England — vermutlich vor allem aufgrund einer ziemlich unzimperlichen Häutungsszene — auf die sogenannte "Video-Nasties"-Liste, eine 72 Titel umfassende, zu VHS-Zeiten geführte Liste verbotener Filme, kam.




The Frenchman's Garden
Originaltitel: El huerto del Francés
Produktion: Spanien, 1977 
(Farbe)
Laro Films
Regie: 
Jacinto Molina Álvarez.
Cast: María José Cantudo, 
Ágata Lys, Paúl Naschy (Jacinto Molina Álvarez), Pepe Calvo (José Calvo), Carlos Casaravilla, José Nieto, Silvia Tortosa, Julia Saly, Yolanda Ríos, Nélida Quiroga, José Moreno.
93 Minuten (PAL)
Juan Andrés Aldije, genannt "el Francés" ("the Frenchman"/"der Franzose"), betreibt ein Gasthaus in einem ausgedehnten Anwesen in der Gemeinde Peñaflor, ausserhalb der Stadt Sevilla. In der Stadt hausen er und seine grossbürgerliche Frau in einer Wohnung; im Gasthaus, das nebenbei als Bordell und allgemein als Stätte des Lasters fungiert, vergnügt er sich mit einer Mätresse. Des Nachts schlafen die Bewohner unruhig, denn oft dringen Geräusche von Hacken und Schaufeln aus dem Garten im Innenhof zu ihnen. Tatsächlich werden "el Francés" und sein Partner José Muñoz Lopera vom Instinkt getrieben, schnellen Reichtum anzuhäufen, indem sie arglose Besucher und Gäste ermorden und ihnen Geld und Wertgegenstände abnehmen. Die Leichen verscharren sie im Garten. Mätresse Andrea kommt ihnen allmählich bei ihrem nächtlichen Treiben auf die Schliche.
"El huerto del Francés" ist — zu Unrecht — einer der rarsten aller raren Paúl-Naschy-Filme, gleichzeitig war dies eines der ambitioniertesten und persönlichsten Werke des spanischen Horror-Stars, der hier als Regisseur, Hauptdarsteller und Co-Drehbuchautor fungierte, wobei er seinen Namen auf spanischen Filmpostern und Aushängematerial absichtlich nicht genannt haben wollte, da er Wert darauf legte, dass das Publikum dies nicht einfach als einen "weiteren" Paúl-Naschy-Horrorfilm ansehen würde. Auch wenn der als Rückblende erzählte Film über die Verbrechen von "el Francés" biographische Züge aufweist und über weite Strecken als Thriller bzw. Drama (mit einem deftigen Schuss Erotik) inszeniert wurde, so bleibt dies natürlich in ihren Grundzügen eine Geschichte über einen Serienkiller und somit Genre-Material. Neben einigen intensiven Mordszenen und bedrückender Stimmung dürfte eine Abtreibungsszene mit Stricknadeln in Erinnerung bleiben. An der Seite Naschys spielen mit María José Cantudo ("Blutmesse für den Teufel", 1973), Ágata Lys ("Vampires of Vogel", 1974), Silvia Tortosa ("The Loreley's Grasp — Die Bestie im Mädchen-Pensionat", 1973) und Julia Saly ("The Werwolf", 1980) eine ganze Reihe von aus anderen Naschy-Filmen bekannten spanischen Schauspielerinnen, die wehmütig-melancholische Gitarren-Musik komponierte der Kino-Veteran Ángel Arteaga ("Die Vampire des Dr. Dracula", 1967), Rosa León sang die stimmige Ballade über "el Francés", die zu Beginn und Ende des Films ertönt. Ein in Paúl Naschys Filmographie wichtiger Film, der ausserhalb Spaniens unveröffentlicht und daher so gut wie vollkommen unbekannt blieb. Auch in seinem Herkunftsland wurde er sehr stiefmütterlich behandelt — bis heute (2014) ist er selbst in Spanien nur als rare Verleih-VHS-Kassette (veröffentlicht 1984) zu finden. Juan Andrés Aldije und José Muñoz Lopera wurden gemäss dem Film am 31. Oktober 1906 in Sevilla hingerichtet.



The Traveler
Originaltitel: El caminante
Produktion: Spanien, 1979 
(Farbe)
Horus Films
Regie: 
Paúl Naschy (Jacinto Molina Álvarez).
Cast:
Paúl Naschy (Jacinto Molina Álvarez), Sara Lezana, David Rocha, Ana Harpo, Blanca Estrada, Irene Gutiérrez Caba, Pepe Ruiz, Paloma Hurtado, Rafael Hernández, Rafael Conesa, Silvia Aguilar.
89 Minuten (PAL)
Zu Zeiten des Mittelalters nimmt der Teufel die Gestalt des Reisenden Leonardo an und begibt sich in die Welt der Menschen, um deren Fortschritte und Verruchtheit aus erster Hand kennenzulernen. Als skrupelloser und sadistischer Wanderer stattet er unter den Menschen allen sieben Todsünden einen Besuch ab und schadet allen, denen er begegnet: Einen anderen Reisenden tötet er hinterrücks; einem blinden Mann stiehlt er Melonen, einem Blinden uriniert er in dessen Trinkgefäss, wobei er dessen Schüler und Anvertrauten Tomas zu seinem eigenen Jünger macht. Desweiteren verführt er eine verheiratete Frau, nur um sie anschliessend als "Hure" zu brandmarken und ihre Ersparnisse zu stehlen, und verspricht einer Edelfrau, ihre todkranke kleine Tochter zu retten, wenn sie das Bett mit ihm teile — was diese widerwillig tut, nur um dann erleben zu müssen, wie ihre anfänglich gesundende Tochter schliesslich tot in ihrem Bett liegt. Als er auch seinen Schützling Tomas verrät, sinnt dieser auf angemessene Vergeltung.
Die spanische Horrorfilm-Legende Paúl Naschy ist als Leibhaftiger daselbst unterwegs in diesem Film, bei dem Naschy auch das Drehbuch schrieb und auf dem Regiestuhl Platz nahm. Etwas episodenhaft aufgebaut (während man Leonardo/dem Teufel folgt, wie er von einer Szene zur nächsten übergeht, wobei er jeweils Unruhe und Chaos stiftet und/oder sich anderweitig in unheiligen Aktivitäten übt), funktioniert der Film streckenweise schon fast als schwarze Komödie, bei der allerdings vieles "lost in translation" bleibt, denn "El caminante" erfuhr trotz einiger Achtungserfolge auf Filmfestivals in den frühen 1980er Jahren niemals einen richtigen Kinolauf ausserhalb Spaniens, geschweige denn irgendwelche Video-Ausgaben in Spanien oder gar anderen Ländern — eine spanische DVD-Veröffentlichung (ohne Untertitel) war die erste und einzige Heimkino-Veröffentlichung weltweit. So bleibt ein Film, den Naschy als eines seiner "persönlichsten" und "sensibelsten" Werke bezeichnet hat und der zumindest einen bemerkenswerten "Farbtupfer" im reichhaltigen Oeuvre des einstigen Gewichthebers und enthusiastischen Filmemachers darstellt, ähnlich dem ebenfalls ambitionierten "The Frenchman's Garden" ("El huerto del Francés", 1977) kaum gesehen und so gut wie unbekannt.



That House in the Outskirts
Originaltitel: Aquella casa en las afueras
Produktion: Spanien, 1980 
(Farbe)
Kalender Films International
Regie: Eugenio Martín
.
Cast: 
Javier Escrivá, Silvia Aguilar, Alida Valli, Mara Goyanes, Carmen Maura, Gabriel Llopart, Laura Cepeda, María Teresa Tojar, Fernando Chinarro, Beatriz Savón, Silvia Suárez, Dolores Colomer.

97 Minuten (PAL)
Die junge Nieves Ruiz und ihr Mann Joaquin ziehen in eine abgelegene Villa in der Peripherie von Madrid, die er ausgesucht hat, damit seine schwangere Frau sich dort in Ruhe auf die bevorstehende Geburt des gemeinsamen Kindes vorbereiten kann. Für Nieves jedoch kommt die Ankunft in dem Haus einem Schock gleich, denn einige Jahre zuvor diente es als illegale Abtreibungsklinik, in der sie selbst im Alter von 17 Jahren ihr erstes Kind abtreiben liess (wovon sie ihrem Mann natürlich nie erzählt hatte). Und noch immer wohnt Isabel, die Assistentin des damaligen Chefarztes, in dem sinistren Gebäude. Nieves bekommt zunehmende Angstzustände, als ihre Erinnerungen an die schreckliche Zeit in der Klinik nach und nach zurückkehren. Und welche dunklen Geheimnisse verbirgt Isabel?
Paúl-Naschy-Muse Silvia Aguilar ("Das Phantom im Mädchenpensionat"/"Enigma rosso", 1978; "The Traveler"/"El caminante", 1979; "The Carnival of the Beasts"/"El carnaval de las bestias", 1980; "The Werwolf"/"El retorno del hombre lobo", 1980) verkörperte überzeugend die Hauptrolle in diesem wenig gesehenen (auch in Spanien bislang nur auf VHS-Kassette veröffentlichten), langsam in die Gänge kommenden, doch düsteren und durchaus atmosphärischen Horror-Thriller von Regisseur Eugenio Martín ("Horror-Express"/Pánico en el Transiberiano", 1971; "The Fourth Victim"/"La última señora Anderson", 1971; "Die Saat der Angst"/"Una vela para el diablo", 1973). Als unheimliche Haushälterin/Untermieterin ist die für solche Rollen prädestinierte Alida Valli, Genre-Fans bekannt durch zahlreiche Auftritte in europäischen Horror-Klassikern wie "Augen ohne Gesicht" ("Les yeux sans visage", 1959), "Suspiria — In den Krallen des Bösen" ("Suspiria", 1976) oder "Horror infernal" ("Inferno", 1979), zu sehen, die auch hier eine bewährt verstörende Darbietung zum Besten gibt. Mit der Abtreibung greift der Film ein Thema auf, das im katholischen Spanien nach wie vor als sehr "heisses Eisen" gilt.



The Werwolf
Originaltitel: El retorno del hombre lobo
Produktion: Spanien/Argentinien, 1980 
(Farbe)
Dálmata Films S.A.
Regie: Jack Molina (
Jacinto Molina Álvarez).
Cast: 
Paúl Naschy (Jacinto Molina Álvarez), Silvia Aguilar, Azucena Hernández, Julia Saly, Pilar Alcón, Beatriz Elorrieta, Luis Barboo, Narciso Ibáñez Menta, Rafael Hernández, Pepe Ruiz, Ricardo Palacios.
92 Minuten (NTSC)
Im Ungarn des 16. Jahrhunderts werden die Gräfin Elizabeth Báthory und ihre Gefolgschaft, inklusive des polnischen Nobelmannes Waldemar Daninsky, dem man den Vorwurf macht, sich bei Nacht in einen Werwolf zu verwandeln, wegen VampirismusTeufelsanbetungHexereiKannibalismus und anderen Untaten zum Tode verurteilt. In der Gegenwart (1980) reist die ehrgeizige, von Báthory besessene Studentin Erika zusammen mit ihren Freundinnen Barbara und Karen in die Gegend, um die Gräfin mithilfe eines goldenen Medaillons wiederauferstehen zu lassen. In Empfang genommen werden sie jedoch von einem mittelalterlich gekleideten Waldemar Daninsky — zwei Grabräuber hatten ein silbernes Kreuz aus der Brust seines Leichnams entfernt, woraufhin er wieder zum Leben erwachte. Die skrupellose Erika opfert Barbara und erweckt mit ihrem Blut Elizabeth Báthory wieder zum Leben, derweil Karen sich in Waldemar verliebt. Doch alte Flüche rosten nicht, und bei Vollmond verwandelt sich Daninsky erneut in einen mordenden Werwolf. Zu gerne möchte die teuflische Vampirin Báthory Daninsky wieder unter ihre Kontrolle bekommen, doch dieser wehrt sich — es bahnt sich ein Kampf an zwischen dem Werwolf und der Blutgräfin.
War Paúl Naschys Einfluss bei den bisherigen "Outings" der spanischen Werwolf-Filmreihe um den Nobelmann Waldemar Daninsky jeweils begrenzt (Drehbuch und Hauptrolle), so war dieser achte Auftritt seines Lieblings-Charakters sein bisher persönlichster Film der Reihe, bei dem er — mit verhältnismässig hohem Budget — auch als Produzent ("Dálmata Films S.A." war seine eigene Firma) sowie als Regisseur (unter seinem richtigen Namen Jacinto Molina Álvarez) walten konnte, wobei er weitgehend auf Motive seines bislang grössten Kinoerfolgs — "Nacht der Vampire" ("La noche de Walpurgis", 1971) — zurückgriff und diese neu in Szene setzte. Etwa zur gleichen Zeit, als Filme wie Joe Dantes "Das Tier" ("The Howling", 1980) und John Landis' "American Werewolf" ("An American Werewolf in London", 1981) sich anschickten, das Horrorfilm-Subgenre des Werwolf-Films (auch tricktechnisch) zu revolutionieren, drehte Naschy also noch einmal einen altmodischen, ganz in der Tradition seiner Werwolf-Filme der späten 1960er und der 1970er Jahre stehenden Grusler, der sein Hauptaugenmerk auf Atmosphäre durch opulente gotische Sets, alte Schlösser, wabernde Nebel und dezente Erotik legte. Ein schöner Zug war der Auftritt des grossen spanisch-argentinischen Horror-Veterans Narciso Ibáñez Menta in einer leider nur kurzen Nebenrolle als Professor. "The Werwolf" (sic) war ebenso der letzte "Daninsky"-Film, der im deutschen Sprachraum in die Kinos kam (mit dem erwähnten verunglückten Titel, der weder in deutsch noch in englisch funktioniert), wie es auch der letzte Film der Reihe war, der überhaupt den deutschen Sprachraum erreichte. An den Kinokassen wehte jedoch dannzumal bereits ein anderer Wind, und bescheidene Einspielergebnisse brachten das Ende für die kurzlebige "Dálmata Films S.A." und Naschy selbst in finanzielle Schwierigkeiten — was Waldemar Daninsky jedoch nicht für lange von den Leinwänden fernhalten sollte!



Die Auferstehung der reitenden Leichen
Originaltitel: La mansión de los muertos vivientes
Produktion: Spanien, 1982/1985 
(Farbe)
Golden Films Internacional S.A.
Regie: D. Khunne (Jess Franco/Jesús Franco Manera).
Cast: Mabel Escaño, Albino Graziani, Eva León, Robert Foster (Antonio Mayans), Mamie Kaplan (Mari Carmen Nieto), Candy Coster (Lina Romay).
93 Minuten (NTSC)
Vier junge Touristinnen verschlägt es in Spanien in ein scheinbar verlassenes Hotel. Die einzigen Gestalten, auf die sie treffen, sind der höchst seltsame Hoteldirektor sowie ein wunderlicher alter Mann, der sich als Gärtner ausgibt. Derweil halten in einem nahen Kloster lebende Tote ihre Messen ab. Nach und nach verirren sich die Touristinnen in das verwahrloste Gemäuer.
Äusserst obskurer Softsex-Horrorfilm, den der spanische Vielfilmer und Regie-Tausendsassa Jess Franco (alias Jesús Franco Manera; 1930-2013) in "Cinemascope" auf Gran Canaria abdrehte. Nüchtern betrachtet ein Schund- und Schmuddelfilm ersten Ranges mit kaum vorhandenem Plot, noch weniger Logik und Totenmasken aus der Mottenkiste, die schon zehn Jahre zuvor in "Das Blutgericht der gequälten Frauen" ("Les expériences érotiques de Frankenstein", 1972) billig und unecht aussahen, erreicht die notdürftige Entschuldigung, nacktes Fleisch zu präsentieren, in ihren besseren Szenen trotzdem eine traumhafte, surreale Qualität. Ein "Low-Budget"-Nachklapp/Plagiat/Hommage/Sequel/whatever zu Amando de Ossorios Templer-Filmen der frühen 1970er Jahre ("Die Nacht der reitenden Leichen" und dessen drei echte Fortsetzungen), ist der Streifen heute dank aufwendiger Restauration durch das US-DVD-Label "Severin" wieder in besserer Qualität zu bewundern, als man es für möglich gehalten hätte. Francos Lebensgefährtin Lina Romay spielt mit blonder Perrücke und unter dem Pseudonym "Candy Coster". Laut Vorspann ist dies die Verfilmung einer "Novelle" von "D. Khunne" (eines von Francos zahllosen Pseudonymen), die (natürlich) nie existierte.





Hydra — Die Ausgeburt der Hölle
Originaltitel: Serpiente de mar  /  The Sea Serpent
Produktion: Spanien/USA, 1984 
(Farbe)
Constan Films S.A.
Regie: Gregory Greens (Amando de Ossorio).
Cast: Timothy Bottoms, Taryn Power, Jared Martin, Ray Milland, Gérard Tichy, Carole James, Jack Taylor, Víctor Israel, Miguel de Grandy, José Canalejas, Paul Benson, León Klimovsky, Charly Bravo, Texsa Elmer (Teresa del Olmo).
88 Minuten (PAL)
Amerikanische Militärpiloten lassen unweit der Küste Spaniens eine versehentlich scharfgemachte Atomwaffe in die Fluten des Atlantiks fallen. Dort schafft die freigesetzte Radioaktivität der Bombe ein entsetzliches Ungeheuer in der Gestalt einer riesigen Seeschlange. Das Monster macht sich daran, Fischerboote anzugreifen. Eines davon steht unter dem Kommando von Pedro Fontán, einem erfahrenen, doch gerne dem Alkohol frönenden Seemann, dessen Feinde ihm bereits die Schuld an einem anderen Schiffsunglück anlasten. Pedros abenteuerlicher Geschichte von einer Riesen-Seeschlange, die sein Schiff versenkte, wird dementsprechend allenthalben wenig Gehör geschenkt. Derweil gehen die Angriffe des Ungeheuers weiter, und Pedro findet heraus, dass eine überlebende Touristin das Monster ebenfalls gesehen hat. Sie könnte ihn entlasten. Gemeinsam ersuchen sie den Meeresbiologen Professor Timothy Wallace um Rat.
Die spanische Filmindustrie versuchte sich mit "Serpiente de mar", auch bekannt als "The Sea Serpent" und "Hydra", an etwas, das sie in der Vergangenheit nicht oft in Angriff genommen hatte: Einem Monsterfilm. Zwar gab es diesbezüglich einige Anläufe ("Sound from a Million Years Ago"/"El sonido prehistórico", 1964; "Phantastische Reise zum Mittelpunkt der Erde"/"Viaje al centro de la tierra", 1976; oder "Reise zur Insel des Grauens"/"Misterio en la isla de los monstruos" von 1981 rufen sich in Erinnerung), doch ein überzeugender diesbezüglicher Genre-Effort war bislang ausgeblieben. Auch "Hydra — Die Ausgeburt der Hölle" sollte daran nichts ändern. Zwar konnte der Film mit einem skurril designten und auch oft gezeigten Ungeheuer aufwarten, doch die dafür aufgewendete Tricktechnik wirkte bereits im Entstehungsjahr 1984 altmodisch bis angestaubt und lieferte der von Natur aus aggressiven und gehässigen Spezies der sogenannten "Filmkritiker" geradezu eine Steilvorlage, den Film geifernd in der Luft zu zerreissen — was diese dann, ganz ihrem Naturell entsprechend, auch ausgiebig tat. Der letzte Film des spanischen Kult-Horrorfilm-Regisseurs Amando de Ossorio (1918-2001; "Die Nacht der reitenden Leichen"/"La noche del terror ciego", 1971) sollte auch zum letzten (Kino-)Film der alternden britisch-amerikanischen Schauspieler-Legende Ray Milland (1907-1986; "Der Mann mit den Röntgenaugen"/"X: The Man with the X-Ray Eyes", 1963) werden.



Sirene I
Originaltitel: La grieta  /  The Rift
Produktion: Spanien/USA, 1989 
(Farbe)
Dister Group
Regie: Juan Piquer Simón.
Cast: Jack Scalia, Deborah Adair, Ely Pouget, R. Lee Ermey, Ray Wise, Frank Braña, Edmund Purdom, John Toles-Bey, Tony Isbert, Álvaro Labra, Luis Lorenzo.
79 Minuten (PAL)
Das hochmoderne Forschungs-U-Boot "Sirene I" ist auf rätselhafte Weise in den Tiefen des Atlantischen Ozeans verschwunden. Der Konstrukteur von "Sirene I", Wick Hayes, beteiligt sich an Bord der nahezu baugleichen "Sirene 2" an einer von der NATO organisierten Suchmission. In der Nähe des berüchtigten "Dannekin"-Grabens stösst die Mannschaft auf erste Überreste des gesunkenen U-Boots und wird von einem Meeresmonster angegriffen, dessen man sich nur mit Glück entledigen kann. Ein Blackbox-Signal führt die "Sirene 2" in eine riesige unterseeische Höhle, in der die Besatzung von mutierten Ungeheuern aufgerieben wird.
Der schillernde spanische Regisseur Juan Piquer Simón (1935-2011) bescherte der Welt Filme wie "Phantastische Reise zum Mittelpunkt der Erde" ("Viaje al centro de la tierra", 1976), "Sonicman" ("Supersonic Man", 1979), "Pieces — Der Kettensägenkiller" ("Mil gritos tiene la noche", 1981) oder "Slugs — Die Killerschnecken" ("Slugs, muerte viscosa", 1987). Hier beteiligte er sich an der Welle von Unterwasser-Science-fiction-Spektakeln, die im Kinojahr 1989 Hochkonjunktur hatten, und lieferte mit "Sirene I" einen Film ab, der einfach rockt. Obwohl der Film, wie könnte es auch anders sein, harsch kritisiert und übel verrissen wurde, hat er eigentlich alles — eine interessante Story, stimmungsvolle Locations, einen coolen Soundtrack, einige tolle Special-Effects und sogar eine passable Besetzung (Jack Scalia, R. Lee Ermey, Ray Wise und als "eye candy" Ely Pouget). Wer gerade nicht den unglücklichen Fehler begeht, sich diesen Film im deutschen Privatfernsehen zu Gemüte zu führen, bekommt zudem einiges an recht derben Splatter-Effekten vorgeführt. Für seine Spezialeffekte gewann der Film den Goya, den höchsten Filmpreis Spaniens. Und zumindest im Hinblick auf andere Vertreter des spanischen Genre-Kinos doch noch ein gelungener Science-fiction-/Horror-/Monsterfilm.




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